Videokonferenz-Anbieter setzt aufs Rheinland Zoom wählt Köln als Deutschland-Sitz

Exklusiv | Köln · Der Videokonferenz-Anbieter wächst rasant und will auch sein Geschäft in Europa stärker ausbauen. Davon kann nun auch die Domstadt profitieren. Überraschend ist dabei der Grund für die Standortwahl.

 Zoom ist Anbieter einer Videokonferenz-Software. In der Corona-Pandemie gewann das Unternehmen zahlreiche Nutzer hinzu.

Zoom ist Anbieter einer Videokonferenz-Software. In der Corona-Pandemie gewann das Unternehmen zahlreiche Nutzer hinzu.

Foto: pixabay.com

Wenn ausländische Unternehmen nach einem Standort in Deutschland suchen, können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: Anbindung an internationale Flughäfen, Nähe zum Kunden, Attraktivität des Standorts für ausländische Fachkräfte. 

Der US-Videokonferenz-Dienst Zoom wird seinen Deutschlandsitz in Köln ansiedeln – doch keines der genannten Kriterien spielte dabei die Hauptrolle. „Der erste Mitarbeiter von Zoom in Deutschland lebt in Köln, die zweite Mitarbeiterin in NRW und ich – der Geschäftsführer – in Wuppertal“, sagt Peer Stemmler: „Diese Konstellation hat es uns einfach gemacht, uns für Köln als Standort der GmbH zu entscheiden.“

Die Domstadt wird damit künftig auch physisch das Zentrum der hiesigen Aktivitäten des US-Unternehmens, das sich speziell im vergangenen Jahr rasant entwickelt hat. Als Unternehmen weltweit ihre Mitarbeiter aufgrund der Corona-Pandemie ins Homeoffice schicken mussten, stieg die Nachfrage nach Videokonferenz-Angeboten rasant. Und ein Name entwickelte sich dabei zu einer Art feststehendem Begriff für die ganze Kategorie: Zoom.

Allein im zweiten Quartal machte das US-Unternehmen weltweit einen Umsatz von 956,2 Millionen Dollar. Der Gewinn sprang von 27 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf 227,4 Millionen Dollar – mehr als acht Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Auf diese Entwicklung hatte man im Vorjahr auch bei NRW Global Business spekuliert. Die Gesellschaft kümmert sich für das Land NRW um die Ansiedlung internationaler Unternehmen. Zu Beginn der Pandemie habe man damit gerechnet, dass die Anbieter von Videokonferenzsystemen enormes Wachstum verzeichnen würden, sagt eine Sprecherin. Und so beschäftigte man sich mit der Frage, was das für deren europäisches Geschäft bedeuten würde – und suchte den Kontakt zu Zoom.

Wie viel Arbeitsplätze durch die Ansiedlung in NRW entstehen, lässt Zoom offen. Die Anzahl der Mitarbeiter, die den deutschen Markt betreuen, sei inzwischen aber dreistellig. „Deutschland war in den vergangenen zwölf Monaten einer der am schnellsten wachsenden Märkte für Zoom“, sagt Peer Stemmler, der für das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich ist. Hinter der Firmenadresse „Friesenplatz 4“ verbirgt sich daher in Köln auch ein Standort von Wework, einem Anbieter von Co-Working-Büroflächen. So kann man auf Veränderungen beim Personal flexibel reagieren. Perspektivisch kann sich Stemmler auch weitere Büros in München und Berlin vorstellen.

Felix Neugart, Chef von NRW Global Business, sieht jedoch auch in NRW ideale Voraussetzungen für Wachstum – und umgekehrt Chancen für die Region. „Die Ansiedlung ist ein hervorragender Impuls für unseren Innovationsstandort und wird die Entwicklung der Technologie- und Start-up-Szene in NRW weiter vorantreiben“, freut sich Neugart.

Eine Premiere ist die Ansiedlung eines solchen Anbieters für NRW indes nicht. Das zum US-Konzern Cisco gehörende Webex setzt schon seit Jahren auf einen Standort in NRW – allerdings rheinabwärts: in Düsseldorf. Stemmler dürfte den Standort gut kennen. Er war vor seinem Wechsel zu Zoom bei Webex beschäftigt.

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