Zweitgrößte deutsche Krankenversicherung Techniker erstattet Praxisgebühr

Angesichts der Rekordreserven der gesetzlichen Krankenversicherung bekommen gesetzlich Versicherte bald millionenfach Prämien ausgeschüttet. Als erstes profitieren die Versicherten der Techniker Krankenkasse.

"Frechheit" - Leser zur Forderung nach Praxisgebühren
Infos

"Frechheit" - Leser zur Forderung nach Praxisgebühren

Infos
Foto: AP

Die Techniker Krankenkasse will für das Jahr 2013 eine Prämie von bis zu 80 Euro an ihre Mitglieder auszahlen. Das hat der Verwaltungsrat der Kasse beschlossen. "Mit dieser Dividende beteiligt unsere Selbstverwaltung die TK-Mitglieder an der guten Finanzsituation. Wir möchten sie dazu bewegen, ihre persönliche TK-Dividende in die eigene Gesundheit zu investieren", erklärte die Kasse.

Wer vom 1. Mai bis 31. Dezember 2013 beitragszahlendes Mitglied der TK sei, bekomme 80 Euro. "Mit einer halben Milliarde Euro ist dies wohl die mit Abstand größte Beitragsrückerstattung, die es je bei einer Krankenkasse gegeben hat."

Außerdem wird die Krankenkasse ihren Versicherten anbieten, ihnen die entrichtete Praxisgebühr im Rahmen ihres Bonusprogramms zurückzuerstatten. Wer daran teilnimmt und vier Maßnahmen zu gesundheitsbewusstem Verhalten absolviert - zum Beispiel Früherkennungsuntersuchungen, die Zahnvorsorge oder das Sportabzeichen - kann auf diesem Weg bis zu 60 Euro pro Jahr bekommen. Voraussetzung ist, dass die Versicherten die Praxisgebühr-Quittungen bei der TK einreichen.

Auch Hanseatische Krankenkasse (HEK) wird ihren Jahresüberschuss nach eigenen Angaben in nahezu voller Höhe an ihre 293.000 Mitglieder ausschütten. Der Verwaltungsrat beschloss am Freitag eine Zahlung von 75 Euro am 1. Mai 2013. Acht meist kleinere Kassen schütten bereits Prämien von 30 bis bis 72 Euro pro Jahr aus.

Kritik an den Prämien kam von der Barmer GEK: "Davon halten wir sehr wenig, wir investieren in den Ausbau der Leistungen." Die Reserven der einzelnen Kassen steigen laut GKV-Schätzerkreis bis Jahresende voraussichtlich um 3,9 Milliarden Euro. Sie lagen im Sommer bei 12,8 Milliarden Euro. Hinzu kommt ein erwartetes Polster des Gesundheitsfonds von 12,7 Milliarden Euro.

Die GKV-Reserven setzen sich aus dem Polster des Fonds, der Geldsammelstelle der Kassen, und dem der einzelnen Versicherungen zusammen. Rein rechnerisch könnten sie sich zum Jahresende also auf gut 29 Milliarden Euro summieren.

Trotzdem beharrt die Union entgegen dem Drängen der FDP auf die Beibehaltung der Praxisgebühr. "Die Praxisgebühr ist eine angemessene Form der Selbstbeteiligung von Patienten", sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn am Freitag im Deutschlandradio Kultur.

FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte unserer Redaktion hingegen, die Zehn-Euro-Gebühr habe spätestens jetzt ihre Daseinsberechtigung verloren. "Nur die Union will bei der Abschaffung lieber den Bremswagen spielen."

Spahn begrüßte den Preiswettbewerb zwischen den Krankenkassen durch Prämien. Die Politik müsse dagegen mittel- und langfristig planen. Die Gebühr bringt jährlich zwei Milliarden Euro ein. Die Reserven seien ein Schatz, der für schlechte Zeiten gehütet werden solle. Der AOK-Vorstandschef Jürgen Graalmann sagte in der ARD, eine Abschaffung der Gebühr käme nicht bei den Einkommensschwachen und chronisch Kranken an.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort