DSL gegen Kabel So schlägt die Telekom gegen Vodafone zurück

Düsseldorf/Bonn · Mit Rabatten für treue Kunden und Neuzugänge versuchen Telekom oder auch Netcologne die Offensive von Vodafone zu kontern. Kunden können viel Geld sparen, wenn sie bei Bestandsverträgen mit der Kündigung drohen anstatt einfach zu verlängern.

 Das Logo der Deutschen Telekom.

Das Logo der Deutschen Telekom.

Foto: dpa/Oliver Berg

Wie reagieren Telekom, O2 und Co. auf die am Montag angekündigten neuen Billigtarife von Vodafone für superschnelle Kabel-Anschlüsse? Der in Köln, Bonn und Aachen aktive Netzbetreiber Netcologne kündigt bis zu 50 Prozent Rabatt an. „Da simmer online, dat is prima“, heißt es bei dem Kölner Unternehmen passend zur Session. Die ersten sechs Monate bei einem Zugang mit 250 Megabit kosten nur noch 24,98 Euro, dann sind allerdings 49,95 Euro im Monat fällig. Der sehr teure Ein-Gigabit-Tarif von 119,95 im Monat hat sich in den ersten sechs Monaten auf 59,95 halbiert, immer noch 20 Euro mehr als der neue Kampfpreis von Vodafone in Höhe von 39,99 Euro für ein Gigabit dauerhaft. Und auf Dauer ist Vodafone dann natürlich umso günstiger im Vergleich.

Die Preisaktion von Netcologne bestätigt, wie die Attacke von Vodafone den Markt für Festnetzanschlüsse in Bewegung bringt. Mehr als 18 Milliarden Euro hat Vodafone 2019 für den Kölner Kabelanbieter Unitymedia und einige Ableger bezahlt, jetzt soll dessen Netz unter dem Markennamen Vodafone stärker ausgelastet werden.

Juristisch versuchen Telekom und Netcologne die Übernahme noch mit einer Klage zu revidieren. Bei den Produkten kontert die Telekom die schon lange erwartete Attacke mit drei Schritten:

DSL gegen Kabel: So schlägt die Telekom gegen Vodafone zurück
Foto: Foto: istock | Grafik: C. Schnettler

Kunden, die einen Vertrag ab 50 Megabit/Sekunde buchen, bekommen 100 Euro Gutschrift für einen neuen Router sowie 100 Euro dafür, wenn sie einen DSL-Vertrag im Internet buchen. Damit gleicht der Marktführer aus, dass sein Preisniveau relativ hoch ist. Zweitens baut die Telekom Magenta-TV, das Angebot für Streaming und Pay-TV, immer weiter aus. „Zumindest bisher kommt Vodafone da nicht mit“, sagt Henning Gajek vom Vergleichsportal Teltarif. „Damit bindet die Telekom viele Kunden.“ Konkret haben mehr als 3,4 Millionen Haushalte Magenta-TV gebucht, in drei Jahren sollen es fünf Millionen sein.

Drittens versucht der Konzern, wechselwillige Kunden mit Zugeständnissen zu halten. „Das wichtigste Asset jedes Telefonkonzerns sind die Bestandsverträge“, sagt Arne Düsterhöft, Branchenexperte bei „Finanztip.de“ aus Berlin. „Wenn da eine Kündigung droht, werden die Anbieter sehr entgegenkommend.“

Er rät dazu, einen auslaufenden Vertrag früh genug zu kündigen. „So lässt sich alle zwei Jahre der Neukunden-Bonus einstreichen.“ Außerdem sollten Bürger darauf bestehen, dass sie bei den Vertragsbedingungen genauso gut behandelt werden, wie neue Kunden. Im Klartext: Bürger, die vor einigen Jahren noch einen relativ teuren Vertrag für einen 16-Megabit-Anschluss unterschrieben haben, bekommen oft für eine niedrigere Gebühr einen 50-Megabit-Vertrag. „Die Preise in der Telekom-Branche kennen nur eine Richtung“, sagt der Duisburger Wirtschaftsprofessor Torsten Gerpott, „gemessen an der Leistung wird es immer günstiger.“

Familien und Einzelpersonen sollten prüfen, welches Übertragungstempo sie wirklich brauchen. Selbst mit 50 Megabit/Sekunde können zwei oder drei Videostreams gleichzeitig geschaut werden, sofern das zugesagte Übertragungstempo eingehalten wird. Es gibt also für viele Haushalte kurzfristig keinen Grund, ihren DSL-Vertrag zu kündigen, um zu Kabel zu wechseln.

Gleichzeitig ist klar, dass neue TV-Formate wie 4K sowie Gaming immer höhere Bandbreite verschlingen. Auf Dauer sind also Kabel-Anschlüsse wie von Vodafone eine interessante Option, wobei jedoch die 250-Megabit-Anschlüsse der Telekom auch eine Leistung bringen, die vor einigen Jahren undenkbar war. „Es gibt keine pauschale Empfehlung“, sagt  Gajek. „Einerseits hat die Telekom sehr hohe Bandbreiten mit bis zu 250 Megabit/Sekunde nicht an jedem Ort. Andererseits ist das Kabelnetz nicht überall auf Spitzentempo aufgerüstet.“ Sein Rat:  „Man muss sich informieren, welche Bandbreite welcher Anbieter an einer konkreten Adresse bietet.“

Der Markt verändert sich: Aktuell bietet Vodafone  3,1 Millionen Haushalten in NRW Internetanschlüsse mit einem Gigabit, wobei Köln, Bonn, Düsseldorf, Neuss und Duisburg dabei sind. Ende des Jahres sollen 5,2 Millionen Haushalte erfasst sein. Die Telekom plant im Gegenzug, auf Dauer viele Millionen echte Glasfaseranschlüsse zu legen. Die sind dann noch einmal schneller.

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