Lufthansa-Tarifkonflikt Spitzenpolitiker fordern rasche Lösung

Berlin (RPO). Nun haben sich auch Spitzenpolitiker in den Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft ver.di eingemischt. Sie fordern eine rasche Lösung. Fast einhellige Meinung: Der deutsche Urlauber soll nicht unter dem Streit leiden. Der Haushaltsexperte der Unions-Bundestagsfraktion befürchtet mit der steigenden Streiklust eine zunehmende Arbeitslosigkeit.

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Foto: AP

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sagte der "Welt am Sonntag": "Die Tarifautonomie ist ein hohes Gut. Ich appelliere aber an die Tarifparteien, den Konflikt bei der Lufthansa nicht zu überziehen. Gerade auch viele Arbeitnehmer und ihre Familien, die ihren wohlverdienten Urlaub bereits lange gebucht haben, wären die Leidtragenden."

SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend sagte dem Blatt: "Man muss akzeptieren, dass in einem Arbeitskampf gestreikt wird. Aber es ist natürlich ärgerlich, dass weniger der Streikgegner getroffen wird, sondern Unbeteiligte. Darunter sind viele Urlauber. Deswegen kann ich nur an beide Tarifparteien appellieren, doch noch zu einer schnellen Lösung zu kommen."

"Mit der Streiklust steigt auch die Arbeitslosigkeit"

Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Klaus Lippold (CDU), mahnte in der Zeitung: "Jede Möglichkeit, diesen Streik zu vermeiden, muss genutzt werden, nicht nur um die Bürger sicher in den Urlaub gelangen zu lassen, sondern auch um über ein klares Verhandlungsergebnis die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrtindustrie nicht zu schädigen."

Der Haushaltsexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter (CDU), warnte: "Wenn die Streiklust zunimmt, wird die Arbeitslosigkeit auch wieder steigen. Die Fluggesellschaften trifft es doppelt: nach dem Kerosinschock jetzt auch noch der Ärger bei den Lohnkosten."

Auch FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle appellierte an die Tarifparteien: "Besinnt euch, setzt euch an einen Tisch. Löst die Probleme, Ihr habt eine hohe Verantwortung. Die Tarifautonomie ist in einer Bewährungsprobe." Er kritisierte in der Zeitung: "Die vielen Familien mit ihren Kinder, die in ihren Jahresurlaub wollen, dürfen nicht in Geiselhaft genommen werden."

Auswirkungen noch nicht absehbar

Die Auswirkungen des Lufthansa-Streiks am Montag sind noch nicht absehbar. Die größte deutsche Fluggesellschaft will sie so gering wie möglich halten, wie die Sprecherin Claudia Lange am Samstag sagte. Das Unternehmen sei nach wie vor gesprächsbereit. Die Gewerkschaft ver.di rechnet nach eigenen Angaben bis zum Streikbeginn nicht mit einem Signal der Arbeitgeber. Mehrere Bundes- und Landespolitikern appellierten an die Tarifparteien, den Konflikt rasch im Interesse der Urlauber und Arbeitsplatzsicherung zu beenden.

Wo genau das Boden- und Service-Personal ab 00.00 Uhr in der Nacht zum Montag die Arbeit niederlegen werde, sei noch in der Planung, sagte ver.di-Sprecher Harald Reutter. Von dem ersten unbefristeten Streik der Beschäftigten seit 13 Jahren sollen alle Bereiche betroffen sein. Reutter betonte: "Uns geht es darum, die Lufthansa zu treffen, nicht die Passagiere."

Damit reagierte der Gewerkschaftssprecher auf Zweifel der Lufthansa an der Schlagkraft der Gewerkschaft. Der Erfolg des Arbeitskampfs werde nicht daran gemessen, wie viele Flüge ausfielen, betonte Reutter. Wenn die Lufthansa gezwungen sei, zum Beispiel Wartung und Catering von anderen Firmen zu bestellen, "dann kostet das richtig Geld".

Ein Streiktag kostet die Lufthansa nach ver.di-Schätzungen mindestens 5 Millionen Euro, wie die "Bild"-Zeitung berichtete. Sie zitierte den ver.di-Verhandlungsführer Erhard Ott: "Lenkt die Lufthansa nicht ein, wird es spätestens in einer Woche nur noch marginalen Flugbetrieb geben." Ott forderte die Fluggesellschaft auf, ein verbessertes Angebot vorzulegen.

Ver.di fordert für die rund 50.000 Beschäftigten 9,8 Prozent mehr Geld für ein Jahr. Die Lufthansa hat 7,7 Prozent für 21 Monate angeboten und vorgeschlagen, den Konflikt mit einem Schlichtungsverfahren zu lösen.

(afp2)
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