Unkrautvernichter Österreich verbietet Glyphosat

Österreich prescht voran: Es verbietet den Unkrautvernichter, der in der EU noch bis 2022 erlaubt ist. Bayer hält das für europarechtswidrig. Die Bayer-Aktie gibt leicht nach.

 Mitglieder  von Greenpeace demonstrieren vor Beginn der Sitzung des Nationalrates in Wien für ein Totalverbot des Unkrautvernichters Glyphosat.

Mitglieder  von Greenpeace demonstrieren vor Beginn der Sitzung des Nationalrates in Wien für ein Totalverbot des Unkrautvernichters Glyphosat.

Foto: dpa/Roland Schlager

Schlechte Nachricht für Bayer: Der Unkrautvernichter Glyphosat darf künftig in Österreich nicht mehr verwendet werden. Das beschloss das Parlament, der Nationalrat, am Dienstag. Österreich ist damit das erste Land in der EU, das das Mittel komplett verbietet. Der im Nationalrat von den Sozialdemokraten (SPÖ) eingebrachte Antrag für ein Totalverbot wurde von der FPÖ unterstützt. Österreich wird derzeit von einer Übergangsregierung geführt, im Nationarat entscheiden wechselnde Mehrheiten. „Die wissenschaftlichen Beweise für eine krebserregende Wirkung des Pflanzengifts mehren sich“, begründete SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner den Antrag. Bedenken wurden genährt, als die Weltgesundheitsorganisation Glyphosat 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte.

Bayer kritisierte den Beschluss. „Die Entscheidung des Nationalrats steht im Widerspruch zu umfangreichen wissenschaftlichen Ergebnissen zu Glyphosat. Die Abgeordneten ignorieren die Einschätzung der österreichischen Behörde sowie der Europäischen Union“, erklärte der Leverkusener Konzern.  Sie ignorierten auch die professionelle Arbeit der österreichischen Bauern. Man nehme die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis, gehe aber davon aus, dass sie von der EU-Kommission kritisch hinterfragt werde, so Bayer. Die Aktie gab leicht nach.

In der EU ist Glyphosat bis Ende 2022 zugelassen. Ob es dann eine Verlängerung gibt, ist fraglich. Kanzlerin Merkel hatte unlängst angekündigt, dass die Bundesregierung bis September über einen Glyphosat-Verzicht entscheiden wird. Es sei im Koalitionsvertrag festgelegt, dass man eine Strategie zum schnellen Ausstieg wolle.

Seit der Monsanto-Übernahme gehört Bayer zu den größten Herstellern, sieht sich in den USA aber mit 13.400 Klägern konfrontiert, die Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Bayer setzte 2018 mit Unkrautvernichtern 4,2 Milliarden Euro um, sagt aber nicht, wie viel davon auf Glyphosat entfällt. Es dürfte eine Milliarde sein. Vor der Monsanto-Übernahme lag Bayers Herbizid-Umsatz bei 2,6 Milliarden.

Schon im Vorfeld hatte die Industrie die Wiener Pläne kritisiert: „Das Gesetz verstößt gegen EU-Recht. Das ist Populismus auf dem Rücken der heimischen Landwirte“, sagte Christian Stockmar, Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP). Glyphosat führe zu 30 bis 60 Prozent höheren Erträge und sei bei sachgerechter Anwendung sicher. Ein Totalverbot würde Erkenntnisse voraussetzen, die zum Zeitpunkt der Zulassung nicht bekannt waren. Diese gebe es nicht. Die Gesundheit der Menschen müsse vorgehen, meinte dagegen FPÖ-Fraktionschef Norbert Hofer.

Mit Material von Reuters

(Mit Material von Reuters)
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