Spitzel-Affäre Telekom wollte wohl Netzagentur bespitzeln

Frankfurt/Bonn (RPO). Bei der Bespitzelungs-Affäre der Telekom gibt es neue alarmierende Berichte: Die Telekom wollte möglicherweise auch die Bundesnetzagentur als zuständige Aufsichtsbehörde ausspähen.

Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" (Donnerstagausgabe) soll der Geschäftsführer der Firma Network Ende April an die Telekom geschrieben haben, "Konkret geplant und beauftragt" sei auch die Überwachung der "wichtigsten Entscheidungsträger" einer "nicht unwichtigen Regulierungsbehörde mit Sitz in Bonn" gewesen. Alle Überwachungsprojekte seien direkt vom Vorstand beauftragt und über das Büro des Aufsichtsrats bezahlt worden. Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur sagte dem Blatt, dazu lägen keine Informationen vor.

Der Zeitung zufolge könnte die Telekom bei der Bespitzelung von Journalisten auch auf Daten anderer Kommunikationsunternehmen zurückgegriffen haben. So habe ein von der Telekom überwachter Journalist ein Mobiltelefon des Konkurrenten E-Plus benutzt. E-Plus-Sprecher Guido Heitmann sagte dem Blatt, sein Unternehmen müsse zu Abrechnungszwecken Gesprächsdaten an die Telekom liefern. Dies geschehe jeden Tag millionenfach. Da ein Großteil der Telefonate in Deutschland das Netz der Telekom berühre, bekomme die Telekom zur Abrechnung auch fast alle Daten.

Unterdessen gab der frühere Telekom-Kommunikationschef Jürgen Kindervater Ex-Konzernchef Kai-Uwe Ricke Rückendeckung. Es sei abwegig, anzunehmen, Ricke habe Aufträge zum Ausspionieren der Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten des Konzerns und von Journalisten erteilt, sagte Kindervater der "Berliner Zeitung" (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht. Auch Rickes Vorvorgänger Ron Sommer wäre niemals so weit gegangen.

Gegen Ricke sowie den früheren Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und sechs weitere Personen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn wegen des Verdachts auf Verletzung des Fernmeldegeheimnisses sowie möglicher Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz. Auslöser war das Eingeständnis der Telekom, es seien jahrelang Telefongesprächsdaten von Aufsichtsräten des Konzerns sowie von Wirtschaftsjournalisten analysiert worden, um so Informationslecks in den eigenen Reihen aufzuspüren.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort