Insolvente Drogeriekette Schlecker will mit Lieferanten sprechen

Ulm/Berlin · Wie geht es weiter bei Schlecker? Am Dienstag sollen Gespräche mit den Lieferanten aufgenommen werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter will rasch eine Lösung finden. Zehntausende Mitarbeiter bangen jedoch um ihre Jobs.

Fragen und Antworten zur Schlecker-Insolvenz
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Bei der insolventen Drogeriekette Schlecker sollen an diesem Dienstag Gespräche mit den Lieferanten aufgenommen werden. Dies kündigten der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und das Unternehmen am Montag an.

"Ich bin zuversichtlich, dass die uneingeschränkte Betriebsfortführung kurzfristig sichergestellt werden kann", erklärte Geiwitz am Abend. Ziel sei es, "mit Familie, Management und Lieferanten eine Einigung herbeizuführen und zusammen eine zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten". Der Geschäftsbetrieb laufe unverändert weiter und auch die Zahlung der Gehälter sei gesichert.

Der Insolvenzverwalter hatte am Montagmittag seine Arbeit aufgenommen und begonnen, die Bücher der Kette zu sichten. Das Amtsgericht muss nun zunächst feststellen, ob die Voraussetzungen gegeben sind, das Insolvenzverfahren überhaupt zu eröffnen und in welcher Form es ablaufen wird. Bei der angestrebten Planinsolvenz würde ein Verwalter eher zum Berater, während er bei einer regulären die Zügel in den Händen hält.

Schlecker soll trotz Insolvenz in Familienhand bleiben. Mit diesem Anspruch geht das Unternehmen in die Gespräche mit seinen Gläubigern, nachdem es am Montag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Ulm gestellt hatte. Zehntausende Mitarbeiter bangen derweil um ihre Jobs. Denen sagte Schlecker allerdings zu, man fühle sich "tarifvertraglichen Regelungen verpflichtet".

BA-Chef sieht gute Chancen für Beschäftigte

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, sieht gute Chancen für Schlecker-Beschäftigte: "Die Arbeitsagenturen haben aber bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in solchen Fällen schnell reagieren und die Betroffenen gut unterstützen können, zum Beispiel bei der Quelle-Insolvenz", sagte Weise der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). "Die Arbeitskräftenachfrage im Einzelhandel ist derzeit hoch, so dass die Chancen gut sind", fügte er hinzu.

Die Insolvenz der Drogeriekette Schlecker wird sich nach Ansicht des Konkurrenten Rossmann nicht auf die Verbraucherpreise auswirken. "Der Wettbewerb funktioniert seit vielen Jahren und ist geprägt von Preiskämpfen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern", sagte Unternehmenschef Dirk Roßmann der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). Roßmann geht davon aus, "dass Schlecker zunehmend umsatzschwache Läden schließt". Er hatte zuletzt an einigen Schlecker-Märkten Interesse gezeigt.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mahnte nach Angaben der Zeitung zur Rücksicht auf die Beschäftigten. Es sei wichtig, "dass die Familie Schlecker alles dazu beiträgt, für einen Fortbestand des Unternehmens zu sorgen und die Arbeitsplätze zu erhalten", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Schlecker hatte am Freitag mitgeteilt, dass Deutschlands größte Drogeriekette zahlungsunfähig ist und eine Planinsolvenz angekündigt. Am Montag stellte das Familienunternehmen aus Ehingen dann einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Ulm. Europaweit arbeiten mehr als 40 000 Menschen bei Schlecker, etwa 30 000 davon in Deutschland.

(dpa/sap)
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