Altersteilzeit Siemens will ohne Entlassungen auskommen

München (rpo). Siemens will bei der Sanierung seiner angeschlagenen Kommunikationssparte Com zunächst ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen. Die angestrebten Einsparungen will das Unternehmen nach eigenen Angaben über eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit von 35,8 auf 30,0 Stunden erreichen.

Zudem soll das Personal mithilfe von Abfindungsangeboten, Regelungen zur Altersteilzeit und einer Beschäftigungsgesellschaft reduziert werden. Die IG Metall äußerte sich zufrieden mit dem Verhandlungsergebnis.

Mit der Einigung schaffe der Konzern die Basis für eine Anpassung der Beschäftigtenzahl an die veränderten Rahmenbedingungen in diesem Marktsegment, sagte Siemens-Personalvorstand Jürgen Radomski. Siemens hatte bereits Anfang der Woche angekündigt, angesichts von Überkapazitäten Vertrieb und Service im Enterprise-Geschäft neu auszurichten. IG-Metall-Vize Berthold Huber wertete die Vereinbarung als Beweis dafür, "dass es Alternativen zum phantasielosen Beschäftigungsabbau gibt". Die Tarifverträge böten diesen Spielraum.

Für die Reduzierung der Arbeitszeit nutzt Siemens nach weiteren Angaben eine Regelung im Tarifvertrag. Gespräche über Details würden unverzüglich beginnen. Außerdem biete das Unternehmen Mitarbeitern die Möglichkeit, in eine Qualifizierungsgesellschaft zu wechseln, um damit einen neuen Arbeitsplatz innerhalb oder außerhalb des Konzerns zu finden. Darüber hinaus wolle man den Beschäftigten Aufhebungsverträge und Altersteilzeit anbieten.

Nach Angaben der IG Metall werden zudem in Übereinstimmung mit dem Anfang des Jahres geschlossenen Tarifvertrag für die Siemens-Niederlassungen alle 12 000 Beschäftigten der Service-Gesellschaften zum 1. Oktober wieder in die Siemens AG integriert. "Damit ist eine der wesentlichen Forderungen der Beschäftigten und der IG Metall erfüllt. Denn diese Geschäfte und die daran hängenden Arbeitsplätze können nicht mehr von heute auf morgen durch einfachen Eigentümerwechsel verkauft werden", sagte Huber.

Überkapazitäten

Die Siemens-Sparte Com leidet unter Überkapazitäten. Konzernchef Klaus Kleinfeld hatte zuletzt am vergangenen Montag einen Stellenabbau in dem Bereich angekündigt, aber keine Zahlen genannt. Zu Com gehörte auch das Handy-Geschäft, das Siemens nach monatelanger Ungewissheit an den taiwanischen Elektronikkonzern BenQ verkauft hatte.

Einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge gelingt Com im laufenden vierten Quartal die Rückkehr in die Gewinnzone. Nach zwei Verlustquartalen erziele die Sparte, die auch nach dem Verkauf der Handyfertigung zu den drei angeschlagenen Geschäftsfeldern des Münchner Konzerns zählt, einen kleinen Gewinn vor Steuern und Zinsen. Ein Siemens-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Im dritten Quartal hatte Com einen Verlust von 70 Millionen Euro ausgewiesen.

Neben der Kommunikationssparte erfüllen auch der IT-Dienstleister SBS und der Logistikbereich L&A die von Kleinfeld ausgegebenen Renditeziele nicht. Siemens hatte deshalb am Montag allein für SBS einen Abbau von 2400 Arbeitsplätze in den kommenden zwei Jahren in Deutschland angekündigt.

(afp)
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