Studie zur Digitalisierung Bis zu 40 Prozent der Erwerbstätigen haben Sprachdefizite

Berlin · Wegen der hohen Zuwanderung haben immer mehr Arbeitnehmer Sprach- und Lesedefizite. Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft warnt: So schaffen viele die Digitalisierung nicht.

 Ein Ausbildungszentrum in Leipzig (Symbolfoto).

Ein Ausbildungszentrum in Leipzig (Symbolfoto).

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Immer mehr Erwerbstätige haben Sprach- und Lesedefizite und andere Lücken in der Grundbildung. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die unserer Redaktion vorliegt. Demnach verfügen rund 39 Prozent der Erwerbstätigen in Helferjobs nur über sehr geringe Lesekompetenzen, können also nur kurze Texte zu vertrauten Themen lesen und verstehen.

Noch schlechter steht es um die mathematischen Kenntnisse: Knapp 44 Prozent der Beschäftigten in Helfertätigkeiten beherrschen nur einfachste mathematische Vorgänge wie Zählen oder Sortieren, so das IW, das Daten der Industrieländerorganisation OECD ausgewertet hat.

Die Sprachdefizite kommen besonders häufig bei ausländischen Beschäftigten vor. Eine weitere IW-Untersuchung auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) mit Daten aus dem Jahr 2015 zeigt, dass knapp 16 Prozent der ausländischen Erwerbstätigen laut eigenen Angaben Defizite beim Sprechen, Lesen oder Schreiben haben.

Von denen, die seit mindestens vier Jahren in Deutschland leben, sind es immer noch gut 13 Prozent. Beide Werte sind im Vergleich zum Jahr 2011 gestiegen. Besonders groß sind die Sprachdefizite wiederum im Helferbereich, wo 28 Prozent der ausländischen Beschäftigten Schwierigkeiten beim Sprechen, Lesen oder Schreiben haben.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer in qualifizierten Tätigkeiten ist zwischen 2013 und 2017 von 1,5 Millionen auf 2,1 Millionen gestiegen, in Helfertätigkeiten von 800.000 auf 1,3 Millionen. Dementsprechend dürften auch die migrationsspezifischen Defizite im Vergleich zur SOEP-Erhebung 2015 weiter zugenommen haben.

„Insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung müssen Unternehmen mit Unterstützung der Politik mehr für die Grundbildung der Beschäftigten tun“, sagte IW-Experte Wido Geis. Das betreffe besonders die Kommunikationsfähigkeit der Arbeitnehmer. „Auch im Helferbereich werden Sprachkompetenzen immer wichtiger. Arbeitsplatzbezogene Grundbildung ist deshalb entscheidend, um die Beschäftigung langfristig zu sichern.“

(mar)
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