Wirtschaft kommt nicht auf Touren Stasi-Aktivitäten bremsen Ostdeutschland

Berlin (RPO). Das von Stasi-Spitzeln gesäte Misstrauen bremst einer Studie zufolge noch heute die Wirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern aus. Demnach sind die Spätfolgen der Bespitzelung für bis zu sieben Prozent der Einkommensunterschiede zwischen Ost und West verantwortlich.

Auch fast 26 Prozent der Unterschiede bei den Arbeitslosenzahlen ließen sich darauf zurücjführen, hieß es in Medienberichten vom Wochenende. Erstellt wurde die Studie von Mitarbeitern der Zeppelin Universität Friedrichshafen.

Professor Marcel Tyrell sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", das "stete Bewusstsein, im Gegenüber einen geheimen Informanten der Stasi vermuten zu müssen, hat in der DDR dazu geführt, dass das Vertrauen in den Nächsten schwand und damit die Bereitschaft zu Kooperation." Dieser Mangel an sogenanntem Sozialkapital wirke sich negativ auf verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens aus, sei es auf die Mitgliedschaft in Vereinen, die Wahlbeteiligung oder auf die Wirtschaftskraft einer Region.

Laut "Thüringer Allgemeine" zählten Tyrell und sein Mitarbeiter Marcus Jacob aktuell nur halb so viele Organspenden in Gebieten, in denen bis vor 20 Jahren die Stasi besonders aktiv war. Wenn jemand ein Organ gebe, "dann ist dies auch ein Dienst an der Gesellschaft, ein Zeichen der Verbundenheit zu dem Gemeinwesen", sagte Tyrell dem Blatt.

(apd/jre)
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