Stahlsparte verdient wieder Geld Thyssenkrupp macht Druck beim Stellenabbau

Essen · Der Aufsichtsrat könnte am 12. März über die Zukunft der Stahlsparte entscheiden: Abspaltung oder Fortführung sind denkbar. Die IG Metall fordert Klarheit über die Verschärfung des Jobabbaus. Immerhin schreibt der Konzern wieder schwarze Zahlen.

 Thyssenkrupp-Stahlwerk Schwelgern.

Thyssenkrupp-Stahlwerk Schwelgern.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Für Thyssenkrupp klart der Himmel etwas auf: Im ersten Quartal verbuchte der angeschlagene Konzern einen kleinen Gewinn von 78 Millionen Euro, nachdem er im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gestürzt war. „Wir sind mit Rückenwind aus unseren Märkten in das neue Geschäftsjahr gestartet“, freute sich Finanzchef Klaus Keysberg. Selbst die Stahlsparte fuhr mit 20 Millionen Euro wieder einen kleinen Quartalsgewinn ein, nachdem sie 2019/2020 einen Verlust von 820 Millionen Euro gemacht hatte. „Wir konnten von Zuwächsen in der Autoindustrie, aber auch von einer gestiegenen Nachfrage der Hausgeräteindustrie profitieren“, erläutert Keysberg.

Nun steckt der Konzern einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Sparte, wie er es der IG Metall im Rahmen der Stahlstrategie 20-30 zugesagt hatte: Die Duisburger Gießwalzanlage soll in eine neue Stranggießanlage mit einem modernisierten Warmbandwerk umgebaut werden. In Bochum ist eine Glüh- und Isolierlinie geplant, Bochum soll als Kompetenzzentrum bei Stählen für die Elektromobilität gestärkt werden.

Doch die grundlegenden Probleme bleiben: „Investieren ist nicht alles: Die Pandemie hat unsere Finanzlage nochmals dramatisch verschärft“, warnte Bernhard Osburg, Chef der Stahlsparte. „Es muss allen Beteiligten klar sein, dass wir auch über weitere Personal- und Kostenmaßnahmen sprechen müssen, wenn wir nicht bisher Erreichtes und Vereinbartes gefährden wollen.“ Bislang ist im Rahmen der Strategie 20-30 der Abbau von 3000 Arbeitsplätzen geplant. Nun sollen es mehr werden. „Es braucht jetzt einen gemeinsamen Kraftakt mit Belegschaft und Mitbestimmung“, so Osburg.

Betriebsrat und IG Metall fordert mehr Transparenz. „Einen weiteren Personalabbau über die Presse anzukündigen, führt nur zu Frust und Wut und erleichtert eine Lösungsfindung sicher nicht“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler. Stahl-Betriebsratschef Tekin Nasikkol sagte, die Ankündigung weiterer Restrukturierungen schaffe „noch mehr Unsicherheiten“.

Der Sparkurs ist unabhängig davon, wie es mit dem Stahl weitergeht. Thyssenkrupp prüft sowohl die Fortführung in der Gruppe als auch einen Spin-off, bei dem die Stahlsparte abgespalten und an die Börse gebracht werden könnte. Daneben wägt man das Übernahmeangebot des britischen Konkurrenten Liberty ab. „Wir prüfen derzeit sorgfältig das Angebot von Liberty Steel und sind zu einigen Fragen im intensiven Austausch“, so Keysberg. Es gebe aber „Klärungsbedarf bei einer Reihe von komplexen Themen“. Die Richtungsentscheidung soll im März fallen.

Das Stahlgeschäft hatte Thyssenkrupp früher Milliardengewinne beschert. Doch das Brasilien-Desaster, Konkurrenz aus Fernost und Corona-Krise setzen die Sparte unter Druck. 27.000 Stahlkocher, davon 22.000 aus NRW, blicken nun gebannt auf den 12. März, dann könnte der Aufsichtsrat bereits eine Entscheidung treffen.

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