Zusammenarbeit Underberg kooperiert mit Rémy

Rheinberg (RP). Der Rheinberger Magenbitterfabrikant und Rémy Cointreau schließen sich zum drittgrößten Distributor für Weine und Spirituosen in Deutschland zusammen. Der gemeinsame Umsatz soll bei mehr als 400 Millionen Euro liegen.

 Eine Aufnahme des Underberg-Stammhauses in Rheinberg aus dem Jahr 2000

Eine Aufnahme des Underberg-Stammhauses in Rheinberg aus dem Jahr 2000

Foto: ddp

Der harte Wettbewerb in der Spirituosenbranche stellt selbst ein Weltunternehmen wie Underberg vor neue Herausforderungen: Gestern gab das Traditionshaus vom Niederrhein bekannt, dass es eine Allianz mit einem französischen Partner schließt und damit im Vertrieb von Weinen und Spirituosen auf Platz drei der Welt vorrücken wird.

Underberg und Rémy Cointreau, beides unabhängige Getränkehersteller in Familienbesitz, bilden ein Vertriebs-Joint-Venture. Dabei erwirbt Rémy Cointreau einen 50-prozentigen Anteil an den Unternehmen Diversa und TeamSpirit, die bislang hundertprozentige Underberg-Tochtergesellschaften sind. In Österreich und in der Schweiz kooperieren Underberg und Rémy Cointreau bereits.

Diversa und TeamSpirit werden für die Vermarktung des Sortiments von Rémy Cointreau auf dem deutschen Markt zuständig sein, das unter anderem das Rémy Martin Cognac-Sortiment, Cointreau, Piper Heidsieck Champagner sowie die griechische Spezialität Metaxa umfasst; zugleich wird das bestehende Sortiment von Underberg mit dem Magenbitter als Hauptmarke, aber unter anderem auch mit Asbach, vermarktet.

Durch dieses Joint-Venture entsteht der drittgrößte Distributor für Weine und Spirituosen in Deutschland mit einem breiten Portfolio großer nationaler und internationaler Marken, das Handel und Gastronomie betreut. Erwarteter Umsatz: mehr als 400 Millionen Euro. Erfreulich für den Wirtschaftsraum Niederrhein: Das Vertriebs-Joint-Venture, das vorbehaltlich der Genehmigung durch das Bundeskartellamt ab April 2009 an den Start geht, bleibt in Rheinberg angesiedelt, der Außendienst dort wird um 15 bis 20 Mitarbeiter aufgestockt. Auch die Innendienst-Strukturen im Semper-Idem-Haus sollen den neuen Herausforderungen angepasst werden, so Underberg-Vorstand Wilfried Mocken. Semper Idem — das ist seit 1846 das Markenzeichen des Magenbitterfabrikanten: die Aussage, dass Underberg beständig in der Qualität sei und einzigartig auf der Welt. Als einen der letzten weißen Flecken eroberten die Niederrheiner vor gut einem Jahr Brasilien. Nachdem sich die Rheinberger die Namensrechte gesichert hatten, wird Underberg auch dort nur noch in der typischen Portionsflasche mit Strohpapier aus deutscher Produktion verkauft. Deutlich über 90 Prozent der erwachsenen Deutschen kennen Marktforschern zufolge "den wohltuenden Kräuter" in der kleinen Flasche, dessen Geschichte im Grunde schon während des Zweiten Weltkrieges begann.

1940 musste die Underberg-Produktion eingestellt werden, weil die notwendigen Kräuter nicht mehr beschafft werden konnten. Doch für Gründer-Enkel Emil Under- berg I. (1904-1958) stand fest, dass es auch nach dem Krieg auf jeden Fall wieder das einzigartige Getränk geben sollte. Im erwarteten Neubeginn sah Emil Underberg zugleich die Chance auf die Einführung einer verbrauchsgerechten Verpackung: der 20 Milliliter-Flasche. Sie sollte den Konsumenten über die richtige Dosierung informieren und gleichzeitig vor Betrügern schützen, die noch vor dem Krieg in großem Stil Bitterliköre in Underberg-Flaschen umgefüllt und als Underberg verkauft hatten.

20 Milliliter, so Underbergs Analyse, seien genau die Menge, bei der die Kräuter optimal auf das leibliche Wohlbefinden einwirken könnten. Kaum jemand glaubte an den Erfolg der neuen Mini-Verpackung. Doch die Skeptiker wurden eines Besseren belehrt. Die allgemeine wirtschaftliche Lage im Nachkriegsdeutschland unterstützte den Underberg-Erfolg: Die kleinen Fläschchen erlaubten der Bevölkerung den Underberg-Konsum bei nur geringer Kaufkraft.

(RP)
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