Handelsketten zu Zugeständnissen bereit Seehofer warnt vor neuem Milch-Lieferboykott

Berlin (RPO). Droht Deutschland ein neuer Milch-Lieferboykott? Verbraucherminister Horst Seehofer hat die Bauern vor einem solchen Schritt gewarnt. Unterdessen bekommen die Milchviehhalter Unterstützung von der EU. Inzwischen sind auch die Handelsketten zu Zugeständnissen bereit.

Milchbauern machen die Straßen dicht
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Unmittelbar vor dem am Dienstag geplanten Milchgipfel in Berlin hat Seehofer die Landwirte vor einem neuen Lieferboykott gewarnt. "Davon kann ich nur abraten", sagte der CSU-Politiker der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag.

EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel machte den deutschen Milcherzeugern Hoffnung. "In den aktuellen Beratungen zur landwirtschaftlichen Lage werden wir eine Lösung für die kleinen Milcherzeuger finden, damit sie auch ohne Milchquoten überleben können", sagte sie der "Bild"-Zeitung.

Unterdessen hat der Bund Deutscher Milchviehhalter eine Preiserhöhung um zehn Cent gefordert. "Zehn Cent je Liter mehr für die Bauern müssten bis Oktober möglich sein, wenn unsere Forderungen umgesetzt werden", sagte BDM-Präsident Romuald Schaber den "Stuttgarter Nachrichten". Der Milchpreis müsse dann auf 43 Cent je Liter steigen.

Der Gipfel soll den seit Monaten schwelenden Streit über höhere Milchpreise endgültig beenden. Seehofer hat dazu Vertreter aus Handel, Industrie, Molkereien und Milchbauern eingeladen. Bisher hat Seehofer nur Einzelgespräche mit den jeweiligen Interessengruppen geführt. Nach einem einwöchigen Milchstreik im Juni hatten viele Handelsketten und Molkereien die Milchpreise erhöht.

Laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" erwägen die großen Handelsketten weitere Zugeständnisse. Vertreter von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka hätten in Vorgesprächen ihre Bereitschaft erklärt, künftig auf aggressive Werbekampagnen für Milch- und Butterschnäppchen zu verzichten, berichtete die "Wirtschaftswoche". Stattdessen soll offenbar stärker mit regionalen Marken geworben werden, heißt es demnach in der Branche. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hofft dem Magazin zufolge, durch ein Verzicht auf "Lockvogel-Angebote" den seit Monaten schwelenden Streit zwischen Handel und Landwirten zu entschärfen.

EU-Kommissarin Fischer-Boel forderte die Milchbauern zu einer engen Zusammenarbeit auf. Dadurch würden sie ihre Position in den Verhandlungen mit Molkereien und Handel stärken. Die Milchquoten liefen definitiv im Jahr 2015 aus, betonte sie. "Es gibt viele deutsche Milchbauern, die es gar nicht abwarten können, ihre Milchproduktion zu erhöhen und die enormen Möglichkeiten des wachsenden Weltmarktes zu nutzen", sagte die Kommissarin.

(ap)
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