Ex-Aufsichtsrat-Chef soll Auftrag erteilt haben Telekom-Skandal: Schwere Vorwürfe gegen Zumwinkel

Düsseldorf (RPO). Der Telekom-Skandal erschüttert den Konzern in seinen Grundfesten. Über ein Jahr lang ließ das Unternehmen eigene Managern und Journalisten ausspionieren. Vorstandschef René Obermann kündigt rückhaltlose Aufklärung an. Einem Zeitungsbericht zufolge führt die Spur in höchste Ebenen: Der ehemalige Aufsichtsrat-Chef Klaus Zumwinkel soll den Auftrag erteilt haben.

Den Informationen des Handelsblatt zufolge soll Zumwinkel sich in der Angelegenheit mit einem Vertrauten in der Konzernsicherheit besprochen haben. Die Abteilung gehörte damals lat Bericht zum Verantwortungsbereich des Personalvorstands Heinz Klinkhammer. Drei damalige Aufsichtsräte seien Opfer der Bespitzelung geworden: Betriebsratschef Wilhelm Wegner und die Arbeitnehmervertreter Lothar Holzwarth und Michael Löffler.

Mehr als eineinhalb Jahre lang hatte das Unternehmen Telefon-Verbindungsdaten eigener Manager und Aufsichtsräte ausgewertet. Damit sollten nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" undichte Stellen in Vorstand und Aufsichtsrat sowie Kontakte zu Journalisten aufgespürt werden.

Eine Berliner Beratungsfirma habe die Datensätze zu den Verbindungen ausgewertet und mit den Telefonnummern von Journalisten abgeglichen, schrieb das Blatt. Die Bonner Staatsanwaltschaft prüft deshalb die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Verletzung des Datenschutzes, wie Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel am Wochenende bestätigte.

Die drängendste Frage: Wer wusste wann was? "Alle Aufträge an die Konzernsicherheit hätten über meinen Schreibtisch gehen müssen", zitiert das Handelsblatt den damaligen Sicherheitschef Klinkhammer. Er aber habe davon nichts gewusst. Die Bespitzelungsaufträge sei offensichtlich an ihm vorbeigeleitet worden." Anfang 2006 habe er von den Vorwürfen erfahren. Bei einem Treffen mit Mitarbeitern der Konzernsicherheit seien erste konkrete Vorwürfe gegenüber Zumwinkel laut geworden.

Ein Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung habe berichtet, wie er von Zumwinkel angesprochen worden sei. Der Auftrag: Einen Spitzel in die Redaktion eines deutschen Magazins einschleusen. Ziel: Die Die Termine und Treffen des für die Telekom zuständigen Redakteurs ausspionieren. Es galt die undichte Stelle im Unternehmen zu finden, über die immer wieder Informationen an die Öffentlichkeit gelangten, die nicht für sie gedacht waren.

Fäden laufen bei Zumwinkel zusammen

Ein Jahr später wurde Klinkhammer dem Handelsblatt zufolge die weitaus schwerwiegenderen Vorwürfe im Zusammenhang mit der Ausspähung von Telefondaten bekannt. Auch Mobilfunkverbindungen von Aufsichtsräten und Journalisten wurden ausgespäht.

Und auch hier liefen die Fäden bei Zumwinkel zusammen, behauptet das Blatt. Wer vom Telekom-Vorstand von den Aufträgen wusste, ist bislang unklar. Auch hinter Konzernchef René Obermann steht ein Fragezeichen.

Dementi

Der frühere Aufsichtsratvorsitzende Klaus Zumwinkel sowie der damalige Konzernchef Kai-Uwe Ricke wiesen die am Wochenende bekannt gewordenen Vorwürfe laut "Spiegel" zurück. Zwar habe der Vorstand beschlossen, aktiv gegen Indiskretionen gegenüber der Presse vorzugehen. Er habe jedoch "niemals illegale Aufträge erteilt und erst recht zu keinem Zeitpunkt angeordnet, Telefonverbindungsdaten auszuspähen", sagte Ricke dem Blatt zufolge. Eine Sprecher Zumwinkels sagte demnach: "Die behaupteten Datenspeicherungen sind, wenn sie geschehen sind, nicht mit dem Einverständnis des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden erfolgt."

Am Montag versuchte Unternehmenschef René Obermann derweil den Schrecken bei den Kunden zu dämpfen. "Die Daten unserer Millionen Mobilfunk- und Festnetzkunden sind sicher", sagte Obermann der "Bild"-Zeitung. "Wir haben 240 000 hoch engagierte und korrekt arbeitende Mitarbeiter, die mein Vertrauen genießen", betonte er.

Zugleich drohte er mit harten Konsequenzen in der Affäre. "Die aktuellen Vorwürfe, wenn sie sich bewahrheiten, widersprechen klar unserem Verständnis von Datenschutz", sagte Obermann. Fälle von Fehlverhalten müssten aufgeklärt werden und harte Konsequenzen nach sich ziehen.

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