Vox-Gründershow So geht es den NRW-Start-ups aus „Die Höhle der Löwen“
EVOPARK (Staffel 3, 2016)Gesuchtes Kapital: 1.500.000 Euro Gebotene Anteile: 15 Prozent Deal? Frank Thelen und Carsten Maschmeyer waren interessiert – die Gründer schlugen das Angebot aus. Und heute? Die Kölner sind wohl eine der größten Erfolgsgeschichten der Sendung – auch wenn sie gar keinen „Deal“ mit den Löwen machten. Damals präsentierten sie eine App, mit der man sich Parkplätze und Parkhäuser anzeigen lassen konnte. Heute bietet das Unternehmen eine Parkkarte, mit der man automatisch in Parkhäuser ein- und ausfahren kann und automatisch bezahlt. Nach dem Auftritt bei DHDL beteiligte sich zunächst der Autohersteller Porsche an den Kölnern, inzwischen wurde das Unternehmen vom Mönchengladbacher Mittelständler Scheidt & Bachmann, einem Experten für Parkhaussysteme, übernommen. „Wir konnten uns in der Mobilitätsbranche als Digitalexperte für Parklösungen etablieren“, sagt Maximilian Messing, Gründer und Geschäftsführer von Evopark. Das Unternehmen hat mit der Internationalisierung begonnen und auch weitere Kooperationspartner wie Mercedes-Benz gefunden.
OTTO WILDE GRILLERS (Staffel 4, 2017)Gesuchtes Kapital: 2.000.000 Euro Gebotene Anteile: 20 Prozent Deal? Nein. Und heute? An Selbstbewusstsein mangelte es dem Team von „Otto Wilde Grillers“ nicht, als sie vor die Investoren in „Die Höhle der Löwen“ traten und ihren rund 900 Euro teuren Grill präsentierten. Auf zehn Millionen Euro taxierten sie ihre Firma. „Die Bewertung ist nicht von dieser Welt“, urteilte Investor Ralf Dümmel. Am Ende winkten auch die anderen ab. Und so blieben zunächst vom Ausflug in die Fernsehwelt nur die hohen Kosten übrig. Denn die Teilnehmer, die keinen Deal bekommen, wissen zunächst nicht, ob sie in der Sendung auch zu sehen sein werden. „Trotzdem muss man sich darauf vorbereiten und zum Beispiel ausreichende Server-Kapazitäten bereithalten, damit die Internetseite dem Ansturm während der Sendung standhält“, sagt Nils Wilde. Gelohnt hat sich die Teilnahme aus seiner Sicht trotzdem: „Für uns war ,Die Höhle der Löwen‘ eine gute Gelegenheit, um das Unternehmen bekannt zu machen.“ Wilde und sein Mitgründer Alexander Luik waren vorher bei dem Düsseldorfer Kochzubehör-Start-up Springlane, bevor sie sich dann 2015 mit ihrer neuen Idee mit Wildes Schwägerin und seinem Vater selbstständig machten. „Wir sind nicht das Einstiegsprodukt“, sagt Wilde über den Grill, der mit bis zu 900 Grad Celsius das Fleisch brät. 5000 bis 10.000 Geräte, hergestellt im Ruhrgebiet, verkauft das Unternehmen nach eigenen Angaben momentan pro Jahr und macht damit einen hohen einstelligen Millionenumsatz. „Unser Umsatz kommt heute zu 50 Prozent aus den USA“, sagt Nils Wilde. Für die Eroberung des neuen Marktes, insgesamt lieferte man inzwischen bereits in 22 Länder weltweit, holte sich das Start-up erstmals einen externen Investor mit an Bord – und das ausgerechnet aus dem Umfeld der Löwen. Denn Daniel Arnold, Chef der Kölner Deutschen Reihenhaus AG, ist auch einer der Hauptinvestoren von Frank Thelens Freigeist-Fonds.
