Übernahme von TNT Express geplatzt UPS steht vor einem Scherbenhaufen

Amsterdam · Der US-Paketzusteller UPS zieht sein Übernahmeangebot für den niederländischen Mitbewerber TNT Express wegen kartellrechtlicher Bedenken zurück. Das Aus kommt UPS teuer zu stehen: 200 Millionen Euro Entschädigung an TNT sind nun fällig.

Eine der größten Übernahmen in der Geschichte der Logistik-Branche ist geplatzt: Der US-Paketzusteller UPS will seine 5,2 Milliarden Euro schwere Offerte für den niederländischen Konkurrenten TNT Express zurückziehen. Hintergrund sind nach einer Mitteilung des US-Riesen wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission.

Die Brüsseler Wettbewerbshüter wollten der Übernahme einen Riegel vorschieben. Die Deutsche Post muss damit nicht mit schärferer Konkurrenz durch einen deutlich gewachsenen Wettbewerber UPS rechnen. Eine Sprecherin wollte das Scheitern der Fusion nicht kommentieren. Die EU-Kommission habe den beteiligten Firmen mitgeteilt, sie bereite ein Verbot der Fusion vor, teilte UPS am Montag mit.

UPS muss TNT nun für das Aus entschädigen: Der weltgrößte Paketdienst werde TNT Express für den Abbruch der Transaktion eine Gebühr von 200 Millionen Euro zahlen, hieß es weiter. Aktien von TNT Express brachen ein. Sie eröffneten mit einem Minus von 49 Prozent. UPS hatte die Übernahme von TNT Express vor einem knappen Jahr angekündigt - und sich damals zuversichtlich gezeigt, dass die Transaktion nicht am Widerstand der Wettbewerbshüter scheitert.

UPS steht vor einem Scherbenhaufen

Noch im dritten Quartal 2012, hieß es damals, werde die Milliarden-Übernahme abgeschlossen. Entstehen sollte ein weltweit agierender Gigant mit einem Umsatz von über 45 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Post hatte 2011 abseits des Briefgeschäfts einen Umsatz von rund 39 Milliarden Euro erwirtschaftet. Knapp 400.000 Menschen beschäftigt der US-Konzern weltweit, bei TNT sind es rund 77.000 Personen. "Wir schmieden einen Weltmarktführer", kündigte UPS-Finanzchef Kurt Kuehn damals an. Nun steht der US-Riese vor einem Scherbenhaufen.

"Wir sind angesichts der Position der EU-Kommission außerordentlich enttäuscht", erklärte UPS-Chef Scott Davis. UPS habe den Brüsseler Wettbewerbshütern erhebliche Zugeständnisse angeboten, um ihre Bedenken auszuräumen. UPS werde sich genauer erklären, wenn die EU-Kommission ihren Verbotsbeschluss formell gefällt habe. Dieses werde in den kommenden Wochen erwartet. UPS wolle aber auch ohne TNT Express wachsen, stellte Davis klar.

Der Konzern habe die finanzielle Stärke, künftige Gelegenheiten zu ergreifen. TNT Express reagierte ebenfalls enttäuscht angesichts des Scheiterns der Übernahme. Die Pläne hätten das Management von seinen eigentlichen Aufgaben abgelenkt - denen es sich nun wieder zuwenden wolle, hieß es. Nun sollten neue Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität her. Unklar blieb zunächst, wie der US-Konkurrent FedEx auf das Scheitern der UPS-Pläne reagiert. Die Nummer zwei am US-Markt galt in der Vergangenheit als möglicher Käufer von TNT Express.

(REU/jre/rm)
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