Hauptversammlung des VW-Konzerns Ursula Piëch — Ehefrau im Aufsichtsrat

Hamburg · Es war ein wichtiger Auftritt für Ursula Piëch an diesem Donnerstag in Hamburg. Denn die Ehefrau von VW-Patriarch Ferdinand Piëch soll bei der Hauptversammlung des Volkswagen-Konzerns in den Aufsichtsrat gewählt werden. Auch wenn ihre Wahl als sicher gilt, unumstritten ist sie nicht.

 Das Ehepaar Ferdinand und Ursula Piëch bei ihrer Ankunft auf der VW-Hauptversammlung in Hamburg.

Das Ehepaar Ferdinand und Ursula Piëch bei ihrer Ankunft auf der VW-Hauptversammlung in Hamburg.

Foto: afp, OLIVER HARDT

"Ich möchte dazu beitragen, den Erfolg des Unternehmens zu stärken und ihre Interessen zu vertreten", sagte Ursula Piëch bei ihrer Vorstellungsrede in Hamburg vor den Aktionären. Da sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann um ihre unternehmerischen Aktivitäten kümmere, sei ihr die Sichtweise der Groß- und Kleinaktionäre sehr wohl vertraut. An der Seite ihres Mannes habe sie auch ein Gefühl für schwierige Zeiten entwickelt, betonte die Gattin von Ferdinand Piëch, der mitten in einer Krise auf den Chefsessel des Unternehmens wechselte.

Schon vor ihrer Rede machten die beiden deutlich, welche Rolle die 55-Jährige in Zukunft spielen soll. Bei ihrer Ankunft zur Hauptversammlung schreiten die beiden an unzähligen Modellen des Konzerns vorbei, lassen sich immer wieder fotografieren. Und der VW-Patriarch hält seiner Gattin galant die Tür auf, während sie sich an das Steuer eines knallroten Golf Cabrios setzt.

Unterstützung der Großaktionäre

Mit dem Schritt, seine Frau in den Aufsichtsrat zu holen, ordnet Ferdinand Piëch sein Erbe. Sein Mandat soll an diesem Tag ebenfalls verlängert werden. Doch Piëch ist bereits 75, wie lange er noch dabei ist, weiß niemand. Mit der Nominierung seiner Frau wolle er für Kontinuität sorgen, hieß es in Konzernkreisen.

Die Unterstützung der Großaktionäre Porsche, Katar und Niedersachsen hat das Ehepaar bereits. Und so gilt die Wahl als sicher, doch es hagelt auch Kritik von mehreren Seiten. So sagte Ingo Spiech, Fondsmanager bei Union Investment, dem "Handelsblatt" vor der Wahl: "Wir wollen gegen die Nominierung Piëchs und seiner Frau stimmen, da das unserer Meinung nach gegen die Grundsätze guter Unternehmensführung verstößt." Denn klar ist: Mit der Wahl Ursula Piëchs festigt die Familie ihre Position innerhalb des Konzerns.

Das Blatt zitiert noch mehrere Stimmberechtigte, die Ursula Piëch nicht wählen wollen, unter anderem wegen der "Vermengung persönlicher Interessen mit Firmeninteressen". Tatsächlich gilt die 55-Jährige schon seit einiger Zeit als einflussreiche Persönlichkeit, hatte aber bislang nie ein offizielles Amt inne. Lediglich in den Stiftungen des VW-Patriarchen ist sie seine Stellvertreterin. Nun könnte ihr Einfluss noch größer werden.

Einst Kindermädchen

Ursula Piëch wurde den Aktionären als Kindergärtnerin und Horterzieherin mit zusätzlichem Prüfungsfach Wirtschaft und Recht vorgestellt, wie das "Handelsblatt" aus der Einladung zur Hauptversammlung zitiert. Tatsächlich hatte sie mit 25 Jahren einen Kindergarten in Österreich geleitet und so auch Ferdinand Piëch kennengelernt. Denn sie kam 1982 zunächst als Kindermädchen ins Haus des VW-Patriarchen.

Piëch, damals bereits neunfacher Vater, verliebte sich in die 19 Jahre jüngere Frau und heiratete sie zwei Jahre später. Drei Kinder hat das Paar zusammen. Doch nun stehen für sie große Aufgaben an — im Aufsichtsrat des VW-Konzerns.

"Mit ihr bekomme der Aufsichtsrat eine weitere kompetente Frau", sagte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU). Und auch die Arbeitnehmerseite ist von der Wahl erfreut. "Ich kenne und schätze Frau Piëch seit vielen Jahren", sagte Bernd Osterloh, Chef des VW-Betriebsrates nach der Nominierung. Ob sie diesen Vorablob gewachsen ist, wird sie in den nächsten Jahren zeigen.

mit Agenturmaterial

(das)
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