Vergleich mit US-Börsenaufsicht wegen Schmiergeldaffäre Siemens zahlt 800 Millionen Dollar Geldstrafe

Washington (RPO). Die Kosten für die Schmiergeldaffäre, in der der Weltkonzern Siemens steckt, weiten sich deutlich aus: Die Siemens AG steht offenbar unmittelbar vor einem Vergleich mit den US-Behörden. Wie aus eingereichten Gerichtsunterlagen hervorgeht, könnte das Unternehmen eine Geldstrafe in Höhe von 800 Millionen Dollar oder mehr zahlen. Dafür würden die Ermittlungen eingestellt. Siemens wolle sich dazu am Montag vor einem Gericht in Washington schuldig bekennen.

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Foto: AP

Ein Siemens-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht konkret zum Zeitpunkt einer abschließenden gerichtlichen Entscheidung äußern, bestätigte am Freitagabend aber, man stehe "kurz vor dem Abschluss der Untersuchungen durch die SEC und das US-Justizministerium". Ähnlich äußerte sich eine Siemens-Sprecherin in den USA. Das Justizministerium gab zunächst keine Stellungnahme ab.

Das Justizministerium wirft Siemens vor, zwischen 2001 und 2007 in mehreren Fällen Schmiergelder gezahlt zu haben. Auch die versuchte Fälschung von Geschäftsunterlagen wird dem Konzern zur Last gelegt. Mehrere Tochterunternehmen werden ebenfalls der Korruption beschuldigt; unter anderem sollen Schmiergelder an die frühere irakische Regierung geflossen sein.

Da Siemens auch an der New Yorker Börse gelistet ist, unterliegt es der Aufsicht der SEC, die in Korruptionsfällen häufig hohe Strafen verhängt. Vorsorglich hat der Konzern im November Rückstellungen von einer Milliarde Euro für mögliche Zahlungen an die US-Behörden und die deutsche Justiz gebildet. Dies eingeschlossen hat die Schmiergeldaffäre Siemens nach eigenen Angaben bisher 2,5 Milliarden Euro gekostet.

Siemens verklagt frühere Manager in Griechenland

Im Zuge der Korruptionsaffäre in griechenland verklagt Siemens frühere Manager auf Schadenersatz. Das Unternehmen bestätigte der "Süddeutschen Zeitung", man werde beim Landgericht München gegen ehemalige Führungskräfte der Siemens-Landesgesellschaft in Griechenland vorgehen. Namen habe das Unternehmen nicht genannt, schrieb das Blatt.

Nach Informationen der Zeitung handelt es sich um den Ex-Chef von Siemens-Griechenland, Michael Christforakos, und einen früheren Generaldirektor in Athen, Prodomos Mavridis. Sie sollen dazu beigetragen haben, dass hohe Millionenbeträge in schwarze Kassen geleitet und anschließend für Schmiergeldzahlungen genutzt wurden.

Die Zeitung schrieb, IG-Metall-Chef Berthold Huber solle bei Siemens stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats werden. Die Arbeitnehmerseite im Kontrollgremium wolle Huber im Anschluss an die Siemenshauptversammlung am 27. Januar für diesen Posten vorschlagen. Huber würde damit als Vizechef der Siemenskontrolleure den zurückgetretenen Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsrat Ralf Heckmann ablösen.

(AP)
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