Luxusuhren-Plattform Kölner Start-up Chronext will in der Schweiz an die Börse

Köln · 2013 haben die beiden Studienfreunde Ludwig Wurlitzer und Philipp Man mit dem Aufbau einer Plattform für Luxusuhren begonnen. Inzwischen kaufen Kunden für mehr als 7000 Euro pro Bestellung ein.

Chronext verkauft Luxusuhren von Marken wie Patek Philippe oder Rolex.

Chronext verkauft Luxusuhren von Marken wie Patek Philippe oder Rolex.

Foto: Chronext

Gerüchte hatte es schon seit Monaten gegeben, nun hat das Luxusuhren-Start-up Chronext seine Börsenpläne auch offiziell angekündigt: Voraussichtlich im vierten Quartal will das Unternehmen in der Schweiz an die Börse Six gehen. Der Börsengang soll nach Angaben von Chronext voraussichtlich eine Kapitalerhöhung von circa 250 Millionen Schweizer Franken (rund 230 Millionen Euro) sowie eine Platzierung bestehender Aktien bestimmter Aktionäre umfassen. Zum angepeilten Börsenwert machte Chronext in der Mitteilung keine Angaben. In der Vergangenheit wurde über eine Bewertung von bis zu einer Milliarde Euro spekuliert. Ob wirklich eine solche Summe erreicht wird, ist unter Kennern des Unternehmens aber umstritten.

Chronext wurde 2013 von den Studienfreunden Philipp Man und Ludwig Wurlitzer gegründet. Die beiden haben damals in London neben dem Studium an ihrer Idee gearbeitet, einen Online-Shop für Luxusuhren aufzubauen. Ihr Start-up haben sie dann in Köln gegründet, der Firmensitz wurde jedoch zwischenzeitlich ins Mutterland der Luxusuhren-Industrie verlegt – die Schweiz. Das operative Geschäft des rund 120 Mitarbeiter großen Unternehmens wird jedoch weiterhin überwiegend von Köln aus geführt.

Über die Online-Plattform von Chronext werden gebrauchte und neue Luxusuhren von Herstellern wie Rolex, Omega oder Patek Philippe verkauft. Chronext kauft dabei einerseits selber Uhren an, die anschließend von eigenen Uhrmachern geprüft werden, und verkauft diese weiter. Andererseits verkaufen aber auch Händler direkt über die Plattform an Kunden.

Der über die Plattform abgewickelte Umsatz des Start-ups war im Geschäftsjahr 2020 mit 101,3 Millionen Euro erstmals dreistellig. Ursprünglich war dieses Ziel mal bereits für 2018 avisiert worden. Rund ein Zehntel der Summe landet davon bei Chronext, das noch immer Verluste macht. Durch weiteres Wachstum soll es gelingen, das Geschäft langfristig profitabel zu betreiben. Allein im laufenden Jahr peilt das Unternehmen ein Plus von rund 40 Prozent an. Dabei hilft, dass die Kunden offenbar immer häufiger höherpreisige Luxusuhren kaufen. Laut Chronext-Angaben lag der durchschnittliche Bestellwert 2019 noch bei 4604 Euro, im vergangenen Jahr waren es bereits 7111 Euro. Auch das Geschäft mit gebrauchten Uhren, das für Chronext deutlich lukrativer ist, soll laut der Ankündigung des Unternehmens weiter ausgebaut werden.

Die Erlöse aus dem Börsengang sollen je etwa zur Hälfte in Zukäufe und in das bestehende Geschäft fließen. Bisher war die Firma vor allem in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien aktiv, im vergangenen Jahr kamen Frankreich, Italien und die Niederlande dazu. Demnächst will Chronext auch in Spanien oder Ländern aus Nordeuropa starten. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Australien haben das Unternehmen als potenzielle Märkte ins Auge gefasst.

Das Start-up, das in der Vergangenheit unter anderem von der NRW.Bank, Tengelmann Ventures und Capnamic mit Risikokapital finanziert wurde, hat sich für den Börsengang und die Internationalisierung auch personell inzwischen deutlich breiter aufgestellt. Neben den Gründern Man und Wurlitzer sind in den vergangenen zwei Jahren mit Josef Gatzek (Finanzen), Laurens Mauquoi (Marketing), Emanuel Schleussinger (Technik) und Alexander Rausch (Operatives Geschäft) gleich vier Manager neu in die Geschäftsleitung gewechselt.

Chronext ist nicht die einzige Online-Plattform für Luxusuhren, die es aktuell an die Börse zieht. Zuletzt hatte es auch Gerüchte um einen Börsengang des Karlsruher Luxusuhren-Onlineportals Chrono24 gegeben. Das Start-up hatte zuletzt 100 Millionen Euro von Investoren bekommen, darunter dem Technologie-Investor General Atlantic (GA) sowie dem Start-up-Investor des französischen Milliardärs und LVMH-Großaktionärs Bernard Arnault, Aglaé Ventures. Chrono24 soll dabei laut Vorstandschef und Mitgründer Tim Stracke mit mehr als einer Milliarde Dollar (circa 850 Millionen Euro) bewertet worden sein.

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