Pulsmesser statt Bargeld Schnäppchenjagd: Krankenkassen buhlen um Kunden

Berlin (rpo). Bonusprogramme, Prämien oder sonstige Modelle: Am 1. Januar geht's los. Dann beginnt der Wettbewerb um den gesundheitsbewussten Kassenpatienten. Motto: Wer sich irgendwie fit hält, kann sparen - was vorher erhöht wurde.

Zwar muss der mündige Patient künftig viel mehr zuzahlen. Wer aber regelmäßig zur Vorsorge geht, sich fit hält oder zur Selbstbeteiligung entschließt, kann die höheren Belastungen teilweise wieder einsparen.

Einige Modelle im Überblick:

Die BARMER ERSATZKASSE belohnt gesundheitsbewusstes Verhalten mit Bonuspunkten. Honoriert wird sportliche Aktivität, aber auch Rückenschule, Stressbewältigung oder der Verzicht aufs Rauchen. Auch für Vorsorge oder Grippeschutzimpfungen gibt es Punkte, die gegen Sachprämien oder eine Gesundheitsreise eintauschbar sind. Eine Sonderstellung erhalten chronisch Kranke, die sich in so genannten Chronikerprogrammen behandeln lassen. Für alle freiwillig Versicherten bietet die Barmer einen so genannten Selbstbehalttarif. Voraussetzung ist, dass der Versicherte das Prinzip der Kostenerstattung wählt, also jede Arztrechnung erst mal selbst bezahlt und dann bei der Kasse einreicht. Wer sich vorab zu einer Selbstbeteiligung an Behandlungskosten bis zu 320 Euro bereit erklärt, erhält einen Bonus von 250 Euro.

Auch beim Bonusprogramm der DEUTSCHEN ANGESTELLTEN KRANKENKASSE (DAK) können Versicherte künftig Punkte sammeln und diese gegen Pulsmesser und Bauchmuskeltrainer oder gegen Zuzahlungen aufrechnen. Chronisch Kranke können die Praxisgebühr durch das Einschreiben in Gesundheitsprogramme sparen. Für Versicherte, die sich in ein Hausarztmodell einschreiben, gilt dasselbe. Freiwillig Versicherte, die das Prinzip der Kostenerstattung wählen, können sich künftig Beiträge bis zu einer Höhe von 650 Euro zurückerstatten lassen.

Als einzige gesetzliche Kasse sammelte die TECHNIKER KRANKENKASSE (TK) bereits in diesem Jahr Erfahrungen mit einem Bonusprogramm. Freiwillig Versicherte, die sich bereit erklärten, bis zu 300 Euro Behandlungskosten zu tragen, bekommen von der TK einen Bonus von 240 Euro überwiesen. Wer nicht zum Arzt muss oder unter seinen Selbstbehalt bleibt, für den lohnt sich das. Die TK konnte so nach eigenen Angaben im Jahr 2003 rund 3000 Abwanderungen zu Privatversicherern verhindern. Ab 2004 bietet die TK zudem Bonuspunkte für alle Versicherten, die Sport treiben oder zur Vorsorge gehen. Diese Punkte können gegen Prämien wie Cityroller oder Trampolins getauscht werden. Für Chroniker in strukturierten Behandlungsprogrammen begrenzt die TK die Zuzahlungen generell auf 60 Euro. Damit können die Betroffenen laut TK bis zu 100 Euro im Jahr sparen.

Als Beispiel für die 17 ALLGEMEINEN ORTSKRANKENKASSEN (AOK) bietet die AOK Baden-Württemberg jedem Versicherten, der zur Vorsorge geht, einen Bonus von 30 Euro. Nochmal 30 Euro gibt es für den Nachweis körperlicher Fitness. Chronikern kann die Praxisgebühr und teilweise auch die Zuzahlung erlassen werden. Der für freiwillig Versicherte mögliche Selbstbehalt ist abhängig vom Einkommen in vier Stufen unterteilt. Der Selbstbeteiligung von 200 bis 380 Euro steht ein möglicher Bonus von 120 bis 300 Euro entgegen. In keinem Fall übersteigt das Risiko 80 Euro.

Die BETRIEBSKRANKENKASSEN (BKK) wollen ebenfalls Boni für Hausarztmodelle und Vorsorgeuntersuchungen anbieten. Für angesammelte Punkte gibt es dann zum Beispiel ein Fahrrad als Prämie oder bis zu 300 Euro Beitrag zurück. Auch Arbeitgeber können profitieren, wenn sie etwa Betriebssport fördern oder Rauchverbot einführen.

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