Reisenden droht Ärger Was die Streiks bei Ryanair bedeuten

Düsseldorf · In fünf Ländern haben Gewerkschaften Streiks bei Ryanair angekündigt — das könnte auch hiesige Flüge treffen. Außerdem startet in Deutschland eine Urabstimmung. Reisende können nur teilweise auf Schadenersatz hoffen.

 Die Belegschaft von Ryanair wird selbstbewusster. Dies kann auch zu steigenden Preisen führen. (Archiv)

Die Belegschaft von Ryanair wird selbstbewusster. Dies kann auch zu steigenden Preisen führen. (Archiv)

Foto: dpa/Andreas Arnold

Bei Europas größtem Billigflieger Ryanair steht der Ausfall vieler Flüge bevor. Piloten am Firmensitz Dublin haben Streiks für Donnerstag nächster Woche angekündigt, weil sie sich gegen den plötzlichen Wechsel des Einsatzortes wehren wollen. Für Ende des Monats hat das Kabinenpersonal in Belgien, Italien, Spanien und Portugal einen zweitägigen Streik angedroht, sofern sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern. Und in Deutschland bereitet die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit mit einer Urabstimmung bis Ende des Monats einen möglichen Arbeitskampf vor. „Die Arbeitnehmer bei Ryanair und anderen Airlines werden wegen des Personalmangels selbstbewusster“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. „Auf Dauer wird das wohl auch zu höheren Preisen führen“, fügt er an.

Obwohl die Streiks erst einmal nur von ausländischen Crews gestartet werden, könnten sie auch Flüge nach und von Deutschland treffen. „Ryanair betreibt eine europäische Flotte“, so Großbongardt, „da können auch hierzulande Flüge ausfallen, weil die Mitarbeiter ja flexibel eingesetzt werden“.

In Weeze führt Ryanair zwar die meisten der Flüge mit sechs dort stationierten Jets und ihren Crews durch, aber einige Flüge aus Rom, aus Pisa, aus Mallorca oder auch aus Gran Canaria werden mit dort stationierten Jets durchgeführt. Ab Köln werden 19 Routen angeflogen - ein Jet kommt am Morgen aus Mailand, könnte also theoretisch ausfallen.

In Düsseldorf wird mindestens eine Strecke nach Mallorca mit einem dort stationierten Jet betrieben. Und beim Ferienflieger Laudamotion kommen zehn der 19 Jets von Ryanair. Laudamotion erklärt, die Flüge seien nicht bedroht durch Streiks im Ausland, doch was bei einem deutschen Streik passieren würde, ist unsicher.

Reisende, deren Flüge ausfallen könnten, können nur umbuchen, wenn sie eine ausdrückliche Option dafür gebucht haben. Dies erklärt Felix Methmann, Jurist der Verbraucherzentralen. Er weist auf das große Problem für viele Betroffenen hin, die ein nicht umbuchbares Ticket haben: „Flüge werden bei Streiks meistens erst spät abgesagt. Dann ist es schwer, kurzfristig ein Ersatzticket erhalten.“

Zudem würden die Reisenden bei einem Streik nur den Preis der bisherigen Buchung zurückerhalten, wogegen das kurzfristige Reservieren eines Ersatztickets meistens viel teurer sei. Schadenersatz zusätzlich zur Erstattung des Flugpreises gibt es nicht, so Methmann: „Das sieht das EU-Recht bei Streiks nicht vor.“ Als Ergebnis können Arbeitskämpfe die Passagiere also viel Geld kosten.

Arbeitnehmer müssen sich bei ihrem Arbeitgeber unverzüglich melden, sofern sich die Rückkehr aus dem Urlaub wegen ausgefallener Flüge verzögert. Darauf macht der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter aufmerksam. Dabei müsste dem Arbeitgeber auch mitgeteilt werden, wann eine Rückkehr zu erwarten ist. Außerdem müssen Beschäftigte die Heimreise antreten, sofern eine andere Option zumutbar ist. Der Arbeitgeber ist dann keineswegs verpflichtet, das teurere Ticket mitzufinanzieren. „Das Wegerisiko trägt alleine der Arbeitnehmer“,so Reiter.

Ein Streik kann auch genutzt werden, um länger am Ferienort zu bleiben, aber nur unter einer Bedingung: „Einer Verlängerung des Urlaubs muss der Arbeitgeber zustimmen“, so Anwalt Reiter, „sonst wäre ein eigenmächtiges längeres Fernbleiben Grund für eine Abmahnung.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort