Neue Preiserhöhungen Staat erlaubt Stromriesen höhere Gewinne

Bonn (RP). Auf Strom- und Gaskunden kommen neue Preiserhöhungen zu. Die Netzagentur erlaubt Konzernen, höhere Renditen zu machen, wenn sie ihre Netze ausbauen. Um wie viel der Strompreis nun steigt, ließen die Konzerne offen.

Strom: So viel kann eine Kleinfamilie sparen
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Foto: ddp

Die Bundesnetzagentur will Strom- und Gaskonzernen mehr Anreize geben, in die deutschen Netze zu investieren. Sie billigt ihnen überraschend höhere Renditen zu. So dürfen Konzerne beim Bau neuer Leitungen ab 2009 eine Rendite von 9,29 Prozent vor Steuern machen; bisher waren es 7,91 Prozent. Altanlagen dürfen künftig 7,56 statt 6,5 Prozent bringen.

Das heißt: Eon, RWE, Vattenfall und EnBW, denen die Netze gehören, dürfen von anderen Lieferanten mehr Geld für die Durchleitung von Strom nehmen. Diese Netzentgelte machen 30 Prozent des Strompreises aus. Um wie viel der Strompreis nun steigt, ließen die Konzerne offen.

Für die Konzerne bedeutet dies Mehrerlöse von 270 bis 300 Millionen Euro pro Jahr, so die Netzagentur. Wegen angeblich unzureichender Renditen müsse nun keiner mehr sein Netz verkaufen, sagte Behörden-Chef Matthias Kurth. Die Netzbetreiber hatten Investitionspläne über 8,6 Milliarden Euro vorgelegt. "Wir setzen ein Signal, dass Investitionen attraktiver werden", so Kurth. Die seien unbedingt notwendig, um die geplanten Windparks in der Nordsee an das Netz anzuschließen.

Verbraucherschützer kritisierten die Entscheidung. Die Netzagentur sei unter dem Druck der Versorger eingeknickt, erklärte die Verbraucherzentrale. Stromnetze seien schließlich ein risikoarmes Geschäft, ergänzte der Bund der Energieverbraucher.

Die Umweltökonomin Claudia Kemfert begrüßte dagegen den Beschluss: "Wir brauchen dringend einen Ausbau der Stromnetze. Die höheren Gewinne müssen dann aber auch in Investitionen ins Stromnetz fließen." Endlich würden "spürbar bessere Voraussetzungen für Investitionen geschaffen, die für die Versorgungssicherheit und den Klimaschutz notwendig sind", sagte ein Eon-Sprecher. Allerdings seien weitere Gespräche zur Lage der regionalen Netze nötig.

Der steigende Ölpreis könnte unterdessen das Wachstum in Deutschland um 0,5 Prozent zurückwerfen. Das gefährde bis zu 200000 Stellen, erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Betroffen seien vor allem Branchen, bei deren Produkten die Verbraucher nun sparten wie Kleidung, Autos oder Urlaub.

Angesichts des steigenden Ölpreises könnte aber auch die Kohleförderung wieder rentabel werden, hoffen SPD-Abgeordnete. Damit könnte der Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlebergbau überdacht werden. "Ich bin dafür, dass wir im Ruhrgebiet einen Sockelbergbau mit zwei Zechen erhalten", sagte der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Grotthaus unserer Zeitung.

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