Heftige Kritik Üppige Gehälter und Preiserhöhung bei der Bahn

Hamburg/Berlin (rpo). Erst kündigt die Bahn gepfefferte Preiserhöhungen zum Januar an. Dann wird bekannt, dass sich gleichzeitig die Vorstandsmitglieder üppige Gehaltserhöhungen geleistet haben. Das sorgt für fassungslose Reaktionen.

Wie "Bild am Sonntag" berichtet, sind seit dem Amtsantritt von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Bezüge für die acht Vorstandsmitglieder um 400 Prozent gestiegen. Laut Geschäftsbericht hätten sie sich in den Jahren 1999 bis 2005 von 3,7 Millionen Euro auf 14,7 Millionen Euro erhöht.

Die Bahn bezeichnete diese Darstellung als falsch. "Beliebig herausgegriffene Zahlen" der Geschäftsberichte von 1999 und 2005 könnten nicht miteinander verglichen werden, da sich inzwischen die Standards für die Rechnungslegung geändert hätten, erklärte der Konzern am Sonntag. Darüber hinaus hätten sich weitere Rahmenbedingungen geändert. Zudem lägen "die Vorstandsgehälter im Vergleich zu anderen Unternehmen dieser Größenordnung weit unter Durchschnitt".

Der Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland, Michael Gehrmann, sagte der Zeitung, er sei fassungslos. Es hätte die letzten Jahre gar keine Gehaltserhöhung geben dürfen, denn die Leistung des Vorstands stimme nicht. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. "Wenn es super läuft, kann man die Bezüge der Spitzenmanager erhöhen - aber es läuft nicht super", sagte er. Die Züge seien nicht pünktlich und die Preispolitik sei nicht ambitioniert. "Man erhöht einfach dauernd die Tarife."

Einer Umfrage zufolge wollen wegen der angekündigten Preiserhöhungen 16 Prozent aller Deutschen seltener mit der Bahn fahren als derzeit. 50 Prozent werden genau so häufig wie bisher Bahn fahren, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine Umfrage des Forsa-Instituts. 34 Prozent gaben an, sie führen ohnehin niemals mit der Bahn.

Wie das Blatt weiter schreibt, nimmt die Pünktlichkeit der Bahn weiter ab. Nach Informationen aus dem Bundesverkehrsministerium seien im ersten Halbjahr nur 82 Prozent der Züge weniger als fünf Minuten zu spät ans Ziel gekommen. Im August und September sei die Quote bis auf 68 Prozent abgesackt. Auch dies bezeichnete die Bahn als "definitiv falsch". Die Züge seien in den Jahren 2004 und 2005 mit über 90 Prozent Pünktlichkeit im Personenverkehr unterwegs. Dieses Ziel wolle sie unverändert auch im laufenden Jahr erreichen.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort