RAG-Stiftung und NRW.Bank beteiligen sich Frisches Kapital für Bergbau-Start-up Talpasolutions

Exklusiv | Essen · Das Start-up will mit seiner Technologie den Bergbau digitalisieren. Die Gründer bekamen für diese Mission nun frisches Geld von Investoren. Und die sehen großes Potenzial in dem Unternehmen aus Essen.

 Talpasolutions-Mitarbeiter vor einer Schwermaschine, deren Daten in der Analyseplattform verarbeitet werden.

Talpasolutions-Mitarbeiter vor einer Schwermaschine, deren Daten in der Analyseplattform verarbeitet werden.

Foto: Talpasolutions

Der Name Talpasolutions setzt sich aus dem lateinischen Wort für Maulwurf und dem englischen Wort für Lösungen zusammen. Und damit ist eigentlich auch schon ganz gut beschrieben, was das Start-up aus Essen macht: Das Unternehmen bietet Big-Data-Analysen für den Bergbau, analysiert also beispielsweise Sensordaten von Maschinen, um so Ausfälle zu vermeiden.

Im Sommer 2018 investierten bereits der Bonner Hightech-Gründerfonds (HTGF) und der Gründerfonds Ruhr in einer Seed-Runde insgesamt 1,5 Millionen Euro in das Start-up aus Essen. Nun konnte das Unternehmen eine weitere Finanzierungsrunde abschließen und dabei neue Investoren gewinnen. So beteiligte sich einerseits die Essener RAG-Stiftung und die landeseigene Förderbank NRW.Bank über ihren Venture-Fonds am Unternehmen. Andererseits stieg F-Log Ventures aus Greven bei den Essenern ein. Der Risikokapitalgeber ist relativ neu am Markt und wird maßgeblich vom Logistikunternehmen Fiege unterstützt. Auch die Bestandsinvestoren beteiligten sich erneut. Die RAG-Stiftung hält nun knapp vier Prozent der Anteile am Unternehmen, die anderen beiden Investoren jeweils knapp sieben Prozent. Das Gründerteam, das zuletzt noch deutlich die Mehrheit am eigenen Unternehmen hielt, kommt auf rund 40 Prozent. Die restlichen Anteile halten der HTGF und der Gründerfonds Ruhr. Im Markt wird vermutet, dass es sich insgesamt um eine Finanzierungsrunde im einstelligen Millionenbereich handelt.

In Aachen studiert, in Essen gegründet

„Talpasolutions verfügt über ein beeindruckendes branchenspezifisches Technologie-Know-How“, sagt Christoph Büth, Bereichsleiter Eigenkapitalfinanzierungen der NRW.Bank über das Unternehmen und seine rund 40 Mitarbeiter. Das Start-up habe dadurch schon renommierte Kunden aus dem Bergbaubereich für sich gewinnen können: „Wir sehen erhebliches Potenzial und freuen uns, mit dem Investment eine weitere Innovation aus Nordrhein-Westfalen auf dem eingeschlagenen Wachstumskurs zu unterstützen.“

Das Start-up ist eine Ausgründung aus der RWTH Aachen. Aufgebaut wurde das 2016 von Sebastian Kowitz, Philipp Lorenz, Kai Meschede und Artem Zitzer gegründete Start-up allerdings in Essen. Kowitz und Lorenz kennen sich schon seit dem Kindergarten, auch wenn sich ihre Wege zeitweilig trennten. Während Lorenz International Business im niederländischen Maastricht studierte, zog es Kowitz nach Aachen, wo er gemeinsam mit Zitzer Bergbau studierte. Dort lernten sie auch Mitgründer Meschede kennen.

Daten nutzen, die sonst verloren gehen würden

Doch die Idee zu Talpasolutions reifte in Kowitz erst später, so schildert er es zumindest in dem Buch „Wann endlich grasen Einhörner an der Emscher?“ von Alexander Hüsing über die Start-up-Szene im Ruhrgebiet. Kowitz arbeitete demnach nach dem Studium beim Tüv Nord, wo er bei großen Maschinen analysieren sollte, warum sie kaputtgegangen waren. Dabei merkte er, dass viele Daten von den Maschinen zwar bereits erhoben, aber anschließend von den Unternehmen gar nicht genutzt wurden. Talpasolutions ermögliche es Besitzern von schwerem Equipment und Herstellern in der Schwerindustrie, Maschinendaten zu nutzen, die sonst verloren gegangen wären, sagte Kowitz unserer Redaktion: „Sowohl die Beteiligung der neuen Investoren, als auch das erneute Engagement unserer Bestandsinvestoren zeigt, dass man darauf vertraut, dass unser eingeschlagener Weg der richtige ist.“ Mit dem frischen Kapital im Millionenbereich soll das Geschäft auch in Bereichen außerhalb des Bergbaus, also beispielsweise der Landwirtschaft, weiter ausgebaut werden.

Auch Tim Gudelj, der das Start-up noch aus seiner Zeit beim Gründerfonds Ruhr kennt und nun das Investment aufseiten von F-Log Ventures verantwortet, ist vom Potenzial überzeugt: „Die von der Branche generierten Daten werden heute noch nicht ganzheitlich genutzt“, sagt er. Gleichzeitig beobachte man, wie andere Industrien von der Nutzung von Big-Data-Analysen und Software mit Künstlicher Intelligenz profitieren. Er ist überzeugt, dass Talpasolutions in diesem Bereich daher eine wichtige Rolle einnehmen kann.

Den Bergbau-Unternehmen sollen Ausfälle dank der Lösung von Talpasolutions jedenfalls langfristig weitestgehend erspart bleiben. So können alte Maschinenteile ausgetauscht werden, bevor ihr Ausfall weiteren Schaden bringt.

Das Potenzial ist jedenfalls groß. „So ein Bagger kostet nun mal fünf Millionen Euro. Und in den drei Jahren, in denen er im Einsatz ist, kostet er 250 Prozent des Einkaufspreises an Serviceleistung und Wartung“, hat Kowitz mal gesagt. Bei solchen Summen, soll das heißen, lohnt sich der Einsatz der Talpasolution-Produkte allemal.

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