Vodafone als Partner Getbaff führt per Smartphone Papierwelt und digitale Vision zusammen

Düsseldorf · Reale Welt und digitale Infos wachsen zusammen. Das Düsseldorfer Startup getbaff hilft Stadtsparkasse, BMW oder Deutsche Post DHL dabei, bedruckte Oberflächen mit digitalen Videos per Smartphone zu ergänzen. Auf dem Weg liegen Euphorie und Ernüchterung oft nah beieinander.

 Getbaff-Gründer Jan Owiesniak und Hendrik Gottschalk

Getbaff-Gründer Jan Owiesniak und Hendrik Gottschalk

Foto: Getbaff/Unternehmen

Plötzlich lebt der Prospekt: Hält man die Smartphone-Kamera über die Werbeanzeige, startet ein Video – und erzählt die Geschichte digital weiter. In millionenfacher Auflage landeten Flyer der Deutschen Post mit diesem Kniff im vergangenen Jahr in deutschen Briefkästen. Dahinter steckte die Technologie eines Düsseldorfer Start-ups: Das 2018 gegründete getbaff hat Wege entwickelt, mit dem gedruckte Motive in die virtuelle Welt verlängert werden. Das Team um die Gründer Hendrik Gottschalk und Jan Owiesniak bedient dabei den Trend der sogenannten „Augmented Reality“, auf Deutsch etwa „erweiterte Realität“: Auf dem Auto-Werbeplakat in der Innenstadt rollt so beispielsweise der Sportwagen beim Blick durch das Smartphone dann einfach los. Und auf dem Werbeaufsteller läuft ein Clip, der das Produkt noch einmal ausführlich erklärt. „Was wir können: Das Digitale in die analoge Welt zu bringen“, sagt Gottschalk.

Die Herausforderung für den Gründer: Unternehmen davon zu überzeugen, dass die Technologie mehr ist als nur eine nette Spielerei. Lange Zeit wurden „Augmented Reality“-Anwendungen als zu umständlich angesehen: Nutzer müssen erst ihr Smartphone zücken, manchmal noch eine passende App installieren – und dann die Muße haben, das digitale Werbevideo anzuschauen. Doch wenn die gedruckte Anzeige einen Mehrwert in der virtuellen Welt versprach, etwa ein Gewinnspiel oder wichtige Zusatzinformationen, wurde das Handy gezückt.

Marken sind neugierig auf das „Metaversum“

Gerade im vergangenen Jahr konnte getbaff so einige wichtige Großkunden gewinnen. Neben der Deutschen Post haben auch Amazon Music, BMW, Edeka oder die Stadtsparkasse Düsseldorf bereits auf die Technik des Start-ups gesetzt. „Wir konnten den Unternehmen beweisen, dass die Technologie wirklich einen Mehrwert generiert – und vor allem messbar ist“, berichtet Gottschalk.

Den Umsatz konnte das junge Team mit aktuell acht Mitarbeitern so nach eigenen Angaben 2021 verfünffachen – und hofft, in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreichen zu können. Die Zeichen stehen nicht schlecht: Im vergangenen Herbst kündigte Tech-Gigant Facebook an, künftig voll auf das „Metaversum“ zu setzen, kurze Zeit danach benannte Gründer Mark Zuckerberg gleich den ganzen Konzern in „Meta“ um. In der Vision des „Metaversums“ sollen Grenzen zwischen virtueller und realer Welt zunehmend aufgehoben werden, auch mit Hilfe von Smartphones, Datenbrillen und künstlicher Intelligenz. „Das bringt uns natürlich viele Möglichkeiten“, sagt Gottschalk, „aber wir müssen unsere Kunden da langsam an das Thema heranführen“.

Hochs und Tiefs auf dem Weg in die „Augmented Reality“

Denn getbaff weiß, wie eng Euphorie und Ernüchterung beieinander liegen können. Nach zeitraubender Vorarbeit beim Programmieren wollte das Start-up eigentlich im Frühjahr 2020 so richtig durchstarten. Der Beginn der Corona-Pandemie sorgte jedoch für einen plötzlichen Stopp: Zum einen wurden plötzlich Messen und Meetings abgesagt, bei denen Gottschalk seine Technologie persönlich präsentieren wollte. Zum anderen hielten manche potenziellen Kunden plötzlich lieber ihr Geld zusammen – und wollten keinen Pilotversuch mit einem jungen Start-up wagen. getbaff geriet in Schwierigkeiten. Und erhielt finanzielle Unterstützung durch das „Start-up.akut“-Programm, dass die landeseigene NRW-Bank kurzfristig aufgelegt hatte.

Auch bei der Technologie musste getbaff mehrfach umsteuern. Ursprünglich sollte eine eigene App den virtuellen Wow-Effekt ermöglichen. Doch viele Marken wollten die Anwendungen lieber in ihre bestehenden Programme integrieren. Also passte sich das Start-up an. Und legte jetzt vor wenigen Tagen noch einmal nach: Zukünftig lässt sich die virtuell erweiterte Realität auch über das simple Scannen eines QR-Codes in einem Webbrowser starten – vor der Pandemie galt dieser Weg als völlig unpraktikabel, jetzt haben sich viele Nutzerinnen und Nutzer daran gewöhnt.

Viel Veränderung. Aber mit einem positiven Ergebnis aus Sicht des Gründers: „Wenn ein Unternehmen wirklich mit ‚Augmented Reality‘ arbeiten will, dann gibt es jetzt keine Ausrede mehr wegen der Technik“, sagt Gottschalk und lacht. Zeitgleich versucht das Start-up bereits, das nächste Trend-Thema zu besetzen: In diesem Jahr will getbaff auch Angebote rund um die Blockchain für Unternehmen erarbeiten. „Da haben wir eine riesige Chance zu zeigen, was wir können“, sagt Gottschalk.

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