Wirtschaft in Düsseldorf Mütter werden Unternehmerinnen

Düsseldorf · Sie haben Erfahrung in Beruf und Familie, nun gründen sie ihr eigenes Geschäft. Die „GründerMütter“ in Düsseldorf unterstützen sie dabei.

 Unternehmerinnen und Mütter: v.l. Katja Kaltenbach, Halima Pflipsen, Stefanie Gundel und Agnieszka Mese

Unternehmerinnen und Mütter: v.l. Katja Kaltenbach, Halima Pflipsen, Stefanie Gundel und Agnieszka Mese

Foto: Endermann, Andreas (end)

Irgendwann waren sie alle an dem Punkt im Leben, an dem sich ein Gedanke nicht mehr ignorieren ließ: Was will ich wirklich machen? Wo liegen meine Talente? Sie hatten ausnahmslos zu diesem Zeitpunkt schon Erfahrungen (manchmal Karrieren) im Berufsleben hinter sich und waren nun bereit, eine doppelte Aufgabe zu bewältigen – als Mütter und Unternehmerinnen. Wie Halima Pflipsen, die ihr Business mit den Aromen Marokkos würzt.

Sie wuchs in einem Dorf im Nordosten Marokkos auf, umgeben vom Duft der Orangenplantagen. Mit einer Küche, die von arabischen, afrikanischen, französischen Einflüssen beflügelt war. Aber zunächst führte ihr neues Leben in Düsseldorf sie auf ganz andere Pfade: Halima Pflipsen arbeitete viele Jahre für einen Chemiekonzern, bekam zwei Kinder, studierte während der Elternzeit Betriebswirtschaft. Eine perfekte Kombination für das, was kommen sollte. „Als ich aus der Elternzeit in meinen Job zurückkehrte, spürte ich nicht mehr dieselbe Wertschätzung wie vorher“, erinnert sie sich. Und so keimte der Gedanke, eine marokkanische Kochschule zu eröffnen, was sie nach gründlicher Marktanalyse und Businessplan Anfang des Jahres in die Tat umsetzte.

Zwei Säulen tragen „Taste Marocco“: regelmäßige Kurse in der eigenen Kochschule in Flehe und Events, sowohl für private Freundeskreise als auch Unternehmen, die gern ihre Weihnachtsfeier an den Herd verlegen. Mit ihrer marokkanischen Aromenvielfalt trifft sie offenbar den Geschmack ihrer Kunden: „Wir sind bis Jahresende fast ausgebucht.“ Wichtig ist es der Unternehmerin, die ausgeprägte Gastfreundschaft ihrer Heimat an ihre Düsseldorfer Gästetafel zu transportierten, „nirgendwo klappt der Austausch zwischen Menschen so perfekt wie in einer Küche und beim Essen.“ Außerdem wird sie bald in ihrem Onlineshop Produkte aus Marokko anbieten, ob Safran, Argan-Öl, Wein oder feine Accessoires.

Ein Netzwerk zu knüpfen, um Frauen wie Halima Pflipsen zu unterstützen, mit diesem Ziel gingen im Jahr 2017 die „GründerMütter“ an den Start, eine Initiative von Stefanie Gundel, promovierte Ökonomin (mit drei Kindern), die sich als Coach berufstätiger Mütter spezialisiert hat. Mittlerweile sind über ihre Facebook-Gruppe knapp 400 Frauen miteinander vernetzt, die dieses Medium als unmittlbaren Austausch nutzen: Wer hat einen Tipp für eine Druckerei? Wer kennt einen angenehmen Raum für eine Konferenz? Solche Alltagsfragen werden auf die Schnelle geklärt. Bei monatlichen Treffen profitieren die Gründerinnen in spe (und auch später) von den Erfahrungen erfolgreicher selbstständiger Frauen, besuchen gemeinsam Betriebe und tauschen ihre Erfahrungen aus. „Es entsteht sofort ein Wir-Gefühl, die Frauen schätzen es, mit ihren Herausforderungen nicht allein zu sein“, so Stefanie Gundel.

An diesen Treffen nimmt auch Agnieszka Mese regelmäßig teil. Die Kunsthistorikerin, spezialisiert auf die Klassische Moderne, hat viele Jahre in Galerien gearbeitet – bevor sie den Entschluss fasste, mit der Art Consulting Mese ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie weiß: Viele Menschen würden gern Kunst kaufen – für ihre privaten oder geschäftlichen Räume - „aber da herrscht eine große Unsicherheit“, zumal ja oft auch nicht unerhebliche Summen investiert werden müssten. Ihre Kunden möchten ein Werk als Geldanlage erwerben, die Wirkung ihrer Wohnungen oder Geschäftsräume aufwerten („da soll die Kunst ins Ambiente passen“) oder es einfach genießen, im Alltag mit Kunst zu leben.

Agnieszka Mese versteht als ihre Aufgabe, Transparenz und mehr Sicherheit in einen unübersichtlichen Markt zu bringen, Kaufentscheidungen zu erleichtern, passende Werke aufzuspüren, zu begutachten – „und Werte zu vermitteln“. Zusätzlich hat die Expertin zu Beginn des Jahres FrauenArt gegründet, eine Plattform für Künstlerinnen und Interessentinnen. Dazu organisiert sie regelmäßig Besuche in Ateliers oder Galerien, in denen sich Künstlerinnen mit ihren Objekten vorstellen. „Ich ermögliche ein ruhiges Herantasten an ein Werk“. Und einen Austausch von Frauen, die sich von Kunst inspirieren lassen wollen.

Kreativität steht auch im Mittelpunkt von „Kiwifalter“, einem Kulturhaus, das zwei Gründerinnen nach jahrelanger Planung soeben in Kalkum eröffnet haben. Ab sofort werden dort vor allem für Kinder und Jugendliche, aber auch deren Eltern Kurse und Wochenend-Workshops angeboten, die über eine App unkompliziert gebucht werden können. In den Herbstferien wurden Workshops organsiert, die das Spektrum von „Kiwifalter“ widerspiegeln: Zum einen ein Zirkusprogramm in Kooperation mit dem Duisburger „Zirkus Zipfel“, bei dem Kinder ihr Talent für Clownerie und Artistik testen konnten. Und ein Coding-Camp für Sechs- bis Zwölfjährige, eine Programmierschule, in der die Kids einen eigenen Malroboter konstruiert haben.

Kaum eröffnet haben die Gründerinnen schon weitere Pläne entwickelt. Katja Kaltenbach: „Wir träumen von einem eigenen Zirkuszelt, planen einen Gemüsegarten und einen Abenteuer-Parcours.“ Und während Kinder ihre Kreativität erproben, bieten sie Eltern einen kurzfristigen Arbeitsplatz, um das erklärte Ziel des jungen Unternehmens zu verwirklichen: „Wir wollen Familien den Alltag erleichtern.“

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