Unterstützung von den Fantastischen Vier Wie die Luca-App die Pandemie bekämpfen will

Berlin · Eine Vielzahl von Anbietern setzt auf die Erfassung von Kontaktdaten per QR-Code, damit die Zettelwirtschaft in Restaurants ein Ende hat. Das Start-up Luca nutzt ebenfalls QR-Codes – will aber einige Dinge anders machen.

 Der Rapper Smudo der Hip-Hop-Band „Die Fantastischen Vier“ unterstützt die Luca-App.

Der Rapper Smudo der Hip-Hop-Band „Die Fantastischen Vier“ unterstützt die Luca-App.

Foto: dpa/Christian Charisius

Von „Die Fantastischen Vier“ gibt es ein Lied, in dem Bandmitglied Smudo rappt: „Was könnt’ es so einfach sein – isses aber nicht.“ Diese Weisheit gilt für die Musiker, die momentan nicht auftreten können, weil Konzerte in der Pandemie ein hohes Infektionsrisiko darstellen. Sie gilt aber auch für das Team von Nexenio, einer Ausgründung des Hasso-­Plattner-Instituts, das seit September an einer Lösung gearbeitet hat, mit der Infektionscluster von den Gesundheitsämtern schneller bekämpft werden können. Nexenio und Kulturschaffende wie die Fantastischen Vier kooperieren bei diesem Projekt und wollen mit Technologie eine Perspektive schaffen, wie Restaurants, Bars und Konzerthallen bald wieder öffnen können.

„Luca“ haben die Macher die App getauft, die man sich auf das eigene Smartphone laden oder über den Browser öffnen kann. Sie erzeugt einen QR-Code, mit dem man sich in Restaurants und Co. anmelden kann – das lästige Ausfüllen von Zetteln zur Kontaktnachverfolgung würde dadurch entfallen. Doch Nexenio-Chef Patrick Hennig ist es wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass dieser QR-Code nun die bahnbrechende Neuerung sei: „Wir werden oft mit Kontakterfassungsangeboten per QR-Code verglichen, funktionieren aber eigentlich ganz anders“, sagt er. Die Luca-App sei nur die sichtbare Oberfläche, die entscheidende Technik arbeite im Hintergrund.

Es gibt in Deutschland zahlreiche Angebote zur elektronischen Kontaktdatenerfassung mittels QR-Code. Sie heißen Recover, Gastident oder Darfichrein.de. Millionen sogenannter Check-ins wurden über sie in der Vergangenheit bereits abgewickelt. In Brühl oder Bochum hat man sich daher beispielsweise auch für einen großflächigeren Einsatz der Recover-Lösung entschieden. Die Macher, die sich mit anderen Unternehmen zur Initiative „Wir für Digitalisierung“ zusammengeschlossen haben, arbeiten gerade an einer Plattform, auf der alle Daten solcher Angebote zentral Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt werden könnten – datenschutzkonform.

Doch Patrick Hennig sieht in dem eigenen Angebot entscheidende technologische Vorteile, die Luca zu einer einzigartigen Lösung in Europa machen würden: „95 Prozent der Gesundheitsämter könnten sofort mit unserem System arbeiten, weil wir die gleichen Komponenten wie die Digitale Einreise-Anmeldung nutzen, die bereits seit langem von den Gesundheitsämtern genutzt wird.” Die Lösung des Teams arbeitet dafür im Netzwerk des Bundes.

Konkret funktioniert das dann so: Betritt ein Nutzer beispielweise ein Restaurant, wird am Eingang ein QR-Code auf seinem Smartphone gescannt, die Daten werden in drei Teilen verschlüsselt gespeichert: Beim Gast auf dem Smartphone, beim Gesundheitsamt und im Restaurant. Erst wenn eine Infektionskette nachvollzogen werden muss, werden sie zusammengesetzt und sind laut Betreibern ausschließlich für das Gesundheitsamt lesbar. Der Nutzer wiederum wird informiert, dass er Teil einer Infektionskette ist – und kann dann entscheiden, ob er weitere Daten wie sein Bewegungsprofil der vergangenen 14 Tage, die nur auf seinem Smartphone gespeichert wurden, freigibt. So könnten auch andere gewarnt werden, die Kontakt mit ihm hatten. „Wichtig ist: Wir setzen auf maximalen Datenschutz. Wir können zum Beispiel keine Bewegungsverfolgung machen“, sagt Patrick Hennig, der wie bei der Corona-Warn-App darauf setzt, dass Nutzer die App freiwillig verwenden: „Wir können niemanden zwingen, unsere Lösung einzusetzen. Es wird daher auch in Zukunft weiterhin Menschen geben, die lieber ein Formular ausfüllen, wenn sie ins Restaurant gehen.“

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte sich die Idee in einem Telefonat mit dem Rapper Smudo und Hennig bereits erklären lassen – und war angetan. Ein Sprecher der Staatskanzlei sagte auf Anfrage, man begrüße private Initiativen, die einen Beitrag zur effizienteren Kontaktnachverfolgung leisten. Dabei könnten verschiedene Lösungen zum Einsatz kommen.

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