Hotelsuchmaschine aus Düsseldorf Trivago-Umsatz bricht wegen Corona-Pandemie um 93 Prozent ein
Düsseldorf · Das Virus hat die Tourismusbranche weltweit hart getroffen. Das Düsseldorfer Unternehmen machte in drei Monaten nur 16 Millionen Euro Umsatz. Nun sollen neue Produkte für Wachstum sorgen – flankiert von harten Sparmaßnahmen.
Die Hotel-Suchmaschine Trivago will mit neuen Geschäftsmodellen aus der Krise kommen. Künftig sollen Kunden auch Appartements und andere Unterkünfte über die Suchmaschine finden. Ein neues Produkt, bei dem Kunden gezielt nah gelegene Reiseziele vorgeschlagen werden sollen, ist momentan in der Beta-Phase. Trivago-Chef Axel Hefer ist überzeugt, dass die Menschen nicht nur während der Corona-Pandemie, sondern auch langfristig verstärkt nach solchen Zielen suchen werden.
Das Düsseldorfer Unternehmen wurde – wie viele Firmen im Tourismus-Segment – hart von der Corona-Pandemie getroffen. Genau wie der weltweite Reisemarkt brach auch der Trivago-Umsatz massiv ein. Im zweiten Quartal lag er nur noch bei 16 Millionen Euro Umsatz – ein Minus von 93 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich blieb ein Verlust von rund 20 Millionen Euro, nachdem man 2019 noch einen Gewinn erwirtschaften konnte.
Dazu trug auch bei, dass Trivago noch alte Rechnungen für Google-Werbeanzeigen bezahlen musste, obwohl diese wegen der Reise-Beschränkungen oft zu keinem eigenen Umsatz mehr geführt hatten. Vielen anderen deutschen Reise-Start-ups ging es ähnlich, weshalb sich acht von ihnen im Mai - flankiert vom Bundesverband Deutsche Start-ups - an den deutschen Google-Top-Manager Philipp Schindler gewandt hatten. Die Unternehmen aus dem Reisebereich beklagten sich darin über das Verhalten des US-Konzerns in der Corona-Krise – und baten um Kulanz. Denn offenbar bestand der Internetriese trotz Milliardengewinnen auf die fristgerechte Zahlung von offenen Rechnungen in Millionenhöhe, während die Start-ups in der Krise praktisch keine Umsätze mehr machten. Andere Geschäftspartner, war damals zu hören, würden sich kulanter verhalten.
Laut Hefer habe es auch tatsächlich ein Gespräch mit Schindler gegeben, zum Inhalt möchte er sich nicht äußern. Er sagt allerdings: „Wir haben alle Rechnungen voll bezahlt.“ Generell sei man aber überzeugt, dass man in so einer Krise extrem kollaborativ und partnerschaftlich miteinander umgehen müsse. Ob Google das genauso sieht? Unklar.
Trivago hat auf die Krise mit einem harten Sparkurs reagiert. Das Büro in Amsterdam wurde geschlossen, der Standort in Leipzig wird aktuell abgewickelt – und das Entwicklungscenter im spanischen Palma mit seinen rund 60 Mitarbeitern an eine Tochter des Düsseldorfer Handelskonzerns Metro abgegeben. Wie viele Mitarbeiter genau gehen müssen, möchte Hefer nicht sagen. Doch die Einsparungen dürften signifikant sein. Im Geschäftsbericht werden die Restrukturierungskosten im zweiten Quartal mit fünf Millionen Euro angegeben.
Gleichzeitig soll auch an anderer Stelle Geld eingespart werden. Mietverträge für Restflächen an den alten Standorten in Düsseldorf wurden bereits im November 2019 gekündigt. „Wir haben natürlich auch am Campus zu viele Flächen“, sagt Axel Hefer. Im Düsseldorfer Medienhafen ist Trivago aktuell Alleinmieter des erst 2018 eröffneten Gebäudes, das ausgelegt ist auf bis zu 2000 Mitarbeiter. Die Hotel-Suchmaschine kam Ende 2019 auf rund die Hälfte. Bis Jahresende könnte es diesbezüglich eine Lösung geben, sagt Hefer. Das Interesse sei jedenfalls groß: „Wir möchten aber schon einen Partner, der zu uns passt, wenn man sich das Gebäude teilt.“