Zusammenschluss in Düsseldorf Das steckt hinter der Trivago-Übernahme von Weekend.com

Düsseldorf · 2016 wurde das Start-up gegründet und vermittelt seitdem über seine Apps Kurztrips an Wochenenden. Die Corona-Krise hat das Team hart getroffen – genau wie Trivago. Gemeinsam will man nun neu durchstarten. Dafür bricht die Hotel-Suchmaschine sogar mit einem langjährigen Prinzip.

 Das Team von Weekend.com wird in die Trivago-Zentrale im Medienhafen umziehen.

Das Team von Weekend.com wird in die Trivago-Zentrale im Medienhafen umziehen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie arbeiten zwei Düsseldorfer Unternehmen künftig Hand in Hand: Die Hotel-Suchmaschine Trivago gab in dieser Woche die Übernahme des ebenfalls in der Landeshauptstadt ansässigen Reise-Start-ups Weekengo bekannt – jenes Unternehmens, über das das „Handelsblatt“ vor einiger Zeit ironischerweise mal schrieb, es entwickele eine Art „Trivago für Wochenendreisen“.

Das Start-up wurde 2016 von Tobias Boese, Ralf Usbeck und Tom Hülser sowie der A&V Holding, dem Family-Office der Allkauf-Gründerfamilie Ackermans, als Investor gegründet. Weekengo hat eine Reise-App entwickelt, die sich auf Kurzurlaube am Wochenende spezialisiert hat. Dabei kombiniert das Programm innerhalb kürzester Zeit nach Eingabe eines Abflughafens verschiedene Varianten von Flügen und Hotels und schlägt sie dem Nutzer vor. Die Idee kam dem Boese vor einigen Jahren, als er einen Kurztrip nach Istanbul buchen wollte. Er suchte mühsam nach verschiedenen Angeboten, die er anschließend seiner Frau präsentierte, die sich dann blitzschnell für ein Angebot entschied. Und Boese dachte sich: Warum gibt es eigentlich kein Angebot, das Kurztrips für die Kunden filtert?

In den vergangenen Jahren hat Tobias Boese dieses Angebot selbst aufgebaut. Die von dem Start-up entwickelte App Weekend.com wurde nach Angaben des Unternehmens mehr als eine Million mal heruntergeladen und ist unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie den USA verfügbar, wobei der deutschsprachige Raum derzeit noch der stärkste Markt für das Start-up ist.

Durch die Übernahme bricht Trivago ein Stück weit mit seiner bisherigen Firmenpolitik. Das 2005 gegründete Unternehmen hatte sich stets auf die Vermittlung von Unterkünften konzentriert. Noch 2017 antwortete der Firmengründer und heutige Aufsichtsrat Rolf Schrömgens in einem Interview mit unserer Redaktion, auf die Frage, warum man nicht auch noch andere Bereiche mit anbiete, dass man zunächst immer noch bei der Suche nach Hotels besser werden müsse.

Doch die weltweite Corona-Pandemie hat die Lage verändert – und wird auch Trivago verändern. Denn das Geschäft hat im vergangenen Jahr massiv gelitten, der Umsatz brach in den ersten neun Monaten 2020 um knapp 70 Prozent auf rund 217 Millionen Euro ein, der Verlust lag mit knapp 237 Millionen Euro sogar höher als der Umsatz. Trivago reagierte mit einem harten Sparkurs und trennte sich unter anderem von rund einem Viertel der bis dahin etwa 1200-köpfigen Belegschaft. Die Aktie war zwischenzeitlich an der Börse nur noch knapp einen Euro wert, in den vergangenen drei Monaten hat sich der Kurs aber wieder etwas erholt.

Parallel zum Sparkurs versucht das Unternehmen, das eigene Geschäftsmodell zu erweitern. Trivago will mehr auf Inspiration setzen, also beispielsweise Ziele anzeigen, die sich in wenigen Stunden mit dem Auto erreichen lassen. Vorstandschef Axel Hefer und sein Team sind überzeugt, dass Reisen mit kurzer Anfahrt künftig wichtiger werden. Aus Hefers Sicht passt Weekend.com daher gut zum Trivago-Fokus, weil man mehr Handlungsoptionen bekommt: „Da wir uns darauf konzentrieren, unser Angebot auszubauen, um Reisenden nicht nur tolle Angebote für Unterkünfte, sondern auch großartige Ideen und Inspirationen zu bieten, die ihnen helfen, die Welt zu erleben, war die Partnerschaft mit Weekend.com naheliegend.“ Auch Weekengo-Chef Tobias Boese sagt, dass Trivago der richtige Partner sei, um die eigene Mission voranzutreiben.

Zum Kaufpreis machten die Parteien auf Anfrage keine Angaben. Ralf Usbeck sagte, Weekengo sei durch die Investoren sehr gut aufgestellt. Letztendlich sei es aber eine gute Möglichkeit für beide Seiten gewesen, selbst in dieser schwierigen Phase von der Übernahme zu profitieren.

Der Kaufpreis dürfte sich allerdings in Grenzen halten. Denn auch Weekengo wurde von der Pandemie hart getroffen – und verbuchte in der Vergangenheit hohe Verluste. Allein 2018 und 2019 fiel laut Angaben im Bundesanzeiger ein Minus von insgesamt rund 4,4 Millionen Euro an. Auch im vergangenen Jahr schrieb man laut Firmenchef Tobias Boese rote Zahlen. Die finanziellen Reserven, die unter anderem durch eine 2018 abgeschlossene dürften weiter geschmolzen sein. Zuletzt hatte Weekengo 2018 eine Series-A-Finanzierungsrunde bekannt gegeben, bei der laut Wirtschaftswoche 5,3 Millionen Euro in das Unternehmen flossen. Das Geld kam damals von Usbecks Firma Vilauma sowie dem US-Tourismusunternehmen Travelzoo.

Die Zusammenarbeit macht allerdings auch noch aus einem weiteren Grund Sinn: Denn Weekengo wurde nicht nur von Ralf Usbeck mitgegründet, sondern nutzt auch die Technologie von dessen Unternehmen Peakwork. Der Unternehmer hat mit seiner ebenfalls in Düsseldorf ansässigen Firma eine Software für Reisekonzerne oder Vermittler entwickelt, mit denen deren Systeme Millionen von Suchanfragen gleichzeitig verarbeiten und Reiseangebote praktisch in Echtzeit darstellen können – vom Hotel über den Flug bis hin zu Pauschalreise-Paketen. Zu den Kunden zählen Reiseanbieter wie Tui, aber eben auch Trivago.

Die handelnden Personen und Unternehmen verbindet sowieso seit Jahren eine enge Partnerschaft, nicht nur aufgrund der Geschäftsbeziehung. Trivago-Vorstand James Carter sitzt beispielsweise auch im Peakwork-Aufsichtsrat. Durch die Übernahme von Weekengo wird die Geschäftsbeziehung nun um eine weitere Episode erweitert.

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