Lokführer-Gewerkschaft GDL fordert 555 Euro mehr, 35-Stunde-Woche und 3000 Euro Inflationsausgleich

Berlin · Noch ist der Tarifkonflikt mit der EVG nicht beigelegt, schon droht der Deutschen Bahn die nächste Auseinandersetzung: Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihrerseits jetzt ihren Forderungskatalog vorgelegt.

 Ein Lokführer steigt in einen Triebwagen (Symbolbild).

Ein Lokführer steigt in einen Triebwagen (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Kernpunkte seien 555 Euro mehr Geld pro Monat und eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent, teilte die GDL am Montag mit. Zudem plädiert sie für eine Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung und eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro - unabhängig ob für Teilzeit- oder Vollzeitarbeitnehmende. Ferner fordert die Gewerkschaft einen Arbeitgeberanteil von fünf Prozent für die betriebliche Altersvorsorge, die Einführung der Fünf-Schichten-Woche für Personal im Schichtdienst und eine Tariflaufzeit von maximal zwölf Monaten.

„Es bedarf schnellstmöglich einer deutlichen Verbesserung der materiellen und immateriellen Arbeits- und Lebensbedingungen der Eisenbahner“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Dies gelte „vor allem im direkten Bereich und in den unregelmäßigen Schichtsystemen“, damit der Schienenverkehr in Deutschland wieder zukunftsfähig werde und die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und Eisenbahninfrastrukturunternehmern (EIU) wieder ausreichend Fachkräfte gewinnen könnten.

Anders als die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die den Staatskonzern DB bereits mit Warnstreiks mehrfach weitgehend lahmgelegt hat, darf die GDL vorerst nicht zum Arbeitskampf aufrufen. Hier gilt eine Friedenspflicht bis Oktober. Die EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die GDL ist deutlich kleiner als die EVG, gilt aber als durchsetzungsstark und hat sich in der Vergangenheit schon heftig und mit vielen Streiks mit der Bahn-Spitze gerieben.

Die fünf zentralen Forderungen der GDL gelten für fünf Beschäftigungsgruppen - Arbeitnehmer beim Netzbetrieb, der Netzinstandhaltung, der Fahrzeuginstandhaltung, des Zugpersonals sowie Auszubildende. Die GDL will damit den Problemen im Eisenbahnverkehrsmarkt – wie dem strukturellen Personalmangel und der derzeit geringen Attraktivität der Eisenbahnerberufe - Rechnung tragen. Damit die Verkehrswende nicht nur ein frommer Wunsch bleibe, dürften bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Eisenbahner kein Lippenbekenntnis mehr sein.

Zudem will die GDL mit Gründung der Genossenschaft „Fair Train e. G.“ neue Maßstäbe setzen. „Die Eisenbahner nehmen ihr Schicksal in Zukunft schrittweise in die eigenen Hände“, sagte Weselsky. Man habe ein Unternehmen gegründet, „welches im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung von Lokomotivführern mit fairen Bedingungen aufwartet“. Dies sei notwendig, um in Zeiten des Personal- und Fachkräftemangels die Bahnberufe attraktiver für den Nachwuchs zu machen. Im Bahnbereich gebe es den Marktführer Deutsche Bahn (DB), wo den eigenen Mitarbeitern tarifliche und soziale Leistungen absichtlich entzogen würden, monierte die GDL. „Damit muss Schluss sein, sonst werden wir in Deutschland in wenigen Jahren auf neu ausgebauten Strecken Ziegen halten können, weil keiner mehr in den Zügen arbeiten will“, erklärte Weselsky.

(felt/Reuters)
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