US-Hedgefonds hält mehr als drei Prozent Hudson Executive steigt bei Deutscher Bank ein

Frankfurt · Rückenwind für die gebeutelte Deutsche Bank: Der hierzulande kaum bekannte US-Hedgefonds Hudson Executive wird überraschend einer der größten Aktionäre und stützt den Sanierungskurs des Instituts.

US-Hedgefonds Hudson Executive steigt bei Deutscher Bank ein
Foto: dpa/Arne Dedert

Hudson teilte am Donnerstag in New York mit, man halte rund 3,1 Prozent am größten deutschen Geldhaus. Christian Sewing, der seit April amtierende neue Chef der krisengeschüttelten Bank erklärte, er freue sich über den neuen Anteilseigner: "Doug Braunstein und Hudson Executive haben große Erfahrung mit Finanzdienstleistungsunternehmen. Wir schätzen das Vertrauen von Hudson Executive in das Management unserer Bank und in unsere Strategie." An der Börse sorgte die Nachricht für gute Laune: die im Dax gelistete Aktie zog um 3,3 Prozent an. Noch vergangene Woche war das Papier auf ein Rekordtief getürzt.

Mit dem Anteil, den Hudson-Chef Douglas Braunstein in den vergangenen Monaten aufgebaut hat, wird er zu einem der größten Anteilseigner des Geldhauses. Dennoch beansprucht Hudson keinen Sitz im zwanzigköpfigen Aufsichtsrat, wie Braunstein Reuters sagte. Seinen Anteil weiter aufstocken will er vorerst auch nicht: "Aktuell sind wir mit unserem Anteil sehr glücklich." Top-Aktionäre sind laut Refinitiv, der ehemaligen Datensparte von Thomson Reuters, weiterhin das Emirat Katar (6 Prozent), der US-Vermögensverwalter Blackrock (5,3 Prozent) und der chinesische Mischkonzern HNA (7,6 Prozent), der seine Beteiligung allerdings mittelfristig wieder abbauen will. Unter den größten Aktionären befindet sich zudem der US-Finanzinvestor Cerberus mit einem Anteil von drei Prozent.

Braunstein erklärte, die Bank habe noch erheblichen Spielraum, ihre Bilanzstruktur zu verbessern. Dem "Wall Street Journal" sagte der ehemalige Finanzchef der US-Großbank JP Morgan, aus seiner Sicht sei das Frankfurter Institut "missverstanden und unterbewertet". Er beschäftigt sich nach eigenen Worten bereits seit 2017 mit einem möglichen Engagement. Die Bank hatte vergangene Woche zwar einen niedrigeren Gewinn gemeldet als erwartet, aber für das Gesamtjahr ebenfalls einen Gewinn in Aussicht gestellt - den ersten seit 2014. Konzernchef Sewing hatte im Frühjahr den glücklosen Briten John Cryan abgelöst und dem Institut eine Rosskur verordnet, die den Abbau Tausender Stellen, einen Teilrückzug aus den USA und aus dem Aktienhandel vorsieht. Zudem hat der 48-Jährige den Sparkurs verschärft, er dreht jeden Euro zweimal um.

Braunstein lobte Sewing mit deutlichen Worten: "Wir hätten dieses Investment nicht gemacht, wenn wir nicht denken würden, dass er der Richtige für diesen Job ist." Einem potenziellen Zusammenschluss der Deutschen Bank mit der Commerzbank steht der Hedgefondsmanager eher reserviert gegenüber. Die Deutsche Bank habe genügend "eigene Kraft", um ohne eine solche Fusion auszukommen. Er selbst sei nicht bei der Commerzbank engagiert. Hudson Executive Capital würde 2015 gegründet und bezeichnet sich selbst als aktiven und konstruktiven Investor. Der Fonds verwaltet rund 1,4 Milliarden Dollar. Der jetzt erworbene Anteil an der Deutschen Bank ist rund 620 Millionen Dollar schwer.

Besonders angetan haben es Braunstein die Transaktionsbank des Instituts, in der Aktivitäten rund um den Zahlungsverkehr gebündelt sind, und die Fondstochter DWS. Beide wiesen noch großes Potenzial auf. Die größte Transaktionsbank Europas zählte er zu den "Kronjuwelen" des Geldhauses, sie hatte im dritten Quartal allerdings einen Rückgang der Einnahmen hinnehmen müssen. Sewing hatte deshalb mit Stefan Hoops kürzlich einen neuen Chef ernannt. In der vergangenen Woche war dann auch der bisherige Chef der DWS, der Franzose Nicolas Moreau, durch Asoka Wöhrmann ersetzt worden, einen Vertrauten Sewings und langjährigen Deutschbanker. Die im Frühjahr teilweise an die Börse gebrachte Sparte schwächelte zuletzt, weil Kunden in großem Stil Geld abzogen und einige wichtige Manager ihren Hut nahmen. Auch der Kurs der im SDax notierten DWS-Aktie entwickelte sich nicht wie erhofft.

(felt/Reuters)
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