Keine Kapitalerhöhung bei Commerzbank Top-Banker: "Das wäre glatter Selbstmord"

Düsseldorf (RPO). Bei der teilverstaatlichten Commerzbank ist Finanzkreisen zufolge keine Kapitalerhöhung in Sicht. "In den nächsten Monaten wäre ein solcher Schritt glatter Selbstmord", sagte ein Top-Investmentbanker.

Der Commerzbank-Deal und seine Folgen
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Foto: AP

Die Commerzbank habe ein vergleichsweise hohes Engagement in Griechenland-Anleihen, was die Märkte angesichts der Schuldenprobleme des Landes stark verunsichere. Die Immobilienfinanzierungstochter Eurohypo hält mehr als drei Milliarden Euro an griechischen Bonds. "Eine Kapitalerhöhung muss zwar irgendwann kommen, ist derzeit aber noch Lichtjahre weit weg", betonte ein Banker. Er rechnet mit einem solchen Schritt erst, wenn die Commerzbank die Eurohypo verkauft habe.

Das "Handelsblatt" zitierte dagegen einen Top-Investmentbanker mit den Worten, noch 2010 sei mit einer Aktienplatzierung in einem Volumen von bis zu drei Milliarden Euro zu rechnen. Der Zeitung zufolge wird in Finanzkreisen erwartet, dass die Commerzbank eine Kapitalerhöhung in mehreren kleinen Schritten angehen könnte. An der Börse ist die Bank derzeit knapp 7,2 Milliarden Euro wert. Die Aktien verloren wegen des Berichts vier Prozent auf 5,39 Euro. Doch auch Händler äußerten Zweifel an einer baldigen Kapitalerhöhung.

Finanzvorstand Eric Strutz hatte am Dienstag auf die Frage nach einer Kapitalerhöhung gesagt: "Im Moment habe ich nichts geplant." Die vom Staat gestützte zweitgrößte deutsche Bank will mit der Rückzahlung der Milliardenhilfen des Bundes spätestens 2012 beginnen. Sie hatte im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von 4,5 Milliarden Euro verbucht, auch für dieses Jahr schließt sie einen Verlust nicht aus. Aus dem Umfeld des staatlichen Rettungsfonds SoFFin, der mit gut 25 Prozent an der Commerzbank beteiligt ist, hieß es ebenfalls, dass eine Kapitalerhöhung derzeit kein Thema sei.

"Ohne Gewinne kann man in den aktuellen Märkten keine Aktien am Markt platzieren", betonte ein Top-Banker. Einig sind sich Experten aber darin, dass die Bank mit einer Kernkapitalquote von 10,5 Prozent über kurz oder lang frisches Kapital braucht, weil sie mangels Gewinnen nicht selbst das Geld aufbringen kann. Merck-Finck-Analyst Konrad Becker beziffert den Bedarf auch im Zuge neuer Kapitalvorschriften auf drei bis sechs Milliarden Euro. Vorstandschef Martin Blessing und Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller sollen am 26. März Finanzkreisen zufolge Vertreter des SoFFin, des Bundestages und der Bundesregierung über die wirtschaftliche Lage der Bank informieren.

(RTR/spo)
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