Start-up Mealmates Lunch-Lieferung als Lockmittel für die Rückkehr ins Büro

Leverkusen · Das junge Leverkusener Unternehmen Mealmates bringt frisch gekochte Mahlzeiten in Unternehmen – und dient sich so als Kantinenersatz an. Der Appetit auf das Angebot steigt gerade massiv an.

Die Auslieferer von Mealmates bringen das Essen gut verpackt vorbei.

Die Auslieferer von Mealmates bringen das Essen gut verpackt vorbei.

Foto: Mealmates

Die Kreativität kann noch so groß sein – an den Klassikern kommt ein Start-up nicht vorbei: Die Currywurst gehört auch beim Mittagessen-Lieferdienst Mealmates zu den beliebtesten Menüs. „Da kommen nur wenige andere Gerichte dran“, sagt Gründer Nils Kornder. Doch ein bisschen Varianz muss sein: Angeboten wird die Wurst mit blanchierten Erbsen und Kartoffel-Drillingen. Und das nicht nur aus kulinarischen, sondern vor allem praktischen Gründen: Das Start-up bereitet die Mahlzeiten für alle Kunden in seiner eigenen Küche in Leverkusen zu – und bringt sie dann zu Unternehmen im gesamten Rheinland. Pommes würden diesen Transport kaum knusprig überstehen.

Mehr als 130 Menüs stehen in der Datenbank, täglich gibt es zwei wechselnde Angebote plus Suppe, Bowl und Salat. Die Spanne reicht dabei vom Chicken Tikka Masala über die rheinische Kartoffelsuppe und den sizilianischen Aubergineneintopf bis zum „Lecker Gemecker“ – einer Komposition aus Salat, Rote Beete und Ziegenkäse. Immer mehr Gerichte sind dabei vegan, der Currywurst zum Trotz. Das 2015 gegründete Start-up hat über die Jahre genau gelernt, was Arbeitnehmern schmeckt.

Das Mittagessen im Büro kommt per Lieferdienst

Begonnen hatten die Gründer Nils Kornder und Pascal Ecker dabei mit einer Express-Auslieferung von fertig zubereiteten Speisen direkt an Verbraucher. Ein mühsames Geschäft. 2018 folgte daher der Umschwung und der Fokus auf Geschäftskunden: Der Aufbau einer eigenen Großküche verschlang hunderttausende Euro – und brachte die Gründer an ihre Grenzen: „Wir sind beide Betriebswirte, wir hätten uns das nicht so schwierig vorgestellt“, sagt Kornder. Statt mit Businessplänen mussten sie sich mit Hygienevorschriften beschäftigen. Doch seitdem kann sich Mealmates als Alternative zu herkömmlichen Betriebsrestaurants positionieren. „Wir können das auch für kleinere Unternehmen anbieten, die eine Kantine finanziell überfordern würde“, beschreibt Kornder das Grundmodell.

Dabei wirbt das Start-up mit größtmöglicher Flexibilität: Mitarbeiter, deren Unternehmen bei Mealmates registriert ist, können sich jeden Tag bis 9.30 Uhr in einem Online-Portal entscheiden, ob und was sie bestellen. Früh am Morgen haben derweil die Angestellten angefangen, die Gerichte zuzubereiten – und setzt auf historische Daten und das eigene Bauchgefühl, um nicht die falschen Mengen zu kochen. „Wir haben da mittlerweile sehr gute Erfahrungswerte“, sagt Kornder. Am Vormittag setzen sich dann die Lieferwagen von Leverkusen in Bewegung und bringen die warmgehaltenen Speisen in die Büros.

