Ex-Höhle-der-Löwen-Star legt Aktienfonds auf Investieren wie Frank Thelen
Bonn · Der Start-up-Experte hat einen Fonds aufgelegt, über den Privatleute ihr Geld in Technologie-Aktien anlegen können. Frank Thelen stellt hohe Kursgewinne in Aussicht. Doch das Risiko ist groß.
Wer bislang in die Ideen von Frank Thelen investieren wollte, musste seine Bücher kaufen oder die Gewürzmischungen und Co., die er während seiner Zeit als Investor in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ finanzierte.
Seit dem 1. September ist das nun anders. Denn da startete Thelen seinen Fonds „10xDNA – Disruptive Innovation“ für private und gewerbliche Anleger. Der Name ist Programm: Der Fonds wird unter der Wertpapierkennnummer DNA10X gehandelt. Zum Start wolle man unter anderem in den Elektroautobauer Tesla oder das Datenanalyse-Unternehmen Palantir investieren, so Thelen. Man suche nach Firmen, die ihren Wert über einen Zeitraum von vier bis acht Jahren verdreifachen können: „Unsere Welt wird sich in den nächsten zehn Jahren durch Technologien wie Künstliche Intelligenz, 3D-Druck und Roboter stärker verändern als in den letzten 100 Jahren“, sagt Thelen. Diese Veränderungen würden zu massiven Werteverschiebungen an den Märkten führen. Mit den Fonds sollen Anleger davon profitieren.
Thelen kündigte an, auch eigenes Geld über die Fonds zu investieren, hinter denen das Unternehmen 10xDNA Capital Partners steht. Wie viel genau, ließ er auf Anfrage offen. Auch die genaue Zusammensetzung des Portfolios, das aus etwa 30 unterschiedlichen Aktien bestehen soll, wurde noch nicht bekanntgegeben.
Der Fonds verfolgt mit seinem Fokus auf Zukunftstechnologien einen ähnlichen Ansatz wie die US-Investmentgesellschaft Ark Invest. Deren Chefin Cathie Wood genießt in Finanzkreisen schon fast einen Legendenstatus, weil der von ihr aufgelegte Ark Innovation ETF seinen Wert in den vergangenen fünf Jahren mehr als verzehnfachen konnte. Cathie Wood setzt dabei stark auf Technologie-Werte wie den E-Auto-Hersteller Tesla, die Kryptobörse Coinbase oder auch die Musikplattform Spotify. Auch der Deutsche Jan Beckers verfolgt mit seinem „BIT Global Internet Leaders“ einen ähnlichen Ansatz und konnte das Geld seiner Anleger vervielfachen.
Allerdings: Beide Fonds profitierten stark von den rasant gestiegenen Bewertungen von Technologie-Unternehmen im vergangenen Jahr. Die Corona-Pandemie hatte zunächst ein regelrechtes Kursfeuerwerk bei Technologie-Aktien ausgelöst. Viele davon sind daher inzwischen extrem hoch bewertet, einige Kurse gaben zuletzt sogar nach.
US-Investor Michael Burry, der einem Millionen-Publikum durch den Film „The Big Short“ bekannt wurde, wettet daher bereits gegen den Ark Innovation ETF von Cathie Wood. Die Nachricht sorgte zuletzt für Schlagzeilen – denn auch Burry ist eine Legende, weil er frühzeitig auf einen Zusammenbruch des US-Hypothekenmarkts gewettet hatte. Als dieser zusammenbrach und die weltweite Finanzkrise 2008/2009 auslöste, gehörte Burry zu den Profiteuren.
Dass Thelens Kurswetten auf Technologie-Aktien aufgehen, ist also alles andere als sicher. Thelen rät daher selber, dass der Fonds immer nur eine Beimischung in einem ausgewogenen Portfolio sein sollte. Doch selbst das ist umstritten. Denn die Erfolgsquote von aktiv gemanagten Fonds wie dem von Thelen ist vergleichsweise gering. Einer Analyse der Ratingagentur Morningstar aus dem vergangenen Jahr zufolge schafften es über einen Zeitraum von zehn Jahren nur 20 Prozent der aktiv gemanagten Fonds, besser zu sein als ein vergleichbarer Exchange Traded Fund (ETF).
Bei ETFs wie dem „Ark Innovation“, investieren Anleger nicht in die Aktien der Unternehmen direkt, sondern in den ETF, der die Kursentwicklung des Portfolios nachbildet. Dies ist in der Regel günstiger als der Kauf eines aktiv gemanagten Fonds. Denn dieser bringt oft hohe Kosten mit sich. Bei Thelens Fonds werden pro Jahr allein 1,8 Prozent der Anlagesumme als Verwaltungsgebühr fällig. Der Start-up-Investor begründet dies mit dem geplanten Expertenteam, dass nicht nur die Märkte, sondern auch die Technologien der Unternehmen umfangreich bewerten könne. Er selbst wird dabei in die Rolle des „Chief Research Officers“ schlüpfen, also letztlich die Hauptverantwortung für die Analysen übernehmen.
Erfahrung mit Aktien hat Thelen dabei bislang als privater Anleger gesammelt – mit unterschiedlichem Erfolg. Seinen Einsatz bei Tesla konnte der Bonner, der nach eigenen Angaben 2016 Aktien des E-Auto-Pioniers kaufte, inzwischen mehr als verzehnfachen. Bei einem anderen Unternehmen hat er sich hingegen verzockt. Als die Kurse beim Zahlungsabwickler Wirecard fielen, weil es zu Hausdurchsuchungen kam, kaufte Anleger Thelen sogar noch Aktien nach. Wenig später implodierte das Unternehmen und entpuppte sich als einer der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte.