Übernahmeschlacht Staatsanwalt klagt Porsche-Manager an

Stuttgart · Im zähen Ringen um eine gemeinsame Zukunft für Volkswagen und Porsche gibt es den nächsten Paukenschlag: Drei Manager aus dem Finanzbereich der Porsche-Holding sollen nun vor Gericht.

20 Traumarbeitgeber von Nachwuchskräften
21 Bilder

20 Traumarbeitgeber von Nachwuchskräften

21 Bilder

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Anklage gegen drei Manager aus dem Finanzbereich der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE erhoben. Das teilte die Behörde am Dienstag in Stuttgart mit. Die Anklage laute auf Kreditbetrug und hänge mit dem am Ende gescheiterten Versuch der Porsche SE zusammen, die Volkswagen AG zu übernehmen. Die Staatsanwaltschaft sieht den Angaben zufolge genug Anzeichen dafür, dass die drei Führungskräfte eine Bank belogen haben.

Ermittelt wird auch gegen Ex-Porschelenker Wendelin Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter. Welche Auswirkungen die Anklageerhebung auf diese beiden Ex-Topmanager hat, ist noch nicht absehbar.

Bei der nun erhobenen Anklage geht es um einen im März 2009 zur Rückzahlung fälligen Kredit von zehn Milliarden Euro. Die Manager sollen die falschen Angaben im Rahmen von Verhandlungen für die Anschlussfinanzierung gemacht haben. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa arbeiten die drei Beschuldigten inzwischen nicht mehr bei der Porsche-Dachgesellschaft. Die Porsche SE war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Neben dem Vorwurf Kreditbetrug liefen die Ermittlungen wegen Untreueverdachts und Marktmanipulation parallel weiter, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth. Bei diesen beiden Punkten sei noch nicht absehbar, wann die Anklagebehörde zu endgültigen Ergebnissen komme. Im Fokus stehen dabei auch immer noch Wiedeking und Härter.
Bei diesen Verdachtsprüfungen sei "nicht vor Mitte diesen Jahres" mit einem Abschluss zu rechnen.

Die Anklage ist bereits der zweite Paukenschlag aus Stuttgart binnen weniger Tage. Vergangene Woche hatte das Oberlandesgericht (OLG) in der baden-württembergischen Landeshauptstadt entschieden, dass der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch während der Übernahmeschlacht zwischen VW und Porsche seine Pflichten in dem Kontrollgremium verletzt habe. Piëch bestreitet das und geht gegen die OLG-Entscheidung vor, das die Entlastung des Aufsichtsrates der Porsche SE für das Geschäftsjahr 2008/09 wieder einkassierte.

Die jetzt erfolgte Anklage hängt mit der am Ende gescheiterten Versuch der Porsche SE zusammen, die viel größere Volkswagen AG überraschend zu übernehmen. Während dieser Zeit zwischen 2007 und 2009 sicherte sich die Porsche SE mit Finanzgeschäften Chancen für den schrittweisen Einstieg bei VW. Vorgeworfen werde den drei Verantwortlichen aus dem Finanzbereich der Porsche Automobil Holding SE nun, bei Verhandlungen mit einer Bank falsche Angaben über diese Geldgeschäfte gemacht zu haben, die im Zusammenhang mit dem Griff nach der Macht bei VW stehen. Es gehe dabei um schriftliche Auskünfte, die die Bank eingefordert habe.

Im Detail dreht es sich um Folgendes: Die Beschuldigten sollen den Geldbedarf falsch beziffert haben, der bei der Einlösung sämtlicher von Porsche gehaltenen Kaufoptionen auf VW-Stammaktien fällig gewesen wäre. Außerdem heißt es, die drei Manager hätten gegenüber der Bank Teile damaliger Porsche-Geschäfte verschwiegen, die 45 Millionen Euro Wert waren. Porsches damalige Informationspolitik ist bereits Gegenstand vieler juristischer Streitigkeiten im In- und Ausland.

Allein im Landgericht Braunschweig hängen derzeit Klagen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro an. Die Porsche SE ist außerdem auch in den USA mit milliardenschweren Verfahren konfrontiert. Diese Querelen lähmen den Zusammenschluss von Porsche und VW, den sich die einstigen Feinde nach dem Übernahmekampf inzwischen wünschen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort