Ohne Lohnausgleich Tui kehrt zur 40-Stunden-Woche zurück

Hannover (RPO). Für die 2000 deutschen Mitarbeiter des Reiseveranstalters Tui gilt demnächst wieder die 40-Stunden-Woche. Tui verlängert die Arbeitszeit um 6,5 Stunden im Monat ohne Lohnausgleich. Gleichzeitig verzichtet die Geschäftsführung auf die Ausgliederung von Mitarbeitern in Billiglohnfirmen.

Ein Tui-Sprecher bestätigte am Mittwoch Presseberichte, wonach sich Arbeitgeber und Betriebsrat auf eine entsprechende Betriebsvereinbarung geeinigt hätten. Eine Sprecherin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Berlin bestätigte das Gesprächsergebnis, sagte aber, die Zustimmung von Verdi dazu stehe noch aus. Grundsätzlich sehe die Gewerkschaft längere Arbeitszeiten kritisch, sagte sie. Eine Entscheidung falle "in den kommenden Tagen".

Tui-Deutschland gerät immer stärker durch Billigkonkurrenten wie Schauinsland, Alltours oder Opodo unter Druck. Die Wettbewerber bündeln erfolgreich billige Flüge und im Überschuss vorhandene Hotelangebote zu Paketen. Vor allem sogenannte virtuelle Reiseanbieter nutzen mithilfe schneller Datenbanken die Überkapazitäten bei Flugzeugen und Betten.

Anders als Tui müssen diese virtuellen Reiseveranstalter keine Animateure oder Reiseleiter an den Ferienorten einstellen und haben auch weitere Kostenvorteile. Dagegen gilt für die rund 1100 Mitarbeiter des großen Konkurrenten Thomas Cook (Neckermann-Reisen) die 38,5-Stunden-Woche.

Tui-Deutschland hatte unter diesem Druck vor drei Wochen Reformen angekündigt. Billigreisen sollen in Zukunft weitgehend automatisch zusammengestellt werden, gleichzeitig will der Marktführer die Zahl der exklusiven teuren Hotels ausbauen.

Um die Renditeziele des Konzerns zu halten, muss Tui-Deutschland die Kosten senken. Wie der Tui-Sprecher mitteilte, soll deshalb die Arbeitszeit um 6,5 Stunden monatlich ohne Lohnausgleich verlängert werden. Bisher sei im Tarifvertrag die 38,5-Stunden-Woche festgeschrieben. Mit der Verlängerung kämen die Tui-Mitarbeiter auf etwa 40 Stunden pro Woche. Außerdem soll es bei der betrieblichen Altersversorgung Einschnitte geben. Neue Mitarbeitern sollen künftig weniger Zuschüsse zur Alterversorgung bekommen.

(apd/felt)
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