ICE-Ausfälle Störungen bei der Bahn noch bis Weihnachten

Berlin (RPO). Die Deutsche Bahn bekommt ihre Probleme an den ICEs nicht in den Griff. Noch bis kurz vor Weihnachten wird es nach Einschätzung von Bahnchef Hartmut Mehdorn zu Beeinträchtigungen im Verkehr kommen. Hintergrund ist ein Rückstau bei der Überprüfung der Züge sowie der Fund einer weiteren auffälligen Achse.

Bahnchaos: Die wichtigsten Fakten für Fahrgäste
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Foto: AP

Bahnreisende müssen noch bis zur Weihnachtszeit mit Verspätungen und übervollen Zügen rechnen. Dies teilte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Donnerstagabend in Berlin mit. Hintergrund sind die zusätzlichen Sicherheitstests an den ICE- und ICE-T-Zügen. Dabei ist diese Woche eine weitere auffällige Achse entdeckt worden, wie Mehdorn sagte.

"Wir werden in den nächsten sechs Wochen wohl keine großen Marscherleichterungen kriegen", sagte er. "Es wird auf absehbare Zeit bei Behinderungen bleiben." Damit sei die bisherige Ansage hinfällig, dass der Zugverkehr ab Mitte November wieder normal läuft. "Das wird sich so nicht darstellen lassen", sagte Mehdorn.

Verspätungen und übervolle Züge

Seit Mitte Oktober müssen sich Bahnkunden mit überfüllten Zügen und Verspätungen plagen. Teils gelten ihre Reservierungen nicht, weil die Züge kürzer als üblich sind; teils werden statt ICE nur Intercity eingesetzt.

Die Bahn hatte als Konsequenz aus einem ICE-Unfall mit Achsbruch in Köln vom 9. Juli entschieden, die hochmodernen Züge nicht nur alle 300.000 Kilometer in die Werkstatt zu rufen, sondern alle 30.000 - das heißt alle 20 Tage.

Verschärft wurde das Problem, als die Bahn Ende Oktober ihre ICE-T-Züge mit Neigetechnik in die Werkstätten rief. Zuvor war an einer Achse eines solchen Zugs ein millimeterfeiner Riss entdeckt worden. Mehdorn sagte, am Dienstag sei eine weitere auffällige Achse entdeckt worden. Welches Problem dort genau vorliege, werde noch geprüft. Insgesamt gebe es somit nun binnen kurzer Zeit drei Auffälligkeiten.

Der Bahnchef betonte, dass man mit den häufigen Inspektionen zum Wohle der Kunden auf Nummer sicher gehen wolle. "Wenn die Intervalle eingehalten werden, sind die Züge, die fahren, sicher", sagte er. Doch könne die Bahn mit so kurzen Prüfabständen den Verkehr nicht fahrplanmäßig aufrecht erhalten. "Mit 30.000 können wir nicht leben", sagte Mehdorn.

Schadenersatzforderung möglich

Die Hersteller seien aufgefordert worden, verbindlich zu sagen, wie oft die Züge inspiziert werden müssen. Ihre Antwort sei in vier bis sechs Wochen zu erwarten. Schadenersatzansprüche behalte sich die Bahn vor. Das Unternehmen will zwölf weitere ICE anschaffen, hat aber noch nicht entschieden, wo sie gekauft werden. Mit einer Lieferung wird nicht vor 2010 gerechnet.

Auf die Frage, ob die Probleme bis zum Weihnachtsverkehr gelöst seien, sagte der Bahnchef: "Das hoffen wir." Normalerweise hole man für den Zusatzverkehr über die Feiertage Züge aus den Depots. Jetzt aber seien alle verfügbaren Züge bereits im Einsatz oder in den Werkstätten.

Probleme gibt es nach Angaben der Bahn Bahn vor allem auf vier ICE-T-Strecken:
1. Hamburg - Berlin - Leipzig - München
2. Wiesbaden - Frankfurt - Leipzig - Dresden
3. Stuttgart - Singen - Zürich
4. Dortmund - Koblenz - Mainz - Frankfurt - Nürnberg - Passau Wien.

Insgesamt läuft nach Angaben des Unternehmens 90 Prozent des ICE- und IC-Verkehrs normal.

Grüne für Wechsel an der Konzernspitze

Wegen der ICE-Probleme und Berichten über seine Bezüge steht Mehdorn zunehmend in der Kritik. Der Grünen-Verkehrsexperte Winfried Hermann verlangte in der "Berliner Zeitung" die Ablösung der Konzernspitze und begründete dies unter anderem mit den Achsproblemen beim Schnellzug ICE.

(ap)
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