Neuer Chef bei der Metro So wurde Körber entmachtet

Düsseldorf (RP). Der derzeit noch amtierende Vorstandschef der Metro, Hans-Joachim Körber, passt offenbar nicht mehr in das strategische Konzept des mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden Eckhard Cordes, der jetzt selbst als Vorstandschef die Metro führen wird. Dem Konzern droht die Zerschlagung.

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Foto: Metro Group

Otto Beisheim ist einer, den man mit Fug und Recht einen Pionier nennen kann. Der Gründer der Metro erfand vor mehr als 40 Jahren in Deutschland das Cash & Carry-Geschäft, zu deutsch: den Abholmarkt für Gewerbekunden. So einem zollt man Respekt, seine Meinung zählt. Auch die Spekulationen um seine Mitgliedschaft in der Leibstandarte Adolf Hitlers konnten dem mächtigen Beisheim nichts anhaben.

Über Jahre hinweg waren sich der 83-jährige Handelspionier sowie die Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck als Metro-Aktionäre einig. Doch damit ist es vorbei. Das Aus für Vorstandschef Hans-Joachim Körber ist ein sichtbares Zeichen für den Dissens zwischen den Eigentümern. Bis auf Beisheim wollen alle Veränderungen in der Metro-Landschaft.

Beharrungskräfte gegen Veränderungswillen

Körber und Beisheim als Beharrungskräfte auf der einen, die Haniels und Schmidt-Ruthenbecks mit Veränderungswillen auf der anderen Seite - das ist offenbar schon seit geraumer Zeit die Konfrontationslinie, die durch das Metro-Management läuft.

Als Ende August die Körber-Gegner ihren Metro-Anteil auf zusammengerechnet mehr als 50 Prozent aufstockten, war klar, wohin die Reise geht. "Haniel musste das tun, weil man nicht sicher sein kann, was Beisheim mit seinem Anteil anfängt", hieß es damals aus dem Haniel-Umfeld. Und da der Duisburger Mischkonzern seine Interessen bei der Metro langfristig sichern wollte, musste er handeln.

Der Anfang vom Ende für Hans-Joachim Körber. Der noch amtierende Konzernlenker, seit 2001 Vorstandsvorsitzender der Metro, ist keiner, der sich gern ins Geschäft rein regieren lässt. Nach Angaben von Insidern hat er lange darum gekämpft, seine Strategie durchfechten zu können, aber am Ende war die Macht von Aufsichtsratschef Cordes zu groß.

Die Metro ist nicht rentabel genug

Der Vorwurf an Körber: Die Metro ist nicht rentabel genug. Das richtet sich nicht gegen die Elektronik-Fachmärkte Media-Markt und Saturn und auch nicht gegen da traditionelle Cash & Carry-Geschäft. Aber dafür gegen das Kaufhof-Warenhausgeschäft und noch mehr gegen die SB-Warenhäuser von Real, die der Konzernspitze schon seit Jahren Kopfzerbrechen machen.

Körber wollte dieses Portfolio angeblich nicht mehr ändern. Bis zuletzt glaubte er offensichtlich beispielsweise daran, die Sanierung bei Real durchziehen zu können. So konsequent wie er seine Linie durchgezogen haben soll, so tief sollen zuletzt die Gräben zwischen ihm und Aufsichtsratschef Cordes gewesen sein.

Seine Strategie stand in krassem Widerspruch zu dem, was Haniel beim Zukauf von Metro-Anteilen Ende August verkündet hatte: "Durch die Maßnahme wird auf der Gesellschafterebene eine langfristige Stabilität geschaffen, die es der Metro AG ermöglicht, alle Potenziale zur Wertsteigerung zu heben." Und Eckhard Cordes setzte noch einen drauf: Es seien die Voraussetzungen geschaffen, "alle wertsteigernden Maßnahmen und strategischen Optionen zu prüfen, zu entscheiden und umzusetzen". In vorsichtiger Manager-Haltung roch das ein bisschen nach Radikalumbau beim größten deutschen Handelskonzern.

Haniel-Chef Cordes muss die kompromisslose Haltung seines scheidenden Metro-Amtskollegen Körber fast sympathisch sein. Er selbst war vor Jahren genau so wenig einigungsbereit, als er bei DaimlerChrysler den Kampf um die Nachfolge von Jürgen Schrempp gegen Dieter Zetsche verlor. Mercedes-Chef Cordes verließ den Autobauer. Wenig später ging sein Stern bei Haniel neu auf. Nun steuert er die Geschicke eines Konzerns, der als Aushängeschild im Ruhrgebiet gilt, das abseits aller Börsenbeachtung ein gewaltiges Rad dreht.

Was Cordes nun bei der Metro vor hat, darum ranken sich endlose Spekulationen. Von Zerschlagung des Konzerns ist die Rede, vom Verkauf von Immobilien, der Zusammenlegung des Kaufhof-Warenhausgeschäfts mit dem des Konkurrenten Karstadt, vom Verkauf von Real. Eines steht auf jeden Fall fest: Wenn Körber im Oktober geht, wird das nicht die letzte Veränderung bei der Metro gewesen sein.

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