HSBC Trinkaus droht mit Rückzug Teilverkauf der WestLB in Gefahr

(RP). HSBC Trinkaus will Teile der Landesbank übernehmen, droht aber jetzt mit Rückzug. Der Konkurrent Helaba soll auf einmal WestLB-Teile unter die Lupe nehmen dürfen, für deren Prüfung Trinkaus die übliche Exklusivität verlangt.

WestLB: Überraschung im Landtag 2011
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Bei dem Versuch, Teile der Bank an einen privaten Investor zu verkaufen, droht den Verantwortlichen der WestLB ein empfindlicher Rückschlag. Das Düsseldorfer Bankhaus HSBC Trinkaus hat nach Informationen unserer Zeitung den Rückzug aus dem Bietverfahren angekündigt, falls die in solchen Fällen übliche Exklusivität bei der fortgeschrittenen Prüfung der WestLB-Bücher nicht mehr gewährleistet sei. Dies verlautete aus dem Umfeld der Landesbank. Weder die WestLB noch ihre Eigentümer noch HSBC Trinkaus wollten sich dazu äußern.

Das Thema dürfte auf der heutigen Aufsichtsratssitzung der WestLB für Gesprächsstoff sorgen. Würde Trinkaus seine Ankündigung wahr machen, wäre der derzeit einzige Bieter für diesen Teil weg, heißt es.

Land trägt Kosten

Das könnte auch Folgen für den Steuerzahler haben: Denn alles, was an Geschäft nicht in die Verbundbank geht oder verkauft wird, müsste in die "Bad Bank" EAA ausgelagert werden. Die Kosten für Mitarbeiter, die nicht von einem Käufer oder der Verbundbank übernommen werden, trägt das Land NRW.

Hintergrund der neuen Diskussion ist offenbar ein Dissens über das, was in die künftig zum Sparkassen-Lager gehörende Verbundbank ausgelagert werden soll. Diese soll bei der Frankfurter Landesbank Helaba angedockt werden. Allerdings seien die 40 Milliarden Euro Bilanzsumme, die dafür veranschlagt worden seien, nicht durch das bisher dafür vorgesehene Geschäft erreichbar, heißt es im WestLB-Umfeld. Höchstens drei Viertel davon wären realistisch. Darum wolle sich die Helaba auch andere Teile der WestLB anschauen.

Interesse angemeldet

Genau da kollidiert sie aber vermutlich mit den Interessen von HSBC Trinkaus. Bisher war die Rede davon, dass Mittelstandsgeschäft in der Größenordnung bis 250 Millionen Euro in die Verbundbank gehen und das Geschäft mit größeren Firmenkunden verkauft werden sollte.

Nun aber soll die Helaba auch für mittelständische Unternehmen mit doppelt so viel Umsatz Interesse angemeldet haben. Das wäre die Zielgruppe von Trinkaus. Daraufhin hat die HSBC-Tochter dem Vernehmen nach erklärt, ohne entsprechende Exklusivitäts-Zusage wolle die Bank die Bücher nicht mehr prüfen.

Lenkungsausschuss

In der kommenden Woche muss sich auch der Lenkungsausschuss der Bank mit dem Thema beschäftigten. Es gewinnt dadurch an Brisanz, dass Trinkaus bei seinen Einkaufsplänen offenbar beabsichtigte, bis zu 600 Mitarbeiter der WestLB zu übernehmen. Wenn dieser Deal oder einer mit einem anderen Käufer nicht zustande käme, müsste das Land Nordrhein-Westfalen noch mehr Lasten schultern als bisher gedacht.

Im Umfeld der WestLB hieß es gestern auch, dass einige Vertreter aus dem deutschen Sparkassen-Lager auf keinen Fall durch Verkäufe einen Konkurrenten aus dem privaten Bankenlager stärken und stattdessen lieber eine Vergrößerung der "Bad Bank" in Kauf nehmen wollten.

(RP)
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