Manager können nicht so weiter machen Trichet kritisiert Banken

Frankfurt/Main (RPO). EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat das Verhalten der Banken nach der Finanzkrise scharf kritisiert. "Die wären alle weg, wenn wir sie nicht gerettet hätten, das hatten wir vor Augen", sagte der Chef der Europäischen Zentralbank. Es sei ihm völlig unverständlich, dass Bankmanager nun glaubten, weitermachen zu können wie zuvor.

Exzessive Vergütungen und Bonuspakete sowie rein kurzfristig erzielte Gewinne, die keinen Bezug zur Realwirtschaft hätten, seien unhaltbare Zustände und "mit unseren bestehenden demokratischen Grundwerten nicht vereinbar". Trichet verteidigte in der "Welt am Sonntag" erneut die Entscheidung der Zentralbank, erstmals Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder wie Griechenland, Portugal und Irland zu kaufen: "Die Situation war zu dramatisch. Europa war in diesem Moment das Epizentrum der Krise."

Dass es gerade in Deutschland scharfe Kritik an dem Vorgehen gab, führt er auch auf eine unterschiedliche Auffassung zwischen der Bevölkerung in Deutschland und dem Rest der Eurozone zurück: "Ich habe in den vergangenen Wochen eins verstanden: In Deutschland wird einiges anders interpretiert", sagte Trichet. "Die No-Bail-out-Klausel heißt, dass es keine Verpflichtung zu Subventionen und Transfers gibt. Aber sie heißt nicht, dass in außergewöhnlichen Umständen ein Land einem anderen Land keinen Beistand gewähren darf."

Trichet macht Berlin und Paris mitverantwortlich

Die dramatische Staatsfinanzierungskrise sei eingeleitet worden, als Deutschland und Frankreich vor sechs Jahren gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt verstoßen hätten, sagte Trichet: "Ich wünschte, die deutsche Öffentlichkeit hätte mit der gleichen Empörung auf den Bruch des europäischen Stabilitätspaktes 2004 reagiert wie auf unsere Entscheidung, Staatsanleihen zu kaufen." Besonders Deutschland und Frankreich hätten diesen Sündenfall begangen: "Die Regierungen waren extrem unzuverlässig über Monate und Jahre hinweg."

Ein Szenario, wonach Griechenland, Spanien oder Portugal eines Tages ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen könnten, schließt Trichet kategorisch aus: "Das werden wir nicht zulassen. Wir haben den Maastrichter Vertrag nicht in dem Geist geschaffen, dass wir noch einmal zurückgehen können."

(apd/awei)
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