KLETTERLETTER (Staffel 4, 2017)Gesuchtes Kapital: 50.000 Euro Gebotene Anteile: 20 Prozent Deal? Ralf Dümmel griff zu und sicherte sich für 50.000 Euro 33,3 Prozent der Anteile. Und heute? Als Lutz Spendig 2014 sein Unternehmen Kletterletter gründete, war er voller Optimismus: "Am Anfang dachte ich: Wir verkaufen im ersten Jahr 100 Buchstaben, im zweiten dann schon 500.", sagt Spendig. Knapp drei Jahre später waren es 33. Zu teuer und schwer waren die Kratzbäume für Katzen in Form von Holzbuchstaben. Sein Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ brachte die Wende. Denn Investor Ralf Dümmel sicherte sich Anteile am Unternehmen und brachte mit dem Düsseldorfer eine preiswertere abgespeckte Variante auf den Markt. Heute gibt es Kletterletter zwar immer noch, aber wieder so wie es ursprünglich mal war. „Kletterletter soll wieder Handwerk sein“, sagt Spendig. Den Kooperation mit Ralf Dümmel wurde daher beendet, auch wenn der Kontakt weiterhin gut ist, wie Spendig sagt: „Wir rufen uns weiterhin zum Geburtstag an und ich habe durch ihn viel gelernt.“ Auch sein Nachfolgeprojekt, ein Katzen-Café in Düsseldorf mit dem Namen „Catz Café“ musste er inzwischen wieder aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. „Um das wirtschaftlich zu betreiben, muss man da selbst Vollzeit mitarbeiten“, sagt er. Deswegen wird ein Nachfolger gesucht. Das Café ist allerdings weiterhin geöffnet und dient auch als Showroom für Spendigs Kletterletter. Der Gründer selbst arbeitet inzwischen im Vertrieb in der Lebensmittelbranche: „Und Kletterletter ist wieder ein schöner Nebenverdienst.“
MABYEN (Staffel 4, 2017)Gesuchtes Kapital: 125.000 Euro Gebotene Anteile: 10 Prozent Deal? Judith Williams übernahm für 125.000 Euro 51 Prozent der Anteile. Und heute? Als die beiden Gründerinnen von Mabyen im Januar 2017 zur Aufzeichnung von „Die Höhle der Löwen“ fuhren, war ihr Start-up gerade mal ein paar Monate alt. 125.000 Euro suchten Marie Papenkort und Manuela Apitzsch, um mit ihrem Baby-Spa-Konzept von Düsseldorf aus zu expandieren. Die Investoren konnten sie damit nicht überzeugen – wohl aber mit ihrer Idee von Baby-Pflegeölen. Teleshopping-Expertin Judith Williams wollte beim Ausbau des Geschäfts helfen und sicherte sich die Mehrheit. Knapp zwei Jahre später gibt es die Mabyen-Produkte unter anderen in dm-Filialen. Der Baby-Spa in Düsseldorf läuft weiterhin sehr erfolgreich, speziell an den Wochenenden, sagt Manuela Apitzsch, sei man oft komplett ausgebucht. „Für uns war es die beste Entscheidung, zu DHDL zu gehen“, sagt sie. Schon im ersten Jahr knackte man beim Umsatz die Millionen-Marke. Mit Judith Williams arbeitet Mabyen heute nicht mehr zusammen. Als die Unternehmerin und ihr Geschäftspartner Georg Kofler getrennte Wege gingen, wurden auch die Teams aufgeteilt – die Ansprechpartner von Mabyen gehörten zur Kofler-Seite. „Wir arbeiten super zusammen“, sagt Apitzsch. Gemeinsam will man nun das Konzept weiter vorantreiben: „Wir wollen weitere Spas als Franchise-Modell eröffnen und hatten auch schon Anfragen von Hotels. Einen weiteren Standort wird es voraussichtlich noch in diesem Jahr geben.“
PROTECT PAX (Staffel 4, 2017)Gesuchtes Kapital: 100.000 Euro Gebotene Anteile: 15 Prozent Deal? Ralf Dümmel sicherte sich den Zuschlag. Und heute? Pascal Buchen (Foto) und Anthony Filipiak sorgten mit ihrem flüssigen Displayschutz für Handys für viel Aufmerksamkeit – und das lag speziell an ihrem Auftritt, bei dem Buchen das Gerät sogar mit einem Hammer bearbeitete. Nach der Sendung postete Investor Ralf Dümmel ein Foto aus einer Lagerhalle, in der sich meterhoch die Kisten mit dem Produkt stapelten: „Jetzt pflastern wir den Markt zu.