Benzin wird teurer Schwacher Euro hat nicht nur Nachteile

Düsseldorf (RPO). Der Euro steht angesichts der Schuldenkrise in Europa unter Druck. Doch die vermeintliche Schwäche der Gemeinschaftswährung hat nicht nur Nachteile. Gerade die deutsche Wirtschaft profitiert. Doch Autofahrer spüren den schwachen Euro in der Geldbörse.

Was Inflation konkret bedeutet
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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Euro hat in den letzten Wochen und Monaten arg gelitten. Der Ruf ist wegen der Schuldenkrise in Griechenland, Portugal und anderen Sorgenkindern angekratzt. Auch der Kurs der Gemeinschaftswährung gab zuletzt deutlich nach. Zu Jahresbeginn lag der Euro noch bei knapp 1,50 US-Dollar, jetzt bewegt er sich in Richtung 1,30 Dollar.

Was sich zunächst dramatisch anhört, ist in Wirklichkeit gar nicht so schlimm. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung springen die deutschen Exporte wieder an. Dabei ist ein schwacher Euro sogar eine Hilfe. Durch dessen Abwertung werden deutsche Waren im Ausland günstiger. Allerdings geht rund die Hälfte der Exporte in die Eurozone.

"Es ist jetzt nicht so, als wenn das ein Riesenproblem ist", sagte am Freitag der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, in der ARD. Der exportierenden Wirtschaft helfe ein schwächerer Euro sogar. Andererseits sei die deutsche Wirtschaft daran interessiert, "dass der Euro eine Währung ist, die Vertrauen genießt."

Viele Konjunkturexperten sehen die Abwertung des Euro in dem momentanen Umfang ebenfalls nicht dramatisch. Sie halten die Währung für überbewertet: Ihrer Ansicht nach entspricht selbst der aktuelle Kurs nicht dem tatsächlich angemessenen Niveau. Diese Grenze sei erst bei rund 1,20 Dollar erreicht.

Die Kehrseite der Medaille: Importe verteuern sich. Die Kraftstoffpreise haben erst Ende April ein neues Jahreshoch erreicht. Wie der ADAC am Montag mitteilte, habe Benzin gegenüber dem Vorjahr 20,2 Cent mehr gekostet. Diesel sei um 18,4 Cent teurer gewesen. Grund für die Entwicklung waren nach Angaben des Automobilclubs insbesondere die weiter gestiegenen Rohölnotierungen sowie die aktuelle Schwäche des Euro. Auch Waren wie Kaffee und exotische Obstsorten werden tendentiell teurer. Der Urlaub in den USA ist dann ebenfalls nicht mehr so günstig.

Experten erwarten Inflation

Wirtschaftsexperten und Banker rechnen infolge von Bankenkrise, Staatsverschuldung und Kreditzusage an Griechenland mit einem deutlichen Anstieg der Preise. "Wenn die deutsche Wirtschaft wieder in Gang kommt, müssen wir in den nächsten fünf Jahren mit drei bis fünf Prozent Teuerung rechnen", sagte Commerzbank-Anlagespezialist Chris-Oliver Schickentanz der "Thüringer Allgemeinen". Die hohe Staatsverschuldung lasse sich nur mit Inflation gegenfinanzieren. Dies ist ein gängiges Mittel, um die Last der Kredite zu mindern - das Geld wird einfach entwertet.

Außerdem wird bei einer anziehenden Wirtschaft langsam Kapital von den Geldmärkten zurückgezogen. Im Gegenzug erhöht die Zentralbank dann die Leitzinsen, wodurch Kredite teurer und Sparanlagen lukrativer werden. Die Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) sieht dem Bericht zufolge den Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung derzeit zwar noch nicht gekommen, erwartet diesen Schritt der Zentralbanken aber ab September dieses Jahres.

Auch der Freiburger Finanzexperte Bernd Raffelhüschen geht von einem Anstieg der Teuerung auf bis zu fünf Prozent in den nächsten Jahren aus. Angesichts der extrem hohen deutschen Staatsverschuldung bleibe kein anderer Weg, erklärte er demnach.

(Reuters/AP/ndi)
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