Direktbankkunden drohen Probleme Sparkassen kündigen Verträge mit Visa

Frankfurt/Main (RPO). Kunden von Direktbanken in Deutschland drohen Probleme bei der Bargeld-Beschaffung mit Visa-Karten. Nachdem mit der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe das erste Institut seinen Vertrag mit dem Kreditkartenanbieter gekündigt habe, könnten weitere folgen.

 Die Sparkassen machen ihrem Ärger über Kredikartenanbieter Visa Luft.

Die Sparkassen machen ihrem Ärger über Kredikartenanbieter Visa Luft.

Foto: ddp, ddp

Dies erklärte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Freitag in Berlin. Deutschlands größte Direktbank ING-Diba zeigte sich "wenig beunruhigt" durch den Schritt.

Neben der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe plane auch die Sparkasse Heilbronn ihren Vertrag mit Visa zu kündigen, sagte die DSGV-Sprecherin und bestätigte damit einen Bericht der "Frankfurter Rundschau". "Dass diesem Schritt dann noch weitere Sparkassen folgen, können wir nicht ausschließen." Bei der Sparkasse Siegen sind laut "FR" die Geldautomaten für Visa-Kunden bereits gesperrt. "Visa muss sich bewegen", sagte der Vorstandschef der Sparkasse Siegen, Wilfried Groos.

Die Sparkassen sind erbost darüber, dass Direktbanken wie die ING Diba, die Volkswagenbank oder die DKB keinerlei Kosten für die Bargeldversorgung ihrer Kunden und damit einen Wettbewerbsvorteil haben. Die Institute unterhalten in aller Regel nur ein sehr dünnes Netz mit Geldautomaten und haben deswegen vielfach die Visa-Karte zur Geldkarte umfunktioniert. Damit kommen die Kunden an sämtlichen Geldautomaten im In- und Ausland gebührenfrei an Geld, auch an denen der Sparkassen. Pro Abhebung mit einer Visa-Karte erhalten die Sparkassen eine Gebühr von 1,74 Euro. Bei Abhebungen mit EC-Karten von Konkurrenz-Instituten werden dagegen deutlich höhere Gebühren fällig von 4,50 Euro und mehr.

Die ING-Diba gibt sich angesichts der ersten Kündigung aus dem Lager der Sparkassen gelassen. "Das beunruhigt uns in keiner Weise, hier handelt es sich nur um wenige Automaten, die uns verlorengehen", sagte ein ING-Diba-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Es sei fraglich, ob die Kündigung eines Vertrags mit Visa im Interesse der Kunden einer Sparkasse sei. Diese müssten nach einer Kündigung nämlich ihre Kreditkarten zurückgeben.

Es sei schwer nachvollziehbar, dass die Sparkassen von den Direktbanken höhere Gebühren für Abhebungen haben wollten, sagte der ING-Sprecher. Die internen Kosten der Sparkassen für eine Abhebung beliefen sich auf 60 Cent. Bei der bisherigen Gebühr von 1,74 besteht bereits "eine beträchtliche Gewinnspanne". Insoferen sei es nicht wahr, dass sich für die Sparkassen die Abhebungen von Fremdkunden mit Visa-Karten nicht rechne.

Der Sparkassenverband hält dem entgegen, dass sich "die Kostensituation von Haus zu Haus" anders darstellt. Zudem sei es auch Sicht der Institute auch nachvollziehbar, "wenn sie ihr System nur für Fremdkunden öffnen, wenn sie im Gegenzug ein ähnliches Angebot erhalten", sagte die DSGV-Sprecherin. Die Direktbanken investierten kaum in ein eigenes Automaten- oder Filialnetz, wollte aber die Infrastruktur der Sparkassen gegen günstige Gebühren nutzen. Außerdem würden teils extrem hohe Gebühren fällig, wenn Sparkassen-Kunden mit EC-Karten an den Automaten von Direktbanken abheben wollten.

Druck bekommen die Direktbanken nicht nur von den Sparkassen, sondern auch aus dem Lager der Genossenschaftsbanken, berichtete die "Frankfurter Rundschau". Die Volksbank Siegerland habe bereits vor einigen Monaten ihre Geldautomaten für Visa-Kunden gesperrt. "Vielen Kollegen haben uns auf die Schulter geklopft", sagte Bankvorstand Jens Brinkmann.

(DDP)
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