Superschnelles Internet Düsseldorf wird Gigabit-Stadt

Düsseldorf · Die Landeshauptstadt wird nach Bochum und Frankfurt dritte Stadt Deutschlands, in der der Kölner Kabel-Netzbetreiber Unitymedia Online-Anschlüsse mit einem Übertragungstempo von bis zu einem Gigabit pro Sekunde anbietet.

 Unitymedia-Chef Winni Rapp. (Archiv)

Unitymedia-Chef Winni Rapp. (Archiv)

Foto: Unitymedia

Rund 320.000 Haushalte werden das Angebot nutzen können. Das erklärt Unitymedia-Chef Winni Rapp unserer Redaktion. „Wir wollen zeigen, dass Kabel die erste Wahl ist, wenn es um den Gigabit-Netzausbau in Deutschland geht“, sagt er, „als NRW-Landeshauptstadt und wegen der sehr internetaffinen Bevölkerung haben wir uns für Düsseldorf als nächste Stadt entschlossen.“

Das Vorpreschen in Düsseldorf hat auch den Zweck, Stärke gegenüber dem künftigen Eigentümer Vodafone Deutschland zu zeigen, der hier seine Zentrale hat. Deutschlands zweitgrößter Telefonkonzern hat angekündigt, Unitymedia für mehrere Milliarden Euro übernehmen zu wollen, was die Kartellbehörden aktuell prüfen.„Wir begrüßen es, wenn Unitymedia und Vodafone zusammengehen wollen“, sagt Rapp, „Mobilfunk ist eine exzellente Ergänzung zu unserem Kabel-TV- und Internetangebot.“

Für Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter würde sich mit der Integration von Unitymedia ein Traum erfüllen: Er könnte die Telekom bundesweit in allen Städten Deutschlands mit überlegenen Online-Anschlüssen per Kabel-TV- attackieren, wogegen er bisher Kabel-Anschlüsse nur im Gebiet der vor wenigen Jahren übernommenen Kabel-Deutschland hat. Rapp: „Aktuell konkurrieren wir zwar noch um jeden Kunden. Aber nach einem Zusammenschluss könnten unsere Kunden von neuen konvergenten Plattformen und Angeboten eines national agierenden Unternehmens profitieren.“

Rapp macht im Gespräch klar, dass die 2700 Mitarbeiter zählende Unitymedia innerhalb des künftigen Konzernes von rund 16.000 Mitarbeitern nicht nur Anhängsel sein will. „Wir sind sehr daran interessiert, uns einzubringen, damit die vielen Errungenschaften und Stärken unseres Unternehmens, also insbesondere die Mitarbeiter und unsere Innovationsfreude, erhalten bleiben.“

Dabei meint Rapp, dass der große Partner von Projekten von Unitymedia lernen könne. Unitymedia rüstet Busse der Rheinbahn in Düsseldorf mit W –Lan auf, ebenso viele Schulen. Jetzt bietet Unitymedia den Kunden kleine Geräte an („Connect-Booster“), mit denen sie das Internetsignal im ganzen Haus über die Stromleitungen an weitere W-Lan-Router leiten können . „Das sind Projekte, mit denen wir uns vorne sehen. Entscheidend ist die Zufriedenheit der Kunden“, sagt er, „und da haben Befragungen ergeben, dass sehr viele Leute auch im Schlafzimmer und möglichst einfach einen optimalen Internetempfang haben wollen.“

Umso mehr wirft Unitymedia zurück, wenn wie kürzlich bei Münster viele Tausend Kunden vom Netz abgeklemmt sind, weil eine Leitung von einem Bagger zerstört wurde. „Wir sind bedrückt, wenn die Kunden dann ohne TV-Signal und Internet dastehen“, sagt er. Fällt das TV-Signal aus, kommen mittlerweile verstärkt mobile Technikwagen für solche Notfälle zum Einsatz. „Das Fahrzeug kann das TV-Signal per Sat-Schüssel aufnehmen und dann Wohngebiete mit einem Notanschluss versorgen.“

Erstaunlich ist, dass Rapp berichtet, trotz bevorstehender Übernahme durch Vodafone sei die Motivation bei den Unitymedia-Mitarbeitern gut: „Alle unsere Umfragen zeigen eine weiterhin hohe Mitarbeiterzufriedenheit, es gibt keine höhere Anzahl von Kündigungen.“

Dabei kann das Unternehmen von Vodafone lernen: Während Unitymedia für einen Gigabit-Anschluss 100 Euro im Monat verlangt, bietet Vodafone-Chef Ametsreiter ihn für 19,99 Euro an, ab dem zweiten Jahr sind 79,99 Euro fällig. Woher kommt der Unterschied? Rapp ist Finanzprofi und achtet auf die Kasse, Ametsreiter sieht sich als eher als Marketingprofi.Vodafone hat auch bereits rund 50 Städte inklusive München und Hamburg zur Gigabit-Kommune gemacht.

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