Start-up-Verein will mehr Sichtbarkeit Gründerinnen sind rar in NRW

Düsseldorf · Der Start-up-Verein NRWalley kritisiert, dass es zu wenige Frauen in der Gründerszene gibt. Wie er das Problem nachhaltig angehen möchte.

Maria Mann, Nele Mletschkowsky und Madeleine Heuts sind die drei Vorsitzenden von NRWalley.

Maria Mann, Nele Mletschkowsky und Madeleine Heuts sind die drei Vorsitzenden von NRWalley.

Foto: Quofox

Als Madeleine Heuts ihre ersten Schritte in der Gründerszene machte, war sie noch Studentin. Sie sei da nur zufällig reingerutscht, sagt die Vorsitzende vom Start-up-Vereins NRWalley heute. Ein Freund von ihr hatte gerade gegründet und eine Markenrechtsabmahnung bekommen. Er fragte Heuts um Rat, die zu dem Zeitpunkt vor ihrem ersten Jura-Staatsexamen in Bonn stand. Sie las sich ein und bekam einen Einblick in eine ganz neue Welt. „Viele Gründer hatten dasselbe Problem wie mein Freund damals. Er musste sein Start-up letztendlich umbenennen“, sagt sie. „Das hätte aber vermieden werden können, wenn er vor der Gründung gut beraten worden wäre.“ Und damit war ihre Geschäftsidee geboren.

Heuts gründete das Start-up Raketenstart, das Gründer mit geschulten Anwälten bei rechtlichen Fragen unterstützt. Zunächst finanzierte sie es selbst, das nennt sich „Bootstrapping“. Und im Februar diesen Jahres holte sie die ersten Investorinnen ins Boot und wurde Vorsitzende von NRWalley, einem großen Start-up-Verein in Nordrhein-Westfalen mit 250 Mitgliedern. Ihr gefällt ihre neue Position, sie brenne für ihr Start-up.  Doch ihr falle auch immer wieder auf, dass sie in der Gründerszene anders behandelt werde als Männer. „Ich wurde schon häufiger gefragt, ob ich denn keine männlichen Mitgründer hätte“, sagt sie. „Viele gehen – wahrscheinlich ohne böse Absicht – davon aus, dass ich keine Ahnung habe.“ Und das obwohl ihre Idee offensichtlich funktioniere. Sie sieht das als strukturelles Problem und möchte es gemeinsam mit Maria Mann und Nele Mletschkowsky, ebenfalls Vorsitzende von NRWalley sind, angehen. „Wir setzen uns dafür ein, dass unterrepräsentierte Gruppen in der Gründerszene eine Stimme bekommen“, sagt Mletschkowsky. Sie hat selbst 2015 die Lernplattform Quofox gegründet und weiß, dass man als Frau schwerer an Kapital kommt, weil Investoren ihnen gegenüber oft kritischer auftreten. Und die Zahlen geben ihr Recht: Laut einer Erhebung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group liegt der Frauenanteil auf Partnerebene in Wagniskapital-Firmen bei nur vier Prozent. Generell gab es 2021 wenige Gründerinnen in NRW: Laut dem Female Founder Report der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse waren es nur 8,5 Prozent. „Das ist verschenktes Potenzial“, sagt Heuts. Sie möchte ihre Erfahrungen gerne mit anderen Gründerinnen teilen. Eine Idee, um die Szene für sie offener zu gestalten, wäre aus ihrer Sicht, das Gründerstipendium in „Gründer:innenstipendium“ umzubenennen.

Doch dass es so wenige Frauen in der Gründerszene gibt, ist bei weitem nicht das einzige Problem. Auch Menschen mit Migrationshintergrund seien unterrepräsentiert, sagt Heuts. Und Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft. NRWalley plane deshalb spezifische Events für sie, bei denen sie sich vernetzen und mögliche Investoren kennenlernen können. Und das gehe hier besonders gut: „Das ist ja das Schöne an NRW“, sagt Heuts. „Hier treten Gründer anderen Gründern meistens total hilfsbereit entgegen und bieten Hilfe an.“ Ein klarer Vorteil gegenüber Berlin, wo es aus ihrer Sicht oft Konkurrenzkämpfe gebe.

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