Überstunden oder Kündigung Musk setzt Twitter-Mitarbeitern Pistole auf die Brust

New York · Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk hat seinen Mitarbeitern mitten in einer Entlassungswelle ein Ultimatum gestellt: Sie müssen bis Donnerstag entscheiden, ob sie „lange Arbeitszeiten mit hoher Intensität“ akzeptierten oder eine Abfindung von drei Monatsgehältern nehmen wollen.

Elon Musk (Archivbild).

Elon Musk (Archivbild).

Foto: dpa/Susan Walsh

Das twitterte Musk über den Kurznachrichtendienst an die Beschäftigten. Wer nicht bis Donnerstagabend New Yorker Zeit auf einen Link geklickt habe, der bestätigt, „dass du Teil des neuen Twitter sein willst“, der gelte als gekündigt. „Welche Entscheidung auch immer Sie treffen, ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen, Twitter erfolgreich zu machen“, schrieb Musk.

„Um in Zukunft ein bahnbrechendes Twitter 2.0 aufzubauen und in einer zunehmend wettbewerbsorientierten Welt erfolgreich zu sein, müssen wir extrem hart sein“, hieß es in der Botschaft. „Das bedeutet lange Stunden bei hoher Intensität. Nur außergewöhnliche Leistungen werden als bestanden bewertet.“ Musk kündigte zudem an, dass Twitter unter seiner Führung „viel ingenieursorientierter“ sein werde.

Eine Kopie der Nachricht, über die die „Washington Post“ berichtete, wurde von Reuters geprüft. Eine Person, die die Nachricht bei Twitter erhalten hatte, bestätigte zudem deren Inhalt. Twitter war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Außerdem verschiebt Twitter das neue Abo-Modell mit dem blauen Verifizierungssymbol auf Ende November. Musk teilte am Dienstag per Twitter mit, der Start von „Blue Verified“ erfolge am 29. November und damit zwei Wochen später als zunächst angekündigt. Er wolle „sichergehen“, dass das neue Modell „felsenfest“ sei.

Musk reagierte damit auf eine Flut von gefälschten Profilen auf Twitter, nachdem das neue Abo-Modell vergangene Woche bereits auf iPhones eingeführt worden war. Das blaue Verifizierungssymbol, ein weißer Haken in einem blauen Kreis, erhielten alle, die eine Monatsgebühr von acht Dollar zahlten - daraufhin tauchten zahlreiche gefälschte Profile von Prominenten und Unternehmen auf, etwa des Basketballers LeBron James oder Nintendo. Das Pharmaunternehmen Eli Lilly etwa musste klarstellen, dass es Insulin keineswegs künftig umsonst abgebe.

Vor der Twitter-Übernahme durch Musk am 27. Oktober erhielten Persönlichkeiten, offizielle Stellen oder Unternehmen das Verifizierungssymbol nach einer Überprüfung durch den Kurzbotschaftendienst gratis. Musk kündigte an, dieses Zweiklassensystem „von Feudalherren und Bauern“ abzuschaffen. Er will den Kurzbotschaftendienst zudem unbedingt profitabel machen.

Das neue Abo-Modell war am Freitag deaktiviert worden; US-Medien zitierten ein internes Schreiben, wonach die Einführung auf Eis liege, „um die Probleme von Identitätsdiebstahl zu lösen“.

Musk kündigte nun am Dienstag an, ab dem 29. November werde „jede Namensänderung den Verlust des blauen Hakens verursachen, bis der Name von Twitter verifiziert ist“. Wer kein Abonnement abschließe, verliere den Haken im darauffolgenden Monat.

Seit seiner Machtübernahme bei Twitter krempelt Musk das soziale Netzwerk im Eiltempo um. Der Milliardär und Tesla-Gründer hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen. Er setzte unmittelbar darauf den bisherigen Chef Parag Agrawal und andere hochrangige Manager vor die Tür. Außerdem feuerte Musk rund die Hälfte der zuvor etwa 7000 Beschäftigten.

(felt/Reuters)
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