Stundenlange Ausfälle Telekom-Netzpanne direkt vor dem Mobilfunkgipfel

Berlin/Bonn · Der Bund zahlt 1,1 Milliarden Euro, damit die Mobilfunkkonzerne die letzten 5000 Funklöcher schließen. Dabei will die Telekom nun bei der Zukunftstechnik 5G noch schneller angreifen.

 Telekom-Chef Tim Höttges.

Telekom-Chef Tim Höttges.

Foto: dpa/Oliver Berg

Unmittelbar bevor Spitzenmanager der deutschen Telefonkonzerne sich am Dienstag mit Vertretern der Bundesregierung zum Mobilfunkgipfel trafen, blamierte sich der Marktführer. Das Handynetz der Deutschen Telekom war in der Nacht längere Zeit für viele Nutzer nicht nutzbar gewesen, weil Technik für die neue 5G-Technik installiert wurde. „Wir hatten in der Nacht einen Ausfall der Infrastruktur“, erklärte Telekom-Chef Tim Höttges. Das würde mit dem Umbau des Netzes zusammenhängen. Viele Tausend Kunden hatten Probleme mit dem Mobilfunkempfang gemeldet.

Auf dem Mobilfunkgipfel in Berlin kündigte Bundesverkehrs- und Infrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) an, dass die Genehmigung neuer Funktürme künftig nur noch drei Monate statt häufig länger als ein Jahr dauern solle. Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland hatten immer wieder gesagt, viele Funklöcher seien nur bisher nicht geschlossen worden, weil die Genehmigungsverfahren zu umständlich seien. Scheuer kündigte an, dass der Bund 1,1 Milliarden Euro bezahlen will, um die noch bestehenden 5000 Funklöcher in Deutschland zu schließen. Dieses Konzept hatte die Bundesregierung schon im November beschlossen.

Die Handykonzerne sollen nun erklären, in welchen Gebieten sie ihre Ausbauverpflichtungen erfüllen. In den verbleibenden weißen Flecken soll eine staatliche Infrastrukturgesellschaft den Ausbau organisieren oder koordinieren. Allerdings war das Verkehrsministerium bisher nicht in der Lage, das Unternehmen zu gründen. Branchenkenner und auch die Grünen im Bundestag befürchten Verzögerungen.

Die Telekom will derweil beim Ausbau der neuen 5G-Technik Tempo machen. Mit ihr können Daten noch einmal deutlich schneller als mit der bisherigen LTE-Technik übertragen werden. Am Mittwoch will Deutschland-Chef Dirk Wössner ein Konzept vorstellen, wie 5G auch stärker abseits der Innenstädte genutzt werden soll. Eine der Städte, in denen der Konzern angreifen will, ist Düsseldorf, wo der wichtigste Konkurrent Vodafone seine Zentrale hat. In der Landeshauptstadt wurden bereits 54 Antennen mit 5G ausgerüstet, die die ganze Innenstadt versorgen können, wogegen Vodafone laut Unternehmensangabe nur auf 30 Antennen kommt.

Bis spätestens Ende des Jahres will die Telekom die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland mit dem 5G-Standard versorgen können, also rund 40 Millionen Personen. Vodafone peilt bisher nur an, rund zehn Millionen Menschen zu erschließen. Auf 20 Millionen will man 2021 dann kommen. Telefonica Deutschland liegt beim Netzausbau noch stärker zurück.

Das größte Hindernis beim Hochfahren der 5G-Netze ist jedoch, dass bisher nur wenige Smartphones die neue Technik nutzen, beispielsweise kein iPhone. Im Herbst könnte Apple aber die ersten Handys mit 5G auf den Markt bringen.

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