Kritik an asiatischen Fabriken Textilhersteller lassen Produktionsbedingungen prüfen

Düsseldorf · Mehrere deutsche Textilhersteller lassen ihre Produzenten in Asien überprüfen – nach eigenen Angaben proaktiv, da sie nicht im Billigsektor fertigen lassen. Ein falscher Ansatz, meinen Kritiker.

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Mehrere deutsche Textilhersteller lassen ihre Produzenten in Asien überprüfen — nach eigenen Angaben proaktiv, da sie nicht im Billigsektor fertigen lassen. Ein falscher Ansatz, meinen Kritiker.

Nach der zunehmenden Kritik an den verheerenden Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken lassen mehrere deutsche Hersteller die Produktionsbedingungen ihrer Zulieferer prüfen. Etwa ein Drittel der 360 deutschen Bekleidungshersteller habe die Überprüfung durch unabhängige Organisationen veranlasst, berichtete der Industrieverband German Fashion am Montag in Düsseldorf. Auch eigenes Engagement in den asiatischen Produktionsbetrieben sei sehr verbreitet, sagte Geschäftsführer Thomas Rasch.

Der Verband vertritt vor allem mittelständische Betriebe, die nicht im Billigsektor fertigen lassen. Keine Mitgliedsfirma habe in den von Katastrophen betroffenen Fabriken in Bangladesch produzieren lassen, sagte German Fashion-Präsident Gerd Oliver Seidensticker. "Wir wollen zeigen, dass wir proaktiv sind."

Die wirtschaftliche Lage der deutschen Bekleidungsindustrie hat sich Seidensticker zufolge zum Jahresende 2013 verbessert. "Wir schließen mit einem guten Umsatzplus und sehen für 2014 noch mehr Potenzial." Die Einnahmen lagen bei rund zwölf Milliarden Euro - 2,4 Prozent mehr als 2012. Für 2014 erwarten die Unternehmen einer Verbandsumfrage nach ein Plus von 3,75 Prozent. Abnehmer der Waren sind meist Nachbarländer wie Österreich, die Niederlande, Frankreich, die Schweiz und Polen, aber auch nach Russland.

Die Nähtische der Mitgliedsunternehmen standen den Angaben nach vor allem in China, Bangladesch und in der Türkei. Bangladesch sei mit einem Zuwachs von zehn Prozent auf Platz zwei der Produktionsstandorte vorgerückt. Die ständige Suche nach immer billigeren Ländern geht nach Seidenstickers Einschätzung zu Ende. "Das Preisnomadentum kommt zur Ruhe", meinte er. Es gebe nur noch wenig Ausweichmöglichkeiten.

Berndt Hinzmann, Sprecher der Kampagne für Saubere Kleidung, kritisierte die von German Fashion genannten Zertifizierungsorganisationen wie BSCI oder WRAP. Es gebe bessere Organisationen mit höheren Standards und mehr Transparenz. Hersteller sollten zudem langfristige Geschäftsbeziehungen eingehen und bereit sein, die Kosten für Verbesserungen und höhere Löhne zu zahlen. "Die Kontrolle allein macht es nicht, man muss die Zulieferer mitnehmen", sagte er. Die Kampagne für Saubere Kleidung ist eine Aktion des entwicklungspolitischen Netzwerks Inkota in Berlin.

(lnw)
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