Wettbewerb gegen Gorillas und Co. Bakerix aus Dortmund liefert Backwaren auf Bestellung aus
Dortmund · Der Plattform-Ökonomie gehört die Zukunft. Facebook versucht ein globales Monopol für soziale Kontakte aufzubauen, Flaschenpost versucht seine Position bei Getränken auszubauen - als neue Nische versucht nun Bakerix, sich als Vermittlungsplattform zwischen Bäckern und Kunden zu etablieren.
Ein Mettbrötchen, ein Schokocroissant und ein Bauernbrot frisch aus dem Ofen: In Ruhrgebietsstädten wie Dortmund, Herne oder Essen müssen Verbraucher für diesen Einkauf nicht mehr aus dem Haus – sondern können sich die Ware bis in die Wohnung oder in die Firma liefern lassen. Ähnliches ist bereits in Hamburg und Berlin möglich, in Köln und Mainz werden zumindest am Wochenende auf Vorbestellung die frischen Backwaren ausgefahren. Hinter dem Angebot steht das in Dortmund beheimatete Start-up Bakerix. Das feuert jedoch nicht selbst den Ofen an – sondern kooperiert mit regionalen Bäckereiketten: Im Ruhrgebiet etwa mit Malzers, in Köln mit Merzenich. „Wir suchen uns immer einen etablierten Partner, mit dem wir in neue Märkte hineingehen“, sagt Mitgründer Mirco Grübel. Nach und nach sollen dann pro Standort weitere Cafés und Bäckereien angeschlossen werden.
Das 2021 gegründete Start-up stellt die Bestellplattform und sorgt dafür, dass die Brötchentüten von den Filialen zu den Kunden kommen. Mit diesem Ansatz versucht sich Bakerix als neuer Lieferdienst zu etablieren – in einem umkämpften Markt: In vielen Großstädten sind bereits sogenannte Quick-Commerce-Anbieter wie Gorillas oder Flink unterwegs. Die versprechen, ein Supermarktangebot in wenigen Minuten zuzustellen. Getränkelieferant Flaschenpost aus Münster weitet sein Angebot zunehmend auch auf Lebensmittel aus. Dazu kommen Lieferdienste von Rewe oder Picnic, an dem Edeka beteiligt ist.
Von der Mettbrötchen-Order bis zum Firmenfrühstück
Doch das Bakerix-Team sieht ausreichend Raum für seine Spezialisierung: „Wir konzentrieren uns auf Frischeprodukte“, sagt Grübel, der das Start-ups gemeinsam mit Christian Chyzyk und Stefan Heyne gegründet hat. Während andere Lieferdienste ihre Lager häufig einmal am Tag von Partner-Bäckereien beliefern lassen, will Bakerix die Backwaren nach einer Bestellung direkt aus der Auslage einer Filiale nehmen. Neben der spontanen Mettbrötchen-Order, die in einer halben Stunde ausgeliefert werden soll, sieht Grübel zum einen das umfangreiche Wochenendfrühstück als große Chance für das Start-up. Neben den Backwaren könnten bald Milch, Eier oder Aufschnitt mit in den Warenkorb wandern: „Wir sind angeschlossen an einer der spannendsten Lieferketten in der Lebensmittelindustrie“, sagt Grübel, „Bäckereien haben mehr zu bieten als nur das Plunderstück“. Zum anderen hat das Start-up bereits erste Tests mit Geschäftskunden abgeschlossen – und umfangreiche Frühstücksbestellungen in Büros und Betriebe geliefert.
Mal kommt der Lieferbote dabei mit dem Fahrrad, mal mit dem Auto. Das Start-up verlangt bis zu einer Bestellung von zwölf Euro eine Liefergebühr von 1,80 Euro. Und schlägt hier und da auf die normalen Preise an der Theke ein paar Cent drauf. Investoren glauben an den Erfolg dieses Modells. Bakerix hat vor wenigen Wochen eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen.Zu den Geldgebern gehören dabei der Frühphaseninvestor Cohors Fortuna Capital aus Köln und Styx aus Mannheim. Auch zwei regionale Bäckereiketten hätten sich an dem Start-up beteiligt, verrät Mitgründer Grübel. Inklusive einer ersten Finanzierungsrunde aus dem vergangenen Jahr ist nun etwa eine Million Euro an Bakerix geflossen.
Mehr NRW-Städte auf der Agenda
Aktuell tüftelt das Team im Hintergrund an der Plattform. „Ab Sommer wollen wir dann den Turbo einschalten“, versichert Gründer Grübel. Städte wie Düsseldorf und Duisburg sollen zügig erschlossen werden, weitere Städte in NRW und im Rhein-Main-Gebiet stehen auf dem Fahrplan. Wenn es los geht, werden die Warenwirtschaftssysteme der Bäckereien mit der Plattform verbunden. Bis zu 100 verschiedene Produkte werden dann pro Bäckerei gelistet – vom normalen Brötchen bis zum Streuseltaler.
Die technische Anbindung soll zügig gelingen. Grübel warnt jedoch vor einem zu schnellen Wachstum, um das Start-up nicht zu überfordern: „Das Skalieren muss beherrschbar bleiben.“ Sechs Leute arbeiten aktuell an der Weiterentwicklung des Start-ups, mit den Auslieferfahrern kommt Bakerix auf etwa 30 Mitarbeiter. Hier steht ebenfalls weiteres Wachstum an. Gesucht wird dabei durchaus auch bei anderen Lieferdiensten. Nachdem Gorillas in diesen Tagen ankündigte, mehr als 300 Mitarbeiter aus der Zentrale in Berlin zu entlassen, reagierte Bakerix mit Stellenanzeigen bei Instagram: „Affengeile Jobs, besonders für Gorillas“.