“ Das Produkt fand tatsächlich zunächst reißenden Absatz, wurde dann jedoch zwischenzeitlich von Aldi und anderen Anbietern aus dem Sortiment genommen, weil einige Werbeversprechen auf der Verpackung zu weit gingen. Zwei Jahre später hat sich viel getan bei dem Ratinger Start-up, dessen Displayschutz natürlich längst wieder verfügbar ist bei Amazon und Co. Mitgründer Pascal Buchen hat Protect Pax inzwischen verlassen und lebt in Australien, und auch Anthony Filipiak arbeitet an einer Zukunft nach dem Unternehmen, das nach eigenen Angaben rund drei Millionen Euro Jahresumsatz macht. „Nach der Show habe ich meine Leidenschaft erst richtig erkannt“, sagt er. Gemeinsam mit einem Partner hat er in Hilden die Agentur Amzcomplete ins Leben gerufen, die Firmen dabei hilft, Produkte über den Onlinehändler Amazon zu vermarkten. Protect Pax möchte Filipiak daher verkaufen: „Den Exit plane ich spätestens Ende des Jahres.“
GOLEYGO (Staffel 5, 2018)Gesuchtes Kapital: 500.000 Euro Anteile: 25,1 Prozent Deal? Frank Thelen und Ralf Dümmel boten 500.000 Euro für 35 Prozent der Anteile – und stachen damit Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Georg Kofler aus, die ein Gegenangebot vorbereiten wollten. Und heute? Die Idee von Tim Ley und Jérôme Glozbach de Cabbarus (Foto) überzeugte die Löwen sofort: Hundeleinen, die dank eines Magnetverschlusses mit nur einer Hand anzulegen sind und noch dazu eine extrem hohe Marge versprechen? Da wollten alle dabei sein. Am Ende einigten sich die Gründer aus Köln mit Frank Thelen und Ralf Dümmel. Die Teilnahme hat sich aus Sicht von Gründer Jérôme Glozbach de Cabbarus rückblickend auf jeden Fall gelohnt: „Nach der Sendung haben wir rund 150.000 Hundeleinen in Deutschland verkauft.“ Inzwischen wurde mit der Albert Kerbl GmbH ein Großhändler als Partner gewonnen, der auch beim internationalen Vertrieb hilft – unter anderem über den Online-Händler Amazon. Die Gründer haben dazu ihr Produkt auch weiterentwickelt, die Produktion wurde nach Deutschland verlagert und das Portfolio erweitert. Künftig gibt es verschiedene Leinen für Hunde und auch Zubehör wie Halfter für den Reitsport. Gründer Glozbach de Cabbarus hofft nun auf einen weiteren Schub durch die neue DHDL-Staffel: „Das könnte nochmal einen Push bewirken, beispielsweise wenn kurze Rückblicke aus unserer Staffel gezeigt werden.“
FURRYFIT (Staffel 5, 2018)Gesuchtes Kapital: 200.000 Euro Gebotene Anteile: 15 Prozent Deal? Kein Deal. Und heute? Kontakte zwischen Furryfit und der DHDL-Produktionsfirma gab es schon in Staffel 4. Doch damals trauten sich die Gründer einen Auftritt in der Sendung noch nicht zu. Zu früh käme der Auftritt angesichts des Entwicklungsstands der Gesundheitstracker für Hunde, mit denen sich die Tiere elektronisch überwachen lassen. Ein Jahr später ergriffen die beiden Brüder Jona Timm Neubert und Micha David Neubert ihre Chance und machten mit. Mit den Investoren kamen die beiden zwar in der Sendung nicht ins Geschäft, dafür erlebten sie jedoch bei der Ausstrahlung der Folge, wie die Aufrufe der Internetseite anstiegen. Nach der Show begannen die beiden daher erstmal, die Bestellungen abzuarbeiten. „Wir haben auch eine Fülle an E-Mails mit Fragen oder Kooperationsanfragen bekommen“, sagt Micha Neubert. Ein Vertriebspartner aus dem Bereich Tierarzt-Equipment half dabei, die Verkäufe weiter zu steigern. Insgesamt konnte das Start-up dadurch nach eigenen Angaben weiter organisch wachsen. Jetzt wird das Produkt weiterentwickelt: Demnächst sollen die Hundetracker auch in anderen Farben als rot erhältlich sein. „Für uns hat sich die Teilnahme in jedem Fall gelohnt“, sagt Neubert: „Wir haben im Nachgang viele wichtige Kontakte gewonnen.“ Einer war dabei besonders hilfreich. Denn auch ein „Deal“ kam nach der Sendung noch zustande – allerdings mit einem anderen Investor.