Von der Pandemie-Pause in den Wachstumsmodus

Fast 1200 Mahlzeiten täglich kochte das Start-up zwischenzeitlich, mehr als 100 Stopps bei kleinen Agenturen oder Konzernstandorten legten die Fahrer auf den Routen nach Düsseldorf, Köln, ins Bergische Land oder an den Niederrhein ein. Zu Kunden gehört etwa Ferienflieger Eurowings mit seiner Zentrale in Köln oder der Sportartikelhersteller Asics mit Deutschlandsitz in Neuss. Mit dem abrupten pandemiebedingten Umstieg auf das Homeoffice kam das Geschäft im Frühjahr 2020 zum Erliegen. Doch mit jeder Lockerung kehrten ein paar mehr Mitarbeiter hungrig an ihre Arbeitsplätze zurück. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit werden jetzt zwar eher weniger Mahlzeiten pro Unternehmen geordert – dafür haben mehr Firmen Interesse an dem Service. Seit Anfang des Jahres steige die Zahl der Firmen deutlich, die das Angebot des Start-ups ausprobieren wollen, berichtet Kornder.

Mealmates profitiert dennoch von einer zunehmend hybriden Arbeitswelt, in der Angestellte nur noch tageweise in die Büros zurückkehren. Erstens: Weil nur noch die Hälfte oder sogar weniger Arbeitsplätze ständig belegt sind, machen manche Betriebsrestaurants wirtschaftlich keinen Sinn mehr – sie waren auf den Ansturm hunderter Kollegen zur Mittagszeit ausgelegt. Zweitens, weil manche Unternehmerinnen und Geschäftsführer nach Zusatzleistungen für ihre Belegschaft suchen. Sie wollen ihre Mitarbeiter dazu bringen, regelmäßig ins Büro zu kommen, wollen sie aber nicht mit einer Anwesenheitspflicht verschrecken. „Unser Angebot ist auch ein Lockmittel, um das Büro den Mitarbeitern wieder schmackhaft zu machen“, formuliert es Kornder.

Zu dieser Entwicklung gehört auch, dass die Zuschüsse der Unternehmen für die Belegschaftsessen deutlich steigen – von früher etwa zwei Euro im Schnitt auf heute fast vier Euro pro Gericht, wie der Gründer berichtet. Eigentlich rechnet das Start-up direkt mit den Mitarbeitern ab, die ihre Mahlzeiten ordern. Firmen können jedoch einen Teil dieser Kosten subventionieren. „Die Unternehmen suchen nach Lösungen, um über das Gehalt hinaus etwas für ihre Mitarbeiter zu tun“, sagt Kornder.

Appetit auf einen größeren Lieferradius

Das sind gute Nachrichten für Mealmates mit etwas mehr als zehn Mitarbeitern und etwa einem Dutzend zusätzlicher Lieferfahrer. Klar ist jedoch: Auf die grundsätzliche Idee der flexibleren Essensversorgung setzen auch noch andere Unternehmen. Das Münchener Start-up Foodji und der börsennotierte Essenslieferdienst Hellofresh bieten speziell für Unternehmen Kühlautomaten an, die mit frischen Salaten und Mikrowellen-Mahlzeiten bestückt werden. Das Berliner Start-up Heycater hat während der Corona-Pandemie das Angebot „Heykantine“ gestartet – hierüber werden lokale Cateringanbieter vermittelt, die dann regelmäßig Essen ins Büro bringen. Sie alle greifen das Geschäft von traditionellen Kantinenbetreibern wie Eurest oder Aramark an. Die reagieren jedoch ebenfalls: Anbieter Sodexo hat etwa den „Restaurant-Pass“ erschaffen – den können Beschäftigte bei Lieferdiensten, Supermärkten oder Restaurants einlösen, egal ob sie im Büro oder im Homeoffice sind.

Mit seinem Angebot an frisch zubereiteten Mahlzeiten, die direkt in die Büros geliefert werden, sieht sich Mealmates jedoch gut aufgestellt. Auch in andere Regionen von Nordrhein-Westfalen will das Start-up zukünftig liefern. Und darüber hinaus fängt das Team jetzt bereits an, sich nach möglichen Großgastronomen oder -küchen umzusehen, die deutschlandweit als Partner dienen könnte. So könnte Mealmates seinen Wachstumshunger stillen, ohne dass es erneut eine eigene Küche errichten und finanzieren muss.

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