Start-up-Förderung Mehr Gründungen an NRW-Hochschulen

Düsseldorf · Die Landesregierung investiert rund 150 Millionen Euro in die Förderung von Start-ups an Hochschulen. Das Bundesland soll damit zu einer führenden Region in Europa werden. Doch der Weg dahin ist noch weit.

 An der Universität zu Köln wurde eins von sechs Exzellenz-Start-up-Centern in NRW eingerichtet.

An der Universität zu Köln wurde eins von sechs Exzellenz-Start-up-Centern in NRW eingerichtet.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Zahl der Gründungen an NRW-Hochschulen hat seit 2017 deutlich zugenommen. Das zeigt eine Auswertung des Stifterverbands im Auftrag des Landeswirtschaftsministeriums. Demnach hat sich die Zahl der Gründungen von 205 im Jahr 2017 auf 475 im Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Auf 10.000 Studierende kommen inzwischen acht Gründungen, drei Jahre zuvor waren es nur halb so viele.

Die Landesregierung will Nordrhein-Westfalen zu einem der führenden Start-up-Standorte in Europa machen. Die Hochschulen spielen dabei eine entscheidende Rolle als Brutstätte für Ideen. Das Problem ist: Obwohl kein anderes Bundesland eine so breite Hochschullandschaft hat wie NRW, landeten die hiesigen Hochschulen bei früheren Erhebungen zum Gründungsgeschehen nicht auf den vorderen Plätzen. Um das zu ändern, fördert die Landesregierung mit insgesamt rund 150 Millionen Euro seit 2019 sogenannte Exzellenz-Start-up-Center (ESC) an sechs Universitäten: Aachen, Bochum, Dortmund, Köln, Münster und Paderborn.

„Die Hochschulen können jetzt ganz anders agieren, weil wir ihnen erheblich mehr Ressourcen geben“, sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Erfolg entstehe, wenn Glück auf Vorbereitung treffe: „Wir müssen daher besser vorbereitet sein.“ Immerhin – die Zahl der Gründungsprofessuren ist um mehr als 60 Prozent auf 68 gestiegen, auch die Zahl der Gründungsbeauftragten hat zugenommen: „Exzellente Forschung von exzellenten Leuten sorgt mit höherer Wahrscheinlichkeit dafür, dass daraus exzellente Ideen entwachsen – und genau die müssen wir finden und fördern. Dafür müssen wir auch stärker interdisziplinär arbeiten.“

Die ESC-Hochschulen bauen dazu unter anderem Teams auf, die gezielt nach Ideen in den verschiedenen Forschungsbereichen suchen und gründungswilligen Wissenschaftlern dabei helfen, aus ihrer Forschung eine Geschäftsidee zu formen. Die Konzepte variieren dabei leicht; an der RWTH Aachen werden Teams beispielsweise finanziell für einige Monate gefördert, um in dieser Zeit Prototypen zu entwickeln. In Dortmund wiederum sind sogar Kapitalbeteiligungen über Tochtergesellschaften möglich – ein Konzept, das NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart ausbauen möchte. „Ich fände es gut, wenn die Hochschulen etwas mehr Möglichkeiten hätten bei der Finanzierung von Start-ups oder auch im Bereich Liegenschaften“, sagt Pinkwart, der von 2005 bis 2010 auch Forschungsminister in NRW war. Das Thema sei allerdings komplex: „Es gibt allerdings auch Überlegungen, in Richtung eines größeren Fonds etwas zu machen mit Geldern der NRW-Bank und privaten Investoren.“

Der Zugang zu Kapital ist für viele Start-ups immer noch ein entscheidender Faktor. Eine Möglichkeit stellt für junge Gründer dabei das „Exist“-Gründerstipendium dar. 2017 wurden 30 dieser Anträge von Gründern an NRW-Hochschulen bewilligt, 2020 waren es 36. Bundesweit liegt NRW damit auf dem zweiten Platz unter den Bundesländern.

Luft nach oben gibt es auch noch bei der Zahl der Gründungen an den ESC-Hochschulen. Sowohl Köln als auch Dortmund und Münster liegen unter dem Schnitt von acht Gründungen pro 10.000 Studierende, Bochum erfüllt diese Quote relativ genau, Paderborn liegt sogar deutlich über dem Schnitt. Andreas Pinkwart wirbt dafür, den Hochschulen Zeit zu geben: „Beim Thema Entrepreneurship brauchen wir einen langen Atem – auch bei den Hochschulen.“ Wichtig sei, dass sich die Gründungskultur an den Hochschulen ändere: „Das sehen wir auch bereits.“

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