Hauptversammlung des Technologiekonzerns Siemens startet 2011 mit Rekordgewinn

München (RPO). Siemens hat seine Aktionäre am Dienstag mit dem höchsten Quartalsgewinn der Unternehmensgeschichte und überraschend vollen Auftragsbüchern begeistert. Auf der Hauptversammlung überschütteten die Anleger Konzernchef Peter Löscher mit Lob. An der Börse setzten sich Siemens-Aktien kurz nach Handelsbeginn an die Spitze im Dax, gaben im Verlauf aber wieder Kursgewinne ab.

Die teuersten Unternehmen der Welt 2011
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"Die Zahlen zeigen: Siemens ist voll auf Wachstumskurs", sagte Löscher. "Auftragseingang und Umsatz wachsen in allen Regionen, besonders in den Schwellenländern." Der Gewinn stieg im ersten Quartal um 15 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro, der Umsatz legte um 12 Prozent auf 19,5 Milliarden zu und der Auftragseingang sogar um 19 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro. Vor allem im Industrie- und im Kraftwerksgeschäft läuft es für Siemens rund.

Für das Gesamtjahr kündigte Löscher mehr Umsatz, deutlich mehr Aufträge und einen Gewinnsprung um mindestens 25 Prozent von 4,1 Milliarden auf über 5 Milliarden Euro an, obwohl sich das weltweite Wirtschaftswachstum "sicherlich abflachen" werde. " Wir sind voll auf Kurs, unsere für 2011 gesteckten Ziele zu erreichen", betonte Löscher.

Korruptionsaffäre, Wirtschaftskrise und Konzernumbau seien abgeschlossen. "Heute sind wir wieder im Reinen mit uns selbst und zurück an der Weltspitze. Wir sind wieder da, wo Siemens hingehört", sagte Löscher unter dem Beifall der 8.000 Aktionäre und gab als neues Ziel aus: "Wachstum! Wachstum! Wachstum!"

Die Rahmenbedingungen seien hervorragend. Der Auftragseingang in China sei um 50 Prozent gewachsen, in Indien um 160 Prozent. Die Industrieländer müssten ihre Infrastruktur modernisieren, und die Schwellenländer holten "die Entwicklung der Industrienationen im Zeitraffer auf", sagte der Siemens-Chef.

"Das klassische Industriegeschäft - also Industrieautomatisierung und Antriebstechnik - hat zu seiner gewohnten Stärke und Dynamik zurückgefunden", sagte Löscher. Die Bestellungen im wichtigen Kraftwerksgeschäft hätten sich verdoppelt. Nur die Medizintechnik blieb wegen Belastungen in der Labordiagnostik und Startproblemen mit einer neu entwickelten Ionenkanone hinter dem Vorjahresergebnis zurück.

Kritik an Managergehältern

Der DWS-Fondsmanager Henning Gebhardt bescheinigte Löscher auf der Hauptversammlung "eine großartige Leistung des Managements". Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sagte: "Ich gratuliere dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und jedem Mitarbeiter zu diesem hervorragenden Ergebnis."

Die Dividende für die Aktionäre wurde kräftig erhöht auf 2,70 Euro, der Aktienkurs stieg binnen Jahresfrist um die Hälfte. Nur an den hohen Bezügen von Löscher und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme äußerten die Aktionärsvertreter Kritik. "Ihre Bezüge sind an der oberen Grenze", sagte Bergdolt. Löscher hat im vergangenen Jahr gut zehn Millionen Euro verdient.

Fragen zu einem möglichen Verkauf der hoch profitablen Lampensparte Osram beantwortete der Konzernchef nicht. Bergdolt und die Sprecherin der Allianz-Lebensversicherung, Jutta Rosenbaum, mahnten auch eine baldige Lösung für die angeschlagene Netzwerk-Beteiligung mit Nokia (NSN) an.

Aber Siemens sei gut aufgestellt, könne es mit der wachsenden Konkurrenz aus den Schwellenländern aufnehmen und sei für die Allianz ein langfristiges Kerninvestment, sagte Rosenbaum: " Siemens erntet jetzt die Früchte einer weitsichtigen Unternehmenspolitik."

3.000 offene Stellen in Deutschland

Mit Industrieautomatisierung, Steuerungstechnik, Zügen, Gas-Dampfturbinen-Kraftwerken und Computertomographen ging es für Siemens weiter steil bergauf. "Die Lieferzeit ist in einzelnen Bereichen ein Thema", sagte Löscher.

In der Krise habe Siemens 7.000 neue Stellen geschaffen, darunter 1.000 in Deutschland. "3.000 Stellen in Deutschland sind offen", sagte der Konzernchef. Gegen die steigenden Rohstoffpreise habe sich Siemens zum Teil abgesichert, "Versorgungsengpässe haben wir nicht", sagte Finanzvorstand Joe Kaeser.

Zuletzt hat Siemens seine angeschlagene IT-Tochter SIS in eine Partnerschaft mit der französischen Atos eingebracht und seine Anteile an Gigaset und am Panzerhersteller Krauss-Maffei-Wegmann verkauft. SIS belastete das Ergebnis im ersten Quartal mit 136 Millionen Euro, eine weit größere Abschreibung soll im laufenden Quartal als Abschluss folgen.

(apd